Rainer Winkler ist als Spielleiter des Fußballbezirks Böblingen/Calw zurückgetreten, ohne Nennung von Gründen. Unserer Redaktion hat der Jettinger nun exklusiv ein Interview gegeben.
„Moment, meine Tochter ist mit meinem dreijährigen Enkel zu Besuch gekommen“, sagt Rainer Winkler lachend und verzieht sich für das Gespräch mit unserer Redaktion in sein Büro, denn „sonst wird es zu laut.“ Logisch, so ein kleiner Junge will mit seinem Opa herumtoben.
An Sturmböen gewohnt
Womit eines klar ist: Der Jettinger, der am Dienstag als Staffelleiter des Fußballbezirks Böblingen/Calw zurückgetreten war, ist durchaus stürmischen Zeiten gewohnt, steckt so manche Sturmbö weg, doch was so zuletzt über ihn hinwegfegte, das war schon eher ein ausgewachsener Orkan. Da prasselte die Kritik auf ihn nieder wie ein Starkregen.
Dass sich in einer über 20-jährigen Tätigkeit einmal ein Fehler einschleicht – geschenkt. Wer viel arbeitet, dem passiert schon mal ein Lapsus. Fehler machen nun mal nur die nicht, die nichts tun. Seit 1991 sorgte Rainer Winkler als Bezirkspokalspielleiter – mit zweimaliger, berufsbedingter Pause – im Bezirk mit dafür, dass Hunderte von Fußballspielern ihrem Sport nachgehen können. Zuletzt als Bezirksspielleiter und seit 2018 auch noch als Staffelleiter der Staffel 3 der Landesliga.
Zweimal hatte sich der Jettinger als aktiver Fußballer das Schien- und Wadenbein gebrochen, ehe er die Laufbahn als Funktionär einschlug. Erst bei seinem Heimatverein FC Unterjettingen, ehe er vom damaligen Bezirksvorsitzenden Richard Armbruster rekrutiert wurde. Corona sowie die wfv-Strukturreform sorgten für zusätzliche Erschwernisse, womit die vergangenen Spielzeiten die Bezirksfunktionäre vor zusätzliche, bis dato nicht bekannte Probleme stellten. Mit unserer Redaktion spricht Winkler nun erstmals über die Gründe für seinen Rücktritt.
Herr Winkler, was sind Ihre Beweggründe für den Rücktritt als Bezirksspielleiter?
Ausschlaggebend waren für mich zwei Artikel in einer Zeitung (gemeint ist nicht der Schwarzwälder Bote, Anm. d. Red.), von der ich schon länger attackiert werde, in denen ich persönlich angegriffen wurde.
Um was ging es genau?
Einmal ging es konkret um Vorwürfe in Bezug auf die Wahl des Austragungsorts für das Relegationsspiel TSV Möttlingen gegen GSV Maichingen II. Ursprünglich hätte die Partie in Grafenau ausgetragen werden sollen. Da Grafenau aber auf den letzten Drücker selbst in die Relegation durfte, haben sie zurückgezogen. Der SV Magstadt hatte sich spontan bereit erklärt einzuspringen, ehe die Absage am nächsten Tag kam. Deshalb war ich froh, dass sich der FC Unterjettingen bereit erklärt hat, seinen Platz zur Verfügung zu stellen.
Zumal das mit den Plätzen nicht immer so einfach ist.
Ganz genau. Nicht alle wollen aus unterschiedlichen Gründen diese Spiele austragen. Dazu kommt: Der Platz sollte sich eignen, und auch die äußeren Bedingungen müssen stimmen.
Ein Vorwurf war auch: Die Sportfreunde Gechingen mussten sowohl bei den Damen als auch bei den Herren ihre Endspiele zeitgleich austragen. Unglücklich für den Verein. Der Vorwurf an Sie war: Das hätte man anders regeln müssen.
Auch dafür wurde ich aus dieser Ecke an den Pranger gestellt. Dazu kann ich nur sagen: Das entscheidet der Verband, nicht der Bezirk.
Bleiben Sie eigentlich als Staffelleiter der Staffel 3 der Landesliga den Vereinen erhalten?
Ja. Allerdings war schon länger bekannt: Nach der demnächst beginnenden Saison ist für mich Schluss, und das hat mit der aktuellen Situation nichts zu tun.
Weiter geht es mit dem Thema Spielplan für die neue Saison.
Der Spielplan ist Sache der jeweiligen Staffelleiter. Da wurden die Listen teilweise schon an die Vereine geschickt, ohne dass ich sie genehmigt habe, was meine Aufgabe ist. Warum? Nun, ich war ganz einfach im Urlaub. Nur muss auch hier klar gesagt werden: Es handelt sich vorab um Entwürfe. Die Vereine bekommen dadurch die Möglichkeit, ihre Wünsche auf Verlegung ihrer Partien mit dem Gegner abzusprechen und Verlegungen anzumelden.
Wie erklären Sie sich denn diese Angriffe, die laut Ihnen ja nur aus einer Ecke kommen?
Nachdem ich in der Vergangenheit schon öfters von diesem Journalisten (gemeint ist kein Journalist des Schwarzwälder Boten, Anm. d. Red.) falsch zitiert wurde, hatte ich ihm mitgeteilt, dass ich mit ihm nicht mehr rede, weil es so nicht geht. Das dürfte nun die Retourkutsche sein.
Wie haben die Vereine auf Ihren Rücktritt reagiert?
Einige haben sich bei mir bedankt, ihr Bedauern ausgedrückt, akzeptieren allerdings meine Entscheidung.
Und der Bezirk?
Da kommt mir einfach zu wenig. Der Vorstand hat mich zwei Tage nach dem Erscheinen des Artikels angerufen, um mir mitzuteilen, dass er ihn nicht gut findet. Ansonsten kein Dank oder ein weiterer Kontakt. Da passt es auch ins Bild, dass ich bei fünf der sechs Relegationsspiele als Aufsicht dabei war. Grundsätzlich finde ich, dass letztendlich zu viel an mir hängen geblieben ist. Da waren dann letztendlich Entscheidungen dabei, die ich nachträglich hätte besser machen können.