Am Mittwochabend waren in einigen Stadtteilen Horbs schon viele Knallgeräusche zu hören. Was ist die Ursache der Knallerei? Sind es selbstgebastelte Böller? (Symbolfoto) Foto: Pleul

Und wieder hat es in Horb heftig geknallt – mehrmals! Nun verstärkt die Polizei ihre Ermittlungen und hat erste Spuren entdeckt. Der Bundesverband für Pyrotechnik schließt unterdessen aus, dass es sich um legale Böller handeln kann.

Horb - Am Mittwochabend um kurz vor 22.30 Uhr war es wieder soweit: Mehrere Knallgeräusche schreckten zahlreiche Menschen im gesamten Stadtgebiet von Horb auf. Nicht das erste Mal! Eine Facebook-Nutzerin meldete in der Gruppe "Horber Stadtgeflüster" zuerst: "Habe gerade (22:23) 2x Explosionsgeräusche aus Horb gehört. Weiß man mittlerweile, was diese Geräusche sind?

Ende Januar sind diese doch schon einmal aufgetreten. Kann ja gar nicht sein, dass man das nicht lösen kann." Mittlerweile wurde diese Beitrag Stand Freitagnachmittag 141-mal kommentiert. Viele Menschen bestätigten, mehrere Detonationen gehört zu haben – und das an völlig unterschiedlichen Orten: Dießen, Rexingen, Ahldorf, Ihlingen, Nordstetten, Isenburg oder in der Kernstadt. Ganz Horb rätselt: Was knallt denn da? Um 22.31 Uhr schreibt der früherer Stadtrat und bekannte Horber Joachim Milles in die Gruppe, dass er es knallen gehört hat: "Ja eben wieder, in kürzester Zeit drei Mal, der letzte Knall war etwas näher als die vorherigen, also das ist schon seltsam!" Klar ist: Aktivitäten in den Steinbrüchen in Sulz-Fischingen und Talheim gibt es laut der Betreiber nicht. Auch die Jägerschaft schließt eine Beteiligung aus.

Kräfte im Polizeirevier "zentralisiert"

Die Polizei bestätigt, dass sie gleich mehrere Anrufe von besorgten Bürgern am Mittwochabend erhalten habe und setzte umgehend Streifenpolizisten ein. Ein oder mehrere Verursacher konnten aber nicht auf frischer Tat ertappt werden. Doch mittlerweile wird verstärkt ermittelt, wie Frank Weber, Pressesprecher des zuständigen Polizeipräsidiums Pforzheim im Gespräch mit unserer Redaktion ermittelt. "Wir achten in unserer Streifentätigkeit verstärkt auf Knallgeräusche. Außerdem haben wir Kräfte im Polizeirevier zentralisiert, damit wir den Verursacher identifizieren können."

Reste von illegalen Böllern gefunden

Doch was sind die ersten Ergebnisse? "Es ist uns bekannt geworden, dass die starken Knallgeräusche in einem Zeitraum von 45 Minuten zu hören waren." Außerdem gibt es möglicherweise erste Spuren! "Wir haben Überreste gefunden, die nahelegen, dass illegale Böller zum Einsatz gekommen sind", so Weber, der die Bevölkerung um Hilfe bittet: "Wenn Bürger wichtige Wahrnehmungen machen, sollen sie diese möglichst schnell bei uns melden. Entweder beim Horber Polizeirevier, Telefon 07451/9 60, oder über den Notruf 110." Die Polizei nimmt die Vorfälle sehr ernst. "Wir ermitteln wegen möglicher Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz." Denn der Einsatz von illegalen Knallkörpern könnte auch für Unbeteiligte gefährlich werden. "Wenn jemand entsprechende Gegenstände findet, soll er diese bitte nicht anfassen und uns verständigen." Wichtig auch: Abstand halten. "Die Böller können auch unkontrolliert explodieren." Weber warnt aber auch, dass man auch zugelassene Knallkörper liegen lassen sollte, da sie eine Gefahr darstellen.

Kann die Polizei mittlerweile aufgrund der Spuren den Kreis des Tatorts näher eingrenzen? "Aus einsatztaktischen Gründen können wir diese Informationen nicht herausgeben", erklärt Weber. Übrigens: Eine Verbindung zum Fund von Sprengstoff in Eutingen im Oktober 2021 wird von der Polizei aktuell nicht gezogen.

Bundesverband für Pyrotechnik warnt vor selbstgebastelten Böllern

Ingo Schubert, Vorstandsmitglied des Bundesverbands für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk, schließt aus, dass es sich um legale Böller handelt, wenn die Detonationen noch viele Kilometer weiter weg gehört werden können. "Nach deutschem Recht ist zugelassen, dass der Knall maximal in acht Metern 120 Dezibel laut sein darf. Das ist die Lautstärke von einer Vuvuzela." Natürlich komme es auch ein bisschen auf die Gegebenheiten an. "Auf einer Bergkuppel ist ein Knall weiter zu hören. In einem Parkhaus wird es nach innen verstärkt, aber nach außen gedämpft." Schubert warnt vor dem Einsatz von illegalen Böllern: "Wir vom Verband raten ganz klar von selbst gebastelten Böllern ab. Die Gefahren sind groß!" Der Bundesverband verurteilt den Einsatz von Feuerwerk außerhalb der gesetzlich erlaubten Möglichkeiten. "Klar: Feuerwerk kann Menschen nerven. Deshalb ist es richtig, dass es stark reguliert ist." Deutschlandweit wird immer wieder mal von mysteriösen Knallgeräuschen berichtet. Gibt es möglicherweise einen Trend? "Wir wissen davon nichts. Aber als ich jung war, war das schon nicht ungewöhnlich", sagt Schubert.

Könnten auch Gasgemische zum Einsatz kommen?

In anderen Fällen sind auch ab und zu mal illegale Gasgemische im Gespräch, die zum Zünden gebracht werden. "Ein Dorf rätselt über Knallerei und Druckwellen" schrieb beispielsweise FAZ.net 2015 über Ereignisse im hessischen Driedorf (Lahn-Dill-Kreis). Nach Recherchen unserer Redaktion werden in einschlägigen Foren Ratschläge für den Einsatz von explosiven Gasgemischen gegeben. "Halli Hallo! Ich möchte für einen Freund eine elektronisch gesteuerte Zünderanlage für seine Bölleranlage bauen. Die Ansteuerung sollte kein Problem werden ich brauche nur eine Idee für den Zünder an sich. Die erste Möglichkeit, die ich im Kopf hatte, war die einer Zündspule", schreibt beispielsweise ein Timo K. in einem Beitrag mit der Überschrift "Zünder für Gasgemisch". Ein anderer kommentiert: "Ich liebe Sauerstoff Acetylen in den Ohren Scheiß Dinger. Viel zu laut. Aber naja, macht man ja nicht jeden Tag."

Experten warnen auch vor dem Einsatz von Gasgemischen: Sie sind brandgefährlich!