Für mehrere Millionen Euro entschlammt St. Georgen aktuell den Klosterweiher. Doch ein zweiter Baustein für ungetrübten Badespaß fehlt noch: Für das Biber-Problem am Zulauf des Badesees muss eine Lösung her, findet Bürgermeister Michael Rieger.
Aus Sicht von Bürgermeister Michael Rieger ist es ein großes Problem: Zwar lässt die Stadtverwaltung aktuell unter großem Aufwand und für viel Geld überschüssigen Schlamm aus dem Klosterweiher entfernen, um den beliebten Badesee für künftige Jahre fit zu machen.
Wenn sich an der Situation am Zulauft des Badesees aber nichts ändert, so ist der ungetrübte und durchgängige Badespaß trotzdem nicht gesichert. Grund dafür ist der Biber, der sich vor etwa zehn Jahren in der Brigach, flussaufwärts des Klosterweihers, häuslich niedergelassen hat – und sich offensichtlich sehr wohlfühlt.
Die Problematik
Durch die Biberburg unmittelbar vor dem Zulauf der Brigach in den Klosterweiher staut sich das Wasser. Es fließt langsamer, steht beinahe – und erhitzt sich dadurch. In der Folge ist es, wenn es in den Klosterweiher fließt, nicht nur warm, sondern auch sauerstoffarm. Das hat Konsequenzen für den Badesee: Im Laufe des Sommers sinkt die Sauerstoffkonzentration immer mehr. In vergangenen Jahren wurde der Klosterweiher daher mehrfach von Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt, befallen – und musste vorübergehend gesperrt werden.
Die Entschlammung ist ein Teil der Lösung des Problems – der andere Teil sind Maßnahmen, durch die der Klosterweiher mit mehr Frischwasser versorgt wird, wie Rieger nun bei einem Besuch der FDP-Landtagsabgeordneten Klaus Hoher, Sprecher für Naturschutz, Land-, Wald- und Forstwirtschaft, und Frank Bonath aus dem hiesigen Wahlkreis erörterte.
Riegers Einstellung war klar: „Ich bin für den Klosterweiher – und wenn das den Biber kostet, dann kostet es den Biber.“ Denn von allen Bibern auf St. Georgener Gemarkung gebe es nur mit diesem Exemplar massive Probleme. „Der hier ist fehl am Platz.“
Die aktuelle Situation am Weiher verdeutliche das Problem, führte Rieger aus: Obwohl ein großer Teil des Schlamms bereits abgesaugt ist, sind im Klosterweiher einmal mehr Pumpen im Einsatz. Nur dadurch habe man eine ausreichend hohe Sauerstoffkonzentration im Gewässer. „Aber das braucht eine Menge Strom“ – langfristig seien die Pumpen daher keine Lösung.
Die Lösungsvorschläge
Also weg mit dem Biber? Das wäre aus Sicht von Bürgermeister Rieger eine Möglichkeit – aber nicht die einzige. Auch die Option, den Großteil der Brigach umzuleiten, den Biber nahezu auf dem Trockenen sitzen zu lassen und das Frischwasser über ein neues Flussbett direkt in den Klosterweiher einzuleiten, könnte infrage kommen.
Den Biber zu entnehmen, wie Bonath es beim Vor-Ort-Termin anregte, wäre aus Sicht von Rieger jedoch nicht unbedingt zielführend. „Wenn einer weg ist, dann geht es nicht lange, bis der nächste kommt“, ist sich der Bürgermeister sicher. „Das hier ist ein Paradies für Biber.“
Der aktuelle Stand
Vor einem halben Jahr habe er beim Landratsamt den Antrag gestellt, dass das gesamte Frischwasser der Brigach in den Klosterweiher fließen müsse, blickte Rieger zurück. Kürzlich habe es nun ein Gespräch mit Vertretern der Behörde gegeben – das sei „recht gut“ verlaufen. Rieger ist optimistisch, dass eine Lösung gefunden werden kann – auch wenn das Thema komplex ist.
Sollte man mit dem Landratsamt zu keiner Einigung kommen, wolle er einen offiziellen Bescheid, gegen den er dann Einspruch einlegen könnte, kündigte Bürgermeister Rieger bei dem Gespräch an. Zu Not müsse das Thema gerichtlich geklärt werden.
Die Frage der Finanzierung
Die Möglichkeit, ein zweites, biberfreies Bachbett zu erstellen, die aktuell diskutiert wird, hat aus Sicht von Rieger ein großes Manko: die Kosten – und zwar speziell die Folgekosten. Denn damit der Biber nicht auch das neue Bachbett in Beschlag nimmt, müsste dieses immer wieder freigeräumt werden. Das müsste, fürchtet der Bürgermeister, die Stadt bezahlen. Und das findet er nicht gerechtfertigt: „Wir haben den Biber ja nicht hergeholt.“
Die Perspektive
Bürgermeister Rieger rechnet nicht mit einer schnellen Lösung den Problems. „Es wird noch ein weiter Weg“, prophezeit er. 2025, schätzt der Bürgermeister, werde sich hier noch nicht viel, vielleicht auch noch gar nichts tun.
Die Entschlammung
Beginn
Seit März 2023 laufen die Absaugarbeiten am Klosterweiher, mit denen das Sediment vom Grund des Badesees entfernt werden soll. Die Kosten belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro. Zunächst konnten die Arbeiten größtenteils planmäßig vonstatten gehen – im Sommer vergangenen Jahres parallel zur Badesaison.
Granatenfund
Zwei Weltkriegsgranaten, die im August 2023 im Klosterweiher gefunden wurden, wirbelten den Zeitplan durcheinander: Zunächst wurde der Weiher gesperrt, dann musste für die Entschlammung eine technische Umstellung her. Ab September wurde das Amphibienfahrzeug, mit dem Schlamm abgesaugt wurde, ferngesteuert. Die zeitlichen Verzögerungen summierten sich.
Aktuell
Seit der laufenden Badesaison gibt es mehrere Neuerungen. Einerseits kommt für die Entschlammung neue Technik zum Einsatz: Nunmehr ist auf dem Klosterweiher ein komplett autarkes Fahrzeug unterwegs – gesteuert wird es über GPS. Zum anderen finden Badebetrieb und Absaugarbeiten nicht mehr parallel, sondern montags bis freitags in einem Schichtsystem statt: Morgens wird Schlamm entfernt – nachmittags und abends ist der Weiher für Badegäste geöffnet.