Diego (vorne) mit seiner Familie und Lebensretter Gunnar Hohn (rechts). Foto: DK

Dank einer Knochenmarkspende hat der heute achtjährige Diego aus Fellbach überlebt. Jetzt traf er seinen „Lebensretter“, Gunnar Hohn aus Brandenburg, in Stuttgart.

Dank einer Knochenmarkspende hat der heute achtjährige Diego aus Fellbach überlebt. Jetzt traf er seinen „Lebensretter“, Gunnar Hohn aus Brandenburg, in Stuttgart.

Stuttgart/Fellbach - Zwei Jahre ist es her, dass mit dem 39-Jährigen aus Hohen Neuendorf ein passender Knochenmarkspender gefunden wurde. Endlich ist es nun soweit, endlich dürfen sie sich kennenlernen: Der Junge aus dem Fellbacher Stadtteil Schmiden und der Mann aus Brandenburg treffen sich einem Stuttgarter Hotel. Diegos erster Eindruck: „Mensch, du bist aber groß!“ Schnell umarmen sich alle herzlich und sind im Übrigen sichtlich gerührt. Es ist eine größere Gruppe, die sich da im Hotelfoyer versammelt hat: Diego hat noch seine zwölfjährige Schwester Laura, Mutter Maria del Carmen Nunez Gomez und seinen Papa Giuseppe mit dabei. Und Gunnar Hohn ist mit seiner Lebensgefährtin Diane von Brandenburg nach Stuttgart gereist.

Für seinen Lebensretter hat Diego zwei Geschenke mitgebracht: Zum einen ein T-Shirt, das auf der Vorder- und Rückseite bedruckt ist. Der erste Spruch heißt: „Du bist mein Superheld.“ Und hinten steht: „Danke mein Bruder!“ Natürlich zieht sich Gunnar als Diegos genetischer Zwilling das Präsent sofort über. Zudem bekommt er von dem Achtjährigen noch ein selbstgestaltetes Fotobuch überreicht, das dessen Krankheitsgeschichte dokumentiert.

„Ich freue mich, zu sehen, dass es Diego gut geht und ich ihm helfen konnte“, sagt der Kfz-Mechatroniker. Nach dem gemeinsamen Frühstück im Hotel machen sich alle Beteiligten auf zum Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Auf der Eisfläche auf dem Schlossplatz greift der sportliche Gunnar seinem jungen Zögling helfend unter die Arme, damit er nicht stürzt. Auf dem Markt selbst gestalten sie gemeinsam ein Lebkuchenherz. Und die beiden neuen Freunde entdecken noch eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich die Vorliebe für Pasta. Der jüngere der 31 Jahre auseinander liegenden „Zwillinge“ liebt Lasagne, der ältere steht auf Spaghetti.

Chemotherapien brachten keine Heilung

Fast fünf Jahre ist es her, als bei dem kleinen Jungen aus Schmiden eine akute myeloische Leukämie, also eine besonders aggressive Blutkrebsform, ausbrach. Es folgten etliche Chemotherapien, die allerdings keine Heilung brachten. Als letzte Chance kam nur eine Knochenmarkspende in Frage. Als Diegos Schicksal publik wurde, rollte eine Welle der Hilfsbereitschaft durch Fellbach. Es gab Tombolas, Musicalkarten, Gutscheinverlosungen, der VfB Stuttgart stiftete Trikots, einen Fußball und Torwarthandschuhe. In einer Fabrikhalle wurde im September 2011 unter dem Motto „Musik für Diego“ eine Lebensretterparty organisiert, mit diversen Bands aus der Umgebung.

All dies diente der Finanzierung einer Typisierungsaktion in der Schmidener Festhalle. Zwar wurde dort kein passender Spender gefunden, auch aus der Familie kam niemand in Frage. Doch über die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) kam man eben auf den gebürtigen Berliner Gunnar Hohn, der sich bereits fünf Jahre zuvor hatte registrieren lassen. Er war zu 100 Prozent ein genetischer Zwilling, in einer Hamburger Klinik wurde ihm unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. „Der Eingriff war für mich schmerzlos, alles ist schnell und problemlos verheilt“, erinnert er sich. „Für mich war klar, dass ich für jeden spende, der mich braucht. Hauptsache, ich tue etwas Gutes und kann Leben retten.“

Anfang November 2011 erhielt Diego in der Tübinger Klinik, wo er zeitweise in einem nur durch Schleusen zugänglichen keimfreien Raum leben musste, zweimal Knochenmark von Gunnar Hohn. Danach begann sein Immunsystem langsam, aber sicher wieder zu arbeiten und eigene, gesunde Blutzellen zu produzieren. Endlich könne er mit seiner großen Schwester Laura wieder unbeschwert spielen und wie seine Freunde zur Schule gehen, freut sich der Achtjährige. Mit seinem Lebensretter hat er schon weitere Treffen vereinbart, bis dahin wollen beide telefonieren oder sich E-Mails schicken.

www.dkms.de