US-Coach Jürgen Klinsmann (links) und sein Berater Berti Vogts (rechts) wollen Bundestrainer Joachim Löw am Donnerstag ein Bein stellen. Foto: dpa

Das gab’s noch nie: zwei ehemalige Bundestrainer treffen auf das deutsche Team. Jürgen Klinsmann braucht mit der US-Mannschaft am Donnerstag gegen die DFB-Elf noch einen Punkt fürs Achtelfinale. Er hofft auf wichtige Tipps seines Sonderberaters Berti Vogts.

Das gab’s noch nie: zwei ehemalige Bundestrainer treffen auf das deutsche Team. Jürgen Klinsmann braucht mit der US-Mannschaft am Donnerstag gegen die DFB-Elf noch einen Punkt fürs Achtelfinale. Er hofft auf wichtige Tipps seines Sonderberaters Berti Vogts.

 

São Paulo - Für Momente wie diese hat Jürgen Klinsmann ihn geholt - jetzt kommt’s auf Bertis Beobachtungen an. Im letzten WM-Vorrundenspiel gegen die von Kumpel Joachim Löw trainierte deutsche Mannschaft setzt US-Coach Klinsmann auf seinen langjährigen Freund und Mentor, Berti Vogts - der Mann, der Deutschland 1996 zum bislang letzten Titel geführt hat. Gemeinsam gegen Germany, zusammen ins Achtelfinale. Mindestens einen Punkt brauchen die Amerikaner am Donnerstag in Recife noch, um die Runde der besten 16 zu erreichen. „Dass der Berti uns mit seinem Wissen und seiner gesamten Erfahrung zur Verfügung steht, ist für uns eine tolle Sache“, betont Klinsmann.

Vogts ist zusammen mit Klinsmann am 10. Juni in São Paulo gelandet, seitdem jedoch untergetaucht. Die täglichen Trainingseinheiten an der Avenida Marquês de São Vicente finden ohne ihn statt. Wo sich der „special advisor“ aufhält, bleibt ein gut gehütetes Geheimnis des US-Verbandes. Für seinen Job als Sonderberater lässt der 67-Jährige sein Nationaltrainer-Amt in Aserbaidschan ruhen. Vogts sieht sich ohnehin weniger als Spion, sondern eher als „Jürgens Gast“.

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Allerdings hat er im Vorfeld der WM rund 23.000 Flugkilometer zurückgelegt, um alle US-Vorrundengegner, Deutschland inklusive, zu beobachten - und sich zusätzlich unzählige DVD’s angeschaut. Dennoch spielte er gegenüber zdf.de seine Rolle herunter: „Mich braucht Jürgen nicht, um Geheimnisse über das deutsche Team zu erfahren. Er kennt die Spieler sicher viel besser.“

Aber Vogts ist eben auch bestens mit der DFB-Elf vertraut. Auf dem Weg zur WM 2010 und der EM 2012 stand er mit Aserbaidschan jeweils Deutschland gegenüber - vier Niederlagen, 2:15 Tore. Und Vogts hat zwischen 1970 und 1998 sieben Weltmeisterschaften als Spieler, Trainer-Assistent von Franz Beckenbauer und Chefcoach erlebt. Er kennt die deutsche Denkweise bei Turnieren und die Situation, in der sich Joachim Löw nach dem 4:0-Sieg zum WM-Auftakt gegen Portugal sowie dem anschließenden 2:2 gegen Ghana befindet.

Vogts traut Deutschland den Titel zu

Als Vogts 1994 und 1998 bei den Weltmeisterschaften in den USA und Frankreich für die deutsche Elf verantwortlich war, hatte das Team nach zwei Gruppenspielen ebenfalls jeweils vier Punkte - und brauchte aus der letzten Partie noch mindestens einen Zähler, um definitiv das Achtelfinale zu erreichen. 1994 schoss Klinsmann beim 3:2-Erfolg über Südkorea in Dallas zwei Treffer. Vier Jahre später traf der heutige DFB-Manager Oliver Bierhoff in Montpellier gegen den Iran zum 1:0, Klinsmann stellte den 2:0-Endstand her.

Letztlich schied Deutschland bei beiden Turnieren im Viertelfinale aus. Diesmal traut Vogts dem Team mehr zu. „Deutschland kann Fußball-Weltmeister werden. Sie haben das Potenzial, die haben so viele gute Spieler wie noch nie vorher“, betont er. Allerdings, so schränkt der Rheinländer ein, brauche man „auch das Quäntchen Glück, das man haben muss, nachher, wenn es in die entscheidenden Spiele geht.“ Und eben das, so Vogts, habe Löw bisher noch nicht gehabt.

Vogts hat seit seinen Zeiten als Bundestrainer bei vielen Landsleuten und den deutschen Medien keinen guten Ruf mehr. Allerdings ist sein Name untrennbar mit dem letzten großen Titel der DFB-Auswahl verbunden. Er machte Deutschland 1996 in England zum Europameister - sein Kapitän hieß Klinsmann, die Treffer zum 2:1-Finalsieg gegen Tschechien schoss Bierhoff. Am Donnerstag sehen sich alle drei wieder. Bierhoff hat schon betont: „Ich würde liebend gerne unterschreiben, dass wir als Erste durchgehen und die Amerikaner als Gruppenzweiter.“

Klinsmann machte indes klar, dass man nach Recife fahre „um Deutschland zu schlagen“. Ein US-Erfolg - oder auch nur ein Treffer - würden jedoch seinem Sonderberater wehtun. Der „Rheinischen Post“ verriet Vogts unlängst: „Ich werde ganz sicher nicht jubeln, wenn die USA ein Tor gegen uns schießen.“