Schulpfarrer Christoph Fischer (rechts) spricht mit ehemaligen Leitern der Zinzendorfschulen über "Als Schule christlich sein": Johannes Treude (von links), Hans-Jürgen Kunick, Knut Schröter und Peter Vollprecht. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Ehemalige Leiter sprechen über ihre Erfahrungen

Königsfeld (hü). Zur Veranstaltung "Als Schule christlich sein – der Auftrag der Zinzendorfschulen" hatte der Historische Verein eingeladen. Vier ehemalige Schulleiter sprachen über Erkenntnisse und beantworteten Fragen.

Teilnehmer waren Hans-Jürgen Kunick (von 1967 bis 1990 tätig), Knut Schröter (1985 bis 2009), Johannes Treude (2000 bis 2019) und Peter Vollprecht (1991 bis 2000). Dieses Zusammentreffen sei ein Novum, so der Vereinsvorsitzende Wolfgang Schaible.

Laut Schulpfarrer Christoph Fischer gehörte Jugendarbeit schon immer zur Brüderunität. Man sei nicht ohne die Gesellschaft unterwegs. Neben höchsten Bildungsstandards müsse die Schule christliche Ideale pflegen.

Kunick erinnerte an die ehemals strikte Trennung von Mädchen- und Jungenschule. Die Bezeichnung "Bruder" und "Schwester" sei in den 30-er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden, Lehrer sollten Schülern wie älteren Geschwister zur Seite stehen. Kunick sprach über Morgengebete im Kirchensaal mit Gesang. Die wurden "schweren Herzens" im Zuge der 68er-Bewegung eingestellt. Religionsunterricht war Pflicht, aber als Information zu empfinden, nicht als Einübung religiöser Praktiken. Immer schon war nur ein Teil der Lehrer Mitglied der Brüdergemeine. Es gab die Entwicklung "von der patriarchal geführten Schule zu mehr Mitbestimmung durch Eltern und Schüler".

Schröter sprach über die Annäherung von Mädchen- und Jungenschule und frühere, existenzbedrohende finanzielle Schwierigkeiten. Er habe schnell erfahren, dass die Lehrer eine Dienstgemeinschaft seien. Wichtig war ihm die "Begegnung mit Schülern". Entscheidend sei, diese in ihren Möglichkeiten anzunehmen. Er habe das Morgensingen immer als großartige Veranstaltung empfunden, so Vollprecht, der auch von der Gebetsgemeinschaft der Lehrer berichtete.

Treude entschied sich "bewusst für eine evangelische Schule". Humor sei eine ganz zentrale Angelegenheit christlicher Pädagogik. Man dürfe sich selbst nicht zu ernst nehmen. Die Schule zeichne bis heute aus, dass sie Freiraum biete, sich christlichem Glauben zu nähern. Glaube sei aber kein Unterrichtsziel, Schüler sollten zur "begründeten Entscheidung" befähigt werden.

"Wir sollten allen Versuchen widerstehen, Schüler nach unserem Vorbild zu formen", so Treude. Jugendliche seien zu unterstützen, damit sie ihr Potenzial entfalten könnten, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen entwickelten. Nährboden christlicher Pädagogik sei, jeden so anzunehmen, wie er ist.

Die Erhaltung der Schöpfung war für alle immer ein wichtiges Anliegen, so Schröter auf Nachfrage aus dem Publikum. Hans-Beat Motel fand es schade, dass zum Beispiel Reinigungskräfte nicht mit "Bruder" und "Schwester" angesprochen werden. Laut Fischer gibt es aber Personen, die das nicht wünschen.

Reinhard Ziegler lobte "maximale Freiheit" in der Schule, mahnte aber, dass Schüler eine Basis für oder gegen die Entscheidung zum christlichen Lebensstil bräuchten.

Aufgabe sei es, "zu vermitteln, was unsere Position als christliche Schule ist", so Treude. Das sei auch eine Frage an den Religionsunterricht. Der religiöse Ansatz müsse das gesamte pädagogische Tun betreffen, so Schröter. Vollprecht sah die Pädagogik der Brüdergemeine als "Bildung auf Augenhöhe beider". Ganz wichtig sei es, Vertrauen aufzubauen, so Kunick.