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Erneute Diskussion um Aldi- und Rossmann-Ansiedlung /Brüder-Unität bezieht Position in Sachen Geländetausch

Benigna Carsens, Mitglied der Kirchenleitung der Brüder-Unität, machte sich vor Ort ein Bild über die Meinung von Bürgern zur Aldi- und Rossmann-Ansiedlung.

Königsfeld. O rganisator Hans-Beat Motel begrüßte die Interessierten. Sie habe viele Briefe bekommen mit der Bitte, den nötigen Geländetausch nicht durchzuführen, so Carstens. Haltung der Unität sei, dass man ein Geschäft im Kernort bevorzuge, bei einem demokratischen Beschluss des Gemeinderats auf ein faires Angebot der Gemeinde aber eingehe.

"Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dass wir den Beschluss zurücknehmen. Da müsste schon viel passieren." Ihre persönliche Meinung sei, dass man den Charakter Königsfelds nicht zugunsten von Aldi aufgeben solle. Die Kirche sei aber überzeugt, ihre Einstellung der Gemeinde nicht einfach aufzwingen zu wollen.

Standort der Turnhalle wirft Fragen auf

Auf dem Gelände, das die Brüder-Unität bekäme, könnte eine Turnhalle für die Zinzendorfschulen entstehen. Ein Zuhörer gab zu bedenken, dass dort ein Sumpfgebiet sei und eine Leitung liege. Man werde erst dann auf den Tausch eingehen, wenn sicher sei, dass man dort bauen könne, so Carstens. Laut Gemeinderat Stefan Giesel sagte die politische Gemeinde zu, die vorhandene KV-Leitung und den Kanal zu verlegen oder letzteren so zu bearbeiten, dass er überbaubar sei. Ein Gerücht sei, dass Aldi die Sporthalle bezahle.

Die Gemeinde habe sich immer dafür eingesetzt, die Ortsmitte zu beleben. Es gebe aber klare Zahlen, dass sich ein zweiter Vollsortimenter dort nicht halten könne. "Wir wünschen uns Konkurrenz zu Edeka. CAP ist Edeka", so ein Zuhörer. "Wir brauchen keinen Aldi wie jeder beliebige Ort" so Beate Berg-Haller. "Ein CAP-Markt würde uns viel besser zu Gesicht stehen."

Gemeinderätin Beate Meier wollte wissen, ob CAP je ein Konzept vorstellte. Carstens zufolge ist das erst für Ende 2020 angekündigt. Die Frage von Gemeinderätin Marielle Dannert, wann CAP Kontakt aufgenommen hatte, konnte sie nicht beantworten.

Für Unruhe sorgte Dannerts Bemerkung, dass Edeka-Vertreter im Gemeinderat nicht zu Wort gekommen waren. "Die Leute von Edeka wurden ganz scharf ausgebremst", so Stephanie Richter. Dem widersprach Ulrich Sommer. Man habe vor jeder Gemeinderatssitzung die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Die Betroffenen hätten sich nie gemeldet.

Bemerkenswert war Richters Aussage, sie habe im Sommer mit dem CAP-Leiter gesprochen. Demzufolge sei das Gespräch mit Bürgermeister Fritz Link unsauber abgelaufen. Angeblich habe der dem Leiter gegenüber versichert "dass Aldi und Rossman auf jeden Fall angesiedelt werden".

Bürgerversammlung zum Thema vermisst

Barbara Hoss bezweifelte, dass ein CAP-Markt neben einem Edeka im Ort nicht bestehen könnte, verwies zudem auf Lärmbelastung. Sie bemängelte das Fehlen einer Bürgerversammlung vor der Entscheidung des Gemeinderats. "Das ähnelt ein bisschen autokratischen Gesellschaften."

"Wir schicken unsere Kinder auf Demos und machen den gleichen Mist wie vorher", zielte Christiane Potschaske auf Demos für Klimaschutz ab. Nach Meinung von Harald Königsberger hatten die im Gemeinderat vorgestellten Gutachten, die positive Wirkungen der Ansiedlung sehen, an einigen Stellen Schwachpunkte und seien nicht ganz objektiv gewesen.

Renate Hornscheidt nannte die "Versteifung auf CAP etwas unglücklich", da auch der beliefert werde und die Treff-Räume unattraktiv seien. Sie schlug alternativ Wohnungen oder Therapieräume vor.

Nach Meinung von Gerhard Dingler habe möglicherweise ein Bürgerbegehren "keine Aussicht auf Erfolg", denn "da würden alle Dörfer, die eingemeindet wurden, mitabstimmen". Dadurch würde die Abstimmung verfälscht.

Johannes Stolpe befürchtete, dass Edeka bei der Ansiedlung Aldis 30 Prozent weniger Umsatz machen könnte und der innerörtliche Handel "größte Probleme bekommt". Beate Meier und andere wünschten sich mehr Zeit für eine Entscheidung und eine spätere Zustimmung der Brüder-Unität. Die Verträge würden nicht heute oder morgen gemacht, so Carstens. Ein Zuhörer meinte aber, dass das weitere Prozedere nur bei festen Zusagen stattfinde.

Man solle die Zeit nutzen, um eine Entwicklung im Treff in trockene Tücher zu bringen. Zum ehemaligen Treff gibt es laut Carstens Gespräche mit Edeka, das Gelände zurückzukaufen, sollte es keinen Nachmieter geben.

Wenn aus der Sitzung eine kreative Stimmung entstehe, sei das ein sehr schönes Ergebnis. Sie schlug einen Inklusions-Laden vor. Wenn es den Leuten so wichtig sei, dann sollten die etwas tun. "Es lohnt sich, über die Ortsmitte nachzudenken."