Am frühen Freitagmorgen ist eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg in Köln kontrolliert gesprengt worden. Foto: dpa

Betrunkene Nachtschwärmer, Katastrophentouristen, renitente Anwohner - die Polizei in Köln musste sich in der Nacht nicht nur mit einer Bombe sondern auch mit massenhaftem gefährlichen Leichtsinn herumschlagen.  

Betrunkene Nachtschwärmer, Katastrophentouristen, renitente Anwohner - die Polizei in Köln musste sich in der Nacht nicht nur mit einer Bombe sondern auch mit massenhaftem gefährlichen Leichtsinn herumschlagen.

Köln/Neuss - Nach der kontrollierten Sprengung einer Fünf-Zentner-Bombe in Köln sollen am Freitag die Bauarbeiten in der Nähe des Uni-Centers weitergehen. Es seien offenbar keine Schäden entstanden, sagte ein Stadtsprecher. Der Blindgänger war am frühen Morgen um 1.09 Uhr zur Explosion gebracht worden, weil er nicht entschärft werden konnte.

Der Sprengung war ein stundenlanger Nervenkrieg der Polizei mit Schaulustigen vorangegangen. Immer wieder stand die Sprengung kurz bevor, doch dann drangen „Katastrophentouristen“ mit Fotoapparaten oder Handys in die Sperrzone vor, wie ein Sprecher der Stadt sagte. Manche hätten sich sogar vor der Polizei versteckt, weil sie die Sprengung möglichst aus der Nähe verfolgen wollten.

Die Bombe war am Donnerstag bei Bauarbeiten unweit des 45-stöckigen Uni-Centers gefunden worden. Sie hatte einen beschädigten heimtückischen Langzeitzünder und konnte darum nach Einschätzung der Bombenexperten nicht entschärft werden. 5000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen.

Die britische Bombe lag in einer Grube. Um das Loch herum wurden große Überseecontainer abgestellt, die mit Erde gefüllt waren. Der Blindgänger wurde mit Sand, Kies und Strohballen abgedeckt. Damit sollte die Wucht der Explosion gemildert werden. Bereits gegen 23.30 Uhr waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Doch es dauerte noch mehr als anderthalb Stunden, bis niemand mehr im Sperrkreis war.

Viele Menschen verfolgten die Vorbereitungen auch auf Twitter

Nach Informationen des Online-Portals vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ durfte der Baggerfahrer, der die Bombe entdeckt hatte, die Detonation auslösen. Für die Menschen, die in mehreren hundert Meter Entfernung von der Bombe auf den großen Knall gewartet hatten, blieb die Sprengung nahezu unbemerkt. Es habe gerade einmal „puff“ gemacht, hieß es von Ohrenzeugen. Dennoch riss die Explosion einen vier Meter tiefen und acht Meter breiten Krater in die Erde.

Viele Menschen verfolgten die Vorbereitungen auch auf Twitter. Je länger der Einsatz dauerte, desto ungeduldiger wurden die Kommentare. Die meisten nahmen die Verzögerungen mit Humor, das sei eben typisch Köln, „et hät noch immer jot jejangen“.

In Neuss wurde nahezu zeitgleich eine britische Zehn-Zentner-Bombe erfolgreich entschärft. Bis zu 1850 Menschen, darunter auch die Bewohner eines Altenheims und einer Behinderteneinrichtung, mussten die Sperrzone verlassen. Kurzzeitig waren der öffentliche Nahverkehr sowie die Schifffahrt auf einer Rheinseite lahmgelegt. Gegen 0:40 Uhr gab es dann Entwarnung.

2012 waren in Nordrhein-Westfalen 706 Bomben entschärft oder unschädlich gemacht worden, davon 239 mit einem Gewicht von mehr als 50 Kilo. Sieben Bomben mussten wegen eines beschädigten oder unberechenbaren Langzeitzünders gesprengt werden. In einem Fall, und zwar im September 2012 in Viersen, kam es zu erheblichen Schäden. Im August 2012 hatte die Sprengung einer Bombe in München einen Millionenschaden verursacht.