Auch das Nagolder Krankenhaus hat mit vielen Corona-Patienten und einem hohen Krankenstand bei den Mitarbeitern zu kämpfen. Foto: Thomas Fritsch

Eine neue Corona-Welle schwappt über das Land. Und das sorgt für eine angespannte Situation an den Kliniken des Klinikverbunds Südwest – mit traurigen Rekordwerten bei Corona-Patienten und einem enorm hohen Krankenstand bei den Mitarbeitern.

Kreis Calw/Kreis Böblingen - Seit Mitte September ging es bei der Zahl der Corona-positiven Patienten in großen Schritten nach oben, berichtet Ingo Matheus, Pressesprecher des Klinikverbunds Südwest, zu dem die Kliniken in den Kreisen Calw und Böblingen gehören. Im Wochenrhythmus verdoppelten sich die Zahlen – von 15, dann auf 30, dann auf 60 und dann auf 120.

Rekordwert von 136 Corona-Patienten

In der Mitte der vergangenen Woche erreichte man einen Höchststand, einen "traurigen Rekordwert", wie es Matheus formuliert, von 136 Corona-positiven Patienten im Klinikverbund. Inzwischen ist die Zahl leicht gesunken, hat sich aber auf einem hohen Niveau eingependelt. Am Dienstag lag die Zahl bei 125. Von diesen sind 52 geimpft, vier liegen auf der Intensivstation, zwei werden beatmet. In den Kliniken im Kreis Calw liegt die Zahl bei 40 Corona-positiven Patienten, 17 davon sind geimpft, zwei liegen auf der Intensivstation, keiner muss beatmet werden. Das sei zwar ein Rückgang, aber Matheus mahnt, dass von einer Trendwende oder gar einer Entspannung keine Rede sein könne.

Viele testen sich nicht mehr

Das Problem bei den Corona-Patienten in den Kliniken ist dabei nicht der Schweregrad des Verlaufs – der ist geringer als bei vergangenen Wellen – es ist die schiere Masse an Fällen, die bei den Patienten meist erst beim obligatorischen Test bei der Aufnahme in die Krankenhäuser festgestellt werden. Der Grund ist für Matheus klar: "Sehr viele Menschen testen sich einfach nicht oder nicht mehr", so der Pressesprecher.

"Enorm hoher Krankenstand"

Das Problem ist aber nicht nur die hohe Zahl an isolationspflichtigen Patienten allein, sondern dass diese Entwicklung zu einem Zeitpunkt passiert, an dem es in den Kliniken einen "enorm hohen Krankenstand" gibt. Nach Angaben von Matheus liegt der zum Teil doppelt so hoch wie in den Vergleichsmonaten in den Vorjahren. Das hat zur Folge, dass Kliniken die Zahl der Betten und auch der Leistungen reduzieren müssen. In welchem Umfang, das schwanke von Standort zu Standort und von Woche zu Woche. Fest stehe aber auf jeden Fall, dass keine der sechs Kliniken des Verbunds alle seine Planbetten betreiben könne. Betroffen von dem hohen Krankenstand seien auch Teilbereiche jenseits des medizinischen und pflegerischen Bereichs, so etwa bei der Reinigung oder auch bei der Verpflegung. Keine Einschränkungen gebe es aber bei der Notfallversorgung in den Krankenhäusern, versichert Ingo Matheus.

Entlastung durch Grippe-Impfung

Wie das alles an den Kliniken weitergehe, könne man aktuell schwierig vorhersagen, auch angesichts der noch anstehenden Herbstferien. Innerhalb des Verbunds forciere man aktuell die Impfkampagne für die Grippeschutz-Impfung, damit nicht noch mehr Personal ausfällt – in diesem Fall eben durch die Grippe. Eine solche Grippeschutzimpfung legt der Klinikverbundsprecher im Übrigen auch der Bevölkerung nahe, denn: "Eine hohe Impfbereitschaft beim Grippeschutz würde die Kliniken über den Herbst und Winter weiter entlasten", gibt er zu bedenken.