Zwischen der Mönchweilerstraße und der L181 wäre die Ansiedlung der Märkte möglich. Foto: Zelenjuk Foto: Schwarzwälder Bote

Kritik an später Information zur Ansiedlung von Discounter- und Drogeriekette. Viele Fragen offen.

Königsfeld - Die Ansiedlung einer Discounter- sowie einer Drogeriekette in Königsfeld hat für Aufruhr gesorgt. Zahlreiche Bürger nahmen an der Sitzung des Ortsteilauschusses teil, um sich zu den Plänen zu äußern – und der Ausschuss zog daraus seine Konsequenzen.

Einzelheiten zur Ansiedlung von Aldi und Rossmann erläuterte hierbei Bürgermeister Fritz Link. Man befinde sich noch am Anfang der Planung und die Kommune habe die Pflicht habe, Grundversorgung sicherzustellen. Ausgangspunkt der Überlegungen sei die mögliche Schließung des Treff-Discounters.

Noch keine konkrete Auskunft bislang

Laut Betreiber Edeka sollen von 148 Märkten 78 an Netto verkauft, die übrigen auf Umwandlung zum Drogeriemarkt oder Schließung geprüft werden. Die Umwandlung würde die Gemeinde begrüßen, es gebe aber bis heute keine konkrete Auskunft seitens Edekas und es drohe die einseitige Aufkündigung der Vereinbarung zur Versorgung.

Laut Link werden von 14,2 Millionen Euro Gesamtkaufkraft im Ort derzeit nur 7,2 Millionen abgedeckt. Die Hälfte gehe nach außen. der Geldbeutel bestimme entscheidend über das Kaufverhalten. Durch die Ansiedlung rechne man mit 400 bis 500 Besuchern mehr pro Tag.

Angedacht seien 800 Quadratmeter für den Discounter und 650 Quadratmeter für den Drogeriemarkt. Letzteres werde als für Königsfeld zu hoch eingeschätzt. Es müsse dazu eine Marktanalyse geben. Nachzuweisen sei, ob die Gesamtfläche von 1450 Quadratmetern zur Deckung der Grundversorgung nötig sei. Allerdings könne man sich mit der Entscheidung aus der Abhängigkeit von einem Monopolisten lösen.

Der am Konzept beteiligte Unternehmensberater Wolfgang Wislsperger aus Neuhausen sprach ebenfalls von hohem Kaufkraftabfluss.

Link ging auf die zwei erarbeiteten Standortalternativen ein. Die erste liegt südlich der Grundschule. Man sei sich im Klaren, dass die problematisch und kein ästhetischer Gewinn sei. Es würde aber keine weitere Zersiedelung stattfinden. Anders wäre das bei Alternative zwei, zwischen L 181 und Natursportpark. Auch wäre das Gelände fußläufig nur bedingt erreichbar und sei eigentlich für städtebauliche Entwicklung nicht vorgesehen. Zudem dürften das dortige Biotop und Gehölze nicht beeinträchtigt werden. Insgesamt sei das der deutliche kritischere Standort.

Stimmen gegen das Projekt in der Überzahl

Die meisten Zuhörer im ungewohnt vollen Sitzungssaal hatten zu Beginn gegen das Projekt argumentiert. Angezweifelt wurde die Belebung des Ortskerns, gewünscht ein großes Einzelhandelsgeschäft mitten im Ort. Link stellte aber klar, dass dort selbst Minimalgrößen für Geschäfte nicht zu realisieren sind.

Die Ansiedlung des Drogeriemarkts wurde positiv gesehen, die von Aldi abgelehnt. Angemahnt wurde dabei die Vorbildfunktion der Gemeinde. Insbesondere, da die Grundschule "zwischen Konsumtempeln eingekastelt" würde. Harsche Kritik ernteten die Ansiedlung am Ortsteingang und die späte Information der Bürger. Sie sei bisher in keinen demokratischen Prozess eingebunden gewesen, so Gemeinderatsmitglied Birgit Helms. Viele Anwesende wünschten eine Vertagung des Entscheids.

Vereinzelt gab es Befürworter des Projekts, die die Belebung des Einkaufsstandorts für unabdingbar hielten und meinten, dass Familien und Geringverdiener auf einen Discounter angewiesen seien.

Kathrin Mecke, Rektorin der Grundschule, beschrieb nötige Voraussetzungen für die Schüler, wie den Wechsel zwischen Lernen, Bewegung und Entspannung. Sie präsentierte Ideen zur Verlegung von Schulgarten und Sportplatz. Zwar böten sich Möglichkeiten an anderer Stelle, objektiv gebe es aber eine Verschlechterung, so Link.

Auswirkungen auf den Verkehr untersuchen

Fast alle Ausschussmitglieder hatten starke Bedenken. Zu untersuchen sind laut Link Auswirkungen auf Verkehr und Immissionen.

Durchaus geteilter Meinung sei das Kollegium der Zinzendorfschulen, so Ulrich Jehle. Der Verkehr werde zunehmen, das Angebot ungesunder Nahrungsmittel erweitert.

Jens Hagen wies für die Brüderunität darauf hin, dass nach Auskunft von Edeka ein Leerstand des Treff-Gebäudes nicht geplant ist. Eine Schließung sei reine Spekulation. Hagen bezweifelte die Alternativlosigkeit der Pläne und die angenommene Not von Kunden. Er erinnerte an die Ethik Albert Schweitzers.

"Der Standort ist falsch", sagte Thomas Fiehn. Er plädierte für eine unabhängige Untersuchung zur angenommenen Frequenzsteigerung. Die von ihm angesprochene Verlegung des Jahn-Stadions war laut Link ökonomisch nicht darstellbar.

Hin- und hergerissen war Jan-Jürgen Kachler. Der Platz sei furchtbar aber unverhandelbar. Franziska Hornscheidt plädierte dafür, die mögliche Ansiedlung als Druckmittel zu verwenden, um den "Treff" zu erhalten. Laut Link hält sich der Edeka-Konzern aber nicht an Absprachen.

Gunter Schwarz plädierte, den Beschluss zu vertagen und bei Einzelhändlern nach Erfahrungen der Edeka-Ansiedlung zu fragen. Gemeinde- und Ortschaftsrat seien noch bis mindestens Juli im Amt und sehr wohl in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, adressierte Stefan Giesel zu Beginn geäußerte Kommentare. Auch würde die Gemeinde Geld in die Hand nehmen, um das Gelände der Grundschule zu verbessern. Es dürfe aber nicht die gleiche Diskussion geben wie beim Zinzendorfplatz. Giesel schlug vor, den Gemeinderat mit der Ausarbeitung eines Bürgerentscheids zu beauftragen. Mit dieser Ausarbeitung wurde der Gemeinderat vom Ausschuss schlussendlich beauftragt.