Mitarbeiter der onkologischen Tagesklinik (von links) mit Chefarzt Peter Seropian (Dritter von links) bei der Übergabe der Herzkissen durch Mitglieder der Selbsthilfegruppe. Foto: KLF

Das Interesse am Infonachmittag des Brustzentrums am Klinikum Landkreis Freudenstadt ist traditionell groß. Doch dieses Mal war selbst das erfahrene Team vom Zulauf überwältigt.

Vor allem die Vorträge zu Begleitthemen der Krebsbehandlung sprachen viele Menschen an, wie die Krankenhäuser Landkreis Freudenstadt gGmbH (KLF) mitteilt. Für Chefarzt Peter Seropian bestätigte das die These, nach der er und sein Team schon lange arbeiten: Krebstherapie braucht mehr als nur Medikamente.

 

Als Magnet erwies sich insbesondere der Vortrag über das naturheilkundliche Nebenwirkungsmanagement während oder nach einer Chemotherapie. Die Referentin Claudia Hänle, Oberärztin für gynäkologische Onkologie, Naturheilverfahren und medikamentöse Tumortherapie im RKH Ludwigsburg, arbeitet schon lange in diesem Bereich. In ihrem Vortrag skizzierte sie Möglichkeiten, Ansätze und Wirkungsmechanismen der Naturheilkunde und wie diese mit einer medizinischen Chemotherapie kombiniert werden kann.

Die medikamentöse und operative Tumortherapie ist bis heute das Kernelement einer Krebsbehandlung. Ionut Marcel Cobec, Oberarzt am Brustzentrum Freudenstadt, gab deshalb einen Einblick in die neuesten medizinischen Entwicklungen bei der Behandlung von Brustkrebs.

Diese sind am Brustzentrum des Klinikums Landkreis Freudenstadt längst eingebettet in ein Begleitnetz, zu dem nicht nur Naturheilkunde, sondern auch psychosoziale Angebote gehören. Hier holte Helena Schütze, Diplom-Psychoonkologin von der psychosozialen Beratungsstelle Tübingen, Außenstelle Horb, die Zuhörerinnen ab. Vielen von ihnen tat es gut, dass die erfahrene Beraterin nicht nur wunde Punkte aufgriff, die Betroffenen nach einer Krebsdiagnose auf der Seele liegen, sondern auch Möglichkeiten aufzeigte, wie man mit Auswirkungen einer Krebserkrankung proaktiv umgehen kann, statt von diesen hilflos überrollt zu werden.

Kinder brauchen Unterstützung, wenn die Eltern schwer erkrankt sind

„Die Themen haben offenbar die Anliegen der Gäste getroffen“, freuten sich Chefarzt Peter Seropian und sein Team. Sie wissen auch, dass nicht nur die Krebspatientinnen selbst Hilfe und Unterstützung brauchen, sondern ebenso ihre Familien und Angehörigen – vor allem Kinder.

„Dass Mutter oder Vater lebensbedrohlich erkrankt sind, gehört zu den furchtbarsten Dingen, die man als Kind erleben kann“, weiß der Chefarzt. In welcher Form Kinder im Landkreis Freudenstadt Unterstützung finden können, zeigten deshalb Diana Schmid vom Malteser Hilfsdienst und Heike Wagner-Esch von der Stiftung Eigen-Sinn.

Die Malteser bieten in Freudenstadt eine Hospizgruppe für Kinder an, die individuelle Begleitung und Unterstützung gibt, wenn ein Elternteil schwer erkrankt ist. In der Schmetterlingsgruppe der Stiftung Eigen-Sinn finden Kinder einen sicheren Ort, wo sie ihre eigenen Ängste und Gefühle loswerden – und den Alltag bei Aktivitäten vergessen dürfen.

Menschen brauchen vor allem in Krisenzeiten Begleitung von Vertrauten

Nach Ansicht von Chefarzt Peter Seropian kann das Klinikum Landkreis Freudenstadt gerade in den wichtigen sozialen Begleitfeldern einer Krebserkrankung seine Stärke ausleben. „In einem kleinen Haus kennt man sich schneller und besser. Das ist immens wichtig. Wir Menschen brauchen vor allem in Krisenzeiten Vertraute, die uns begleiten. Dieses persönliche Beziehungsfundament einer Behandlung kann die beste Infrastruktur nicht ersetzen.“

Die Patienten wissen diese persönliche Atmosphäre in der Onkologie am Klinikum sehr zu schätzen, wie Reaktionen immer wieder zeigen. Zum Abschluss des Infonachmittags übergab die Selbsthilfegruppe „Frauen nach Krebs“ selbstgefertigte Herzkissen. Diese anatomisch genau durchdachten Polster bieten nicht nur Komfort im Wundbereich nach einer Brust-Operation, sondern streicheln durch Geste und Form auch die Seele. „Und das ist wertvoll“, betont das Team des Brustzentrums.