Linus wird durch die anderen Kinder angespornt mitzuhalten. Seit er im Kindergarten ist, hat er Fortschritte gemacht. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Junge mit "Down-Syndrom" im Kindergarten Neuhausen / Vorteile für beide Seiten / Toleranz lernen

Von Stephan Hübner

 

Königsfeld-Neuhausen. Ein Elterncafé zum Thema Integration und "Down-Syndrom" veranstaltete der Kindergarten Neuhausen. Grund war die Aufnahme eines Kindes mit dieser Erkrankung.

Ein Grund für das Thema war laut Kindergartenleiterin Martina Wolf, betroffenen Eltern Mut zu machen. Diese bräuchten viel Kraft und Nerven, weil Aufnahme und Förderung mit viel Bürokratie verbunden seien. Wolf wünschte sich von staatlicher Seite her einen Flyer mit notwendigen Informationen. Inklusion sei immer noch im negativen Sinn Thema, weil viele Eltern gar nicht wüssten, wo sie sich hinwenden sollten. Ein weiteres Problem sei, qualifizierte Kräfte zu finden, die sich um das Kind kümmern. Auch gebe es zwar einen Rechtsanspruch auf Inklusion, oft werde aber einfach nicht genug bezahlt, um notwendige Kräfte anzustellen.

Linus hat das Down-Syndrom. Seine Mutter Susanne Polder berichtete über ihre Erfahrungen. Ihr zufolge entscheiden sich 95 Prozent aller Frauen, deren ungeborenes Kind das Down-Syndrom aufweist, für eine Abtreibung. Für sie sei die Diagnose ein Schock gewesen.

Risiko steigt mit Alter der Mutter

Das Risiko steigt mit dem Alter der Mutter. Bei 20-Jährigen liegt es bei eins zu 1231, bei 40-Jährigen bereits bei eins zu 78. Das auch Trisonomie 21 genannte Down-Syndrom entstehe durch einen Fehler bei der Zellteilung beziehungsweise des Chromosoms Nummer 21. Dies führe zu typischen äußeren Merkmalen sowie einer mäßig bis leichten geistigen Behinderung. Typisch seien ungewöhnliche Zahnstellungen und Schilddrüsenunterfunktion. Bei Menschen mit Down-Syndrom liege das Risiko für Leukämie 20 Mal höher als bei Gesunden. Dafür trete aber oft eine leichter therapierbare Form auf. Ein Punkt, der auch auf Linus zutrifft, ist die etwas schlaffere Muskulatur, weshalb er mit knapp vier Jahren noch nicht richtig laufen kann.

Die Integration in den Kindergarten hat Susanne Polder zufolge für beide Seiten Vorteile. Linus werde durch andere Kinder angespornt mitzuhalten. Seit er im Kindergarten sei, habe er große Fortschritte gemacht. Die Aufnahme sei besser als alle anderen Therapien zusammen. Die übrigen Kinder lernten Toleranz sowie Rücksichtnahme und könnten "Anderssein" erfahren.

Für Linus stehen zwei Kräfte zur Verfügung. Elsa Götz, Heilpädagogin und langjährig erfahrene Erzieherin, war bereits vor der Kindergartenzeit regelmäßig bei Linus. Im Kindergarten ist sie derzeit einmal wöchentlich. Linus profitiere sehr vom Zusammensein mit den anderen Kindern, so ihr Fazit. Etwas ganz Wertvolles sei zudem, dass erlaubt sei, über das Thema offen zu sprechen, lobte sie die Eltern von Linus.

Die Integrationskraft Ruth Hornscheidt betreut Linus zehn Stunden pro Woche im Kindergarten. Er brauche zwar Unterstützung, allerdings müsse sie nicht immer mit Argusaugen hinter ihm her sein. Sehr viele Kinder gingen von sich aus auf ihn zu. Auch sei Linus sehr offen und lernbegierig. Sie zeigte sich überzeugt, dass alle Seiten profitieren.