Der St. Georgener Klosterweiher hat ein Biber-Problem – das betont Bürgermeister Michael Rieger schon lange. Ernüchternd und enttäuschend findet er daher die Antwort des Umweltministeriums auf eine kleine Anfrage zum Thema. So ist der aktuelle Stand.
Millionen steckt St. Georgen aktuell in die Entschlammung des Klosterweihers, um diesen als Badesee erhalten zu können. In der Vergangenheit hatte es Probleme mit Blaualgen gegeben.
Bürgermeister Michael Rieger ist sich sicher: Die Entschlammung ist nur die halbe Miete. Auch an der Biber-Situation am Zufluss zum Weiher müsse sich etwas ändern. Denn aktuell führten die Machenschaften des Nagers dazu, dass sich das Wasser staue und aufheize – schlechte Vorzeichen für ungetrübten Badespaß.
FDP-Landtagsabgeordneter Frank Bonath und sein Fraktionskollege Klaus Hoher pflichteten Rieger bei einem Termin im Sommer bei. Klarer Tenor: Eine Lösung für das Problem muss her. Anders scheint dies das Umweltministerium zu sehen, wie nun die Antwort auf eine kleine Anfrage mit dem Titel „Konflikt um den Biber: Wann reagiert die Landesregierung?“ zeigt.
Wie viele Biber leben am Klosterweiher?
Genaue Daten gibt es dazu nicht, heißt es in der Stellungnahme. Da es sich um ein etabliertes Revier handle, sei jedoch von vier bis acht Tieren auszugehen.
Wie bewertet das Umweltministerium die Lage am Klosterweiher?
Wo die Stadtverwaltung ein Biber-Problem sieht, beurteilt das Umweltministerium die Ansiedlung des Nagers nicht als negativ – ganz im Gegenteil: Die Wasserqualität habe sich verbessert, „da die vom Biber aufgestauten Bereiche natürlich gefiltert werden“. Die Folgerung: Die Präsenz des Bibers sei „nicht das grundlegende Problem“.
Wo sieht das Umweltministerium stattdessen Probleme und Lösungsmöglichkeiten?
Hauptursächlich für das starke Blaualgenwachstum sei das Sediment im Weiher, heißt es mit Verweis auf ein limnologisches Gutachten, das die Stadt 2020 in Auftrag gegeben hatte. Daher sei die Entschlammung die wichtigste Maßnahme.
„Auch weitere Maßnahmen, wie die aktive Belüftung des Sees und eine optimierte Tiefenwasserableitung wurden bereits umgesetzt“, heißt es darüber hinaus. Zudem seien regelmäßige Winterungen, ein optimiertes Fischbesatzmanagement und die Verringerung des Phosphoreintrags aus der Landwirtschaft denkbar.
Wie steht das Ministerium zu einer Entnahme des Bibers?
Die Voraussetzungen für eine Entnahme des Bibers seien am Klosterweiher nicht gegeben, da dieser „nicht die vorrangige Ursache des Konfliktes“ sei. Es gebe andere Optionen, um den Badebetrieb zu ermöglichen.
Welche Perspektive sieht das Ministerium für die Umleitung von Frischwasser am Biberbau vorbei?
Die Verbesserung des Frischwasserzulaufs – ebenfalls eine der Maßnahmen aus dem limnologischen Gutachten – sei „technisch, sowie naturschutz- und wasserrechtlich extrem anspruchsvoll“, urteilt das Ministerium. Der Antrag, alles Frischwasser aus Brigach und Sommeraubach am Bibergebiet vorbei direkt in den Weiher zu leiten, ruhe derzeit. Ohnehin sei davon auszugehen, dass dieses Vorhaben „nicht genehmigungsfähig“ sei.
Was sagt Landtagsabgeordneter Bonath?
In einer Mitteilung nennt Bonath die Antwort des Umweltministeriums ernüchternd. Die Ausführungen zeigten demnach „eine gravierende Ignoranz gegenüber der Problematik“. Bonath kritisiert: „Es ist nicht zu akzeptieren, dass trotz jahrelanger Probleme bei der Wasserqualität und der Badeeignung des Klosterweihers keine umfassende Lösung angeboten wird.“
Auch wegen der Wichtigkeit des Badesees für die Freizeitgestaltung wäre es aus seiner Sicht „unverantwortlich, den Klosterweiher unter dem Vorwand des Artenschutzes leichtfertig aufs Spiel zu setzen“, betont Bonath. Dass der Biber im Gutachten über den Badeweiher gestellt werde, ohne Abhilfe oder Kompromisslösungen anzubieten, „ist ein Skandal“.
Als Lösung fordert Bonath einen Bypass um den Biberbau. „Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, das Problem auf eine Weise zu entschärfen, die den Biber nicht direkt betrifft“, argumentiert er. Denn: „Das Gutachten der Stadt zeigt klar, dass eine Frischwasserzufuhr notwendig ist.“ Dieses Gutachten, echauffiert sich Bonath, werde in der Antwort auf seine Anfrage „völlig verdreht. Es scheint, als hätten sich die zuständigen Behörden bereits im Vorfeld darauf verständigt, den Klosterweiher von einer Frischwasserzufuhr auszuschließen.“
Wie reagiert Bürgermeister Rieger?
„Richtig enttäuscht“ ist Rieger ist von den Ausführungen. Wie Bonath findet er: „Das Problem Biber wird einfach ignoriert.“ Für Rieger ist klar: Auch nach der Entschlammung könne der Weiher nur mit genügend Frischwasser gesichert werden. „Dieses Einsehen vermissen wir ganz klar“, sagt er.
Der Biber sei mit ursächlich für die Blaualgenblüte, betont Rieger. In jüngerer Vergangenheit musste die Badesaison deshalb mehrfach unterbrochen werden – vor Ansiedlung des Bibers sei das nur einmal der Fall gewesen: 2003, als es besonders heiß und trocken war.
Was Rieger gar nicht nachvollziehen kann: Die Belüftung des Sees, etwa durch Pumpen, wird vom Umweltministerium als Maßnahme für bessere Wasserqualität aufgeführt – und das scheinbar dauerhaft. Er findet das – auch wegen des Stromverbrauchs – wenig sinnvoll.
Wie geht es weiter?
Erst einmal herrscht Stillstand. Das Landratsamt habe sich kurz vor Weihnachten bei ihm gemeldet und einen Gewässerentwicklungsplan für den Bereich vorgeschlagen, bevor Maßnahmen umgesetzt werden, sagt Rieger. Der koste trotz Förderungen aber nicht nur einiges an Geld, sondern vor allem Zeit. „Da gehen locker vier bis sechs Jahre ins Land.“
Dabei lägen die nötigen Informationen schon in Form eines Gutachtens vor, betont Rieger: „Der Zustand ist klar, die Ursachen sind klar“ – dennoch lasse die Lösung auf sich warten.