Die Macher des "Theater im Engel": Götz Knieß (von links) und Olaf Jungmann blicken gemeinsam mit Martina Dienstberger, die künftig für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, und Engelwirt Karl Hummel positiv in die Zukunft.. Foto: Schuster Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Das "Theater im Engel" startet in die zweite Spielzeit / Eigeninszenierungen laufen gut

Königsfeld-Neuhausen. Mittlerweile läuft das "Theater im Engel" in Königsfeld-Neuhausen seit über einem halben Jahr. Karl Hummel, Eigentümer des "Engel" und seine Mitstreiter vom "Rollmops-Theater", Olaf Jungmann und Götz Knieß, ziehen im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten Bilanz und wagen einen Ausblick in die Zukunft.

Die wichtigste Frage gleich vorweg: Wird das Projekt "Theater im Engel" fortgesetzt?

Hummel: Klar! Aus unserer Sicht hat sich das neue Konzept bewährt. Für uns als Engel-Betreiber sind die Freiräume in den Spielpausen sehr wichtig, um auch unser eigenes Gaststätten-Geschäft gut bedienen zu können. Das klappt reibungslos. Diese neue Kooperation wird von unseren Gästen gut angenommen.

Was lief in den vergangenen neun Monaten gut?

Jungmann: Gut funktioniert haben vor allem unsere Eigen-Inszenierungen. Für unseren Gastwirt ist die Kombination von Kultur und Gastronomie voll aufgegangen.

Wie sieht es mit der Zusammenarbeit im Team aus?

Knieß: Die Möglichkeit, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die in die gleiche Richtung ziehen, ist ein Glücksfall. Ich habe auch schon ganz andere Modelle erlebt. Unsere Schauspieler machen hier die Erfahrung, dass man durchaus auch lustvoll kreativ sein kann, was nicht in jedem Ensemble der Fall ist. Es gibt keine Probleme, die nicht lösbar sind.

Wie waren die Besucherzahlen in den ersten neun Monaten?

Knieß: Wir hatten noch nie ein volles Haus. Aber das ist auch kaum zu erwarten, denn wir stehen erst am Anfang. Was wir hier machen, wird sich herumsprechen und das braucht seine Zeit. Aber wichtiger als hohe Besucherzahlen ist es uns, dass die Leute hierher kommen und sich wohlfühlen, und genau das wird weitergetragen.

Also ist die Kooperation von "Theater und Dorfkneipe" auf Langfristigkeit angelegt?

Jungmann: Natürlich. Alles andere würde auch keinen Sinn machen. Das Ganze braucht einfach seine Zeit. Man eröffnet kein Theater nur für ein Jahr.

Blicken wir also in die Zukunft: Wo muss etwa korrigiert und verändert werden, damit es noch besser läuft?

Knieß: Was erstaunlicherweise nicht so gut lief, war das Kindertheater. Möglicherweise sind die Sonntagstermine auch nicht ideal. Darum haben wir für die nächste Spielzeit die Sonntagsaufführungen, allerdings mit Ausnahme der Adventssonntage, erst einmal rausgenommen.

Und wie sieht es bei den Angeboten für Erwachsene aus?

Jungmann: Bei den Besucherzahlen der Konzerte gab es Licht und Schatten. Vielleicht liegt es auch an einem Überangebot an Events in der Umgebung. Allerdings gab es auch intern bei uns eine gewisse "Werbeschwäche". Das haben wir erkannt und gegengesteuert. Martina Dienstberger wird sich künftig verstärkt um unsere Öffentlichkeitsarbeit kümmern.

Waren Sie mit der Unterstützung durch die Gemeinde Königsfeld zufrieden?

Jungmann: Für mich als Theatermacher neu im positiven Sinne war die Erfahrung, dass sich die Gemeinde unglaublich für unsere Arbeit interessiert, sich sogar anbietet. Bei jeder Premiere war entweder der Bürgermeister oder ein Ortsvorsteher da – diese Anerkennung ist relativ neu für mich. Ich glaube manchmal, ich bin in eine komplett neue Welt eingetaucht.

Wie wirkt sich die Kooperation mit dem Theater speziell auf das Lokal aus?

Hummel: Positiv. Wir kriegen durch den Spielbetrieb eine enorme Werbung. Es kommen Gäste ins Haus, die würden wir hier bei uns sonst vermutlich nie sehen. Viele Leute erinnern sich wieder vermehrt an den "Engel" als Event-Lokal. Wir haben jetzt schon die ersten Buchungen für Weihnachtsfeiern von Firmen.

Gab es durch den erfolgreichen Start des "Theater im Engel" irgendwelche Auswirkungen oder Konsequenzen für das Villinger Rollmops-Theater?

Jungmann: Der ursprüngliche Plan war, beide Theater zu betreiben, da das Rollmops-Theater in meinem Besitz war. Das ließ sich aber aus zeitlichen Kapazitätsgründen nicht durchhalten. Meine Entscheidung fiel dann eindeutig zugunsten des "Engel" aus und ich habe zum 31. August die Schlüssel in Villingen abgegeben.

Das Herbstprogramm hat erst vor Kurzem gestartet. Bleibt es beim bisherigen Mix der Veranstaltungen?

Jungmann: Im Großen und Ganzen ja. Musikveranstaltungen und Kabarett gibt es auch wieder, ebenso unser Weihnachtsstück. Natürlich entscheiden wir stets gemeinsam, was wir machen. Vielfalt und Qualität sind für uns ganz wichtige Kriterien. Unser Schwerpunkt wird auf Eigenproduktionen liegen, denn Musik-Events sind für uns teurer.

Wie heißt es so schön: "Ohne Moos nichts los". Wie sieht es also mit den Finanzen aus?

Jungmann: Klar ist, dass auch so ein relativ kleines Theater wie das unsere ohne entsprechende Einnahmen und Unterstützung dauerhaft nicht bestehen kann. Deshalb freuen wir uns über Gönner und Sponsoren.

  Die Fragen stellte Richard Schuster.

"Alltag und Ekstase", eine Komödie von Rebekka Kircheldorf, ist das aktuelle Bühnenstück im "Theater im Engel". Informationen zu den Aufführungsterminen sowie zum Inhalt gibt es im Internet unter www.theater-im-engel.de. Tickets gibt es sowohl auf der Website als auch im Gasthaus Engel, Telefon 07725/7678, der Abendkasse oder bei der Tourist-Info Königsfeld.