Sie haben es geschafft: Fünf Krankenpflegerinnen aus dem Balkan (eine nicht auf dem Bild) dürfen nach einem fast einjährigen Anerkennungsprozess ihre Arbeit am Klinikum Freudenstadt aufnehmen. Foto: KLF/Jacqueline Wardeski

Fünf Krankenpflegerinnen aus dem Balkan dürfen nun am Klinikum Freudenstadt arbeiten. Sie haben das Anerkennungsverfahren für ausländische Pflegekräfte bestanden und sind damit die ersten, die den neunmonatigen Prozess mit dem Klinikum Landkreis Freudenstadt durchlaufen haben.

Vom Pflegenotstand müsse man am Klinikum Freudenstadt noch nicht reden. Doch allein auf dem heimischen Arbeitsmarkt, ist der Bedarf an Mitarbeitern schon lange nicht mehr zu decken, schreibt das Klinikum in einer Pressemitteilung.

 

Doch der Aufwand für das Recruiting von Fachkräften aus dem Ausland sei hoch. Umso größer ist die Freude am Klinikum, dass nun fünf Pflegefachkräfte ihr Anerkennungszertifikat erhalten haben und ihre Arbeit am Klinikum Freudenstadt aufnehmen dürfen, heißt es weiter.

Die fünf Krankenpflegerinnen aus dem Balkan sind die ersten Pflegefachkräfte, die gemeinsam mit dem Klinikum Landkreis Freudenstadt den Anerkennungsprozess für ausländische Pflegefachkräfte durchlaufen haben. Rund neun Monate dauert das Anerkennungsverfahren. Weitere vier bis fünf Monate können vergehen, bis das Anerkennungszertifikat ausgestellt ist, so die Mitteilung.

Fachkräftebedarf kann nicht gedeckt werden

Das Klinikum bildet jedes Jahr eigene Fachkräfte im Pflegebereich aus. Doch auch bei vollen Ausbildungsjahrgängen könne der Fachkräftebedarf allein aus eigenen Anstrengungen nicht gedeckt werden. Die Gewinnung von Nachwuchs – wie in vielen Branchen – sei auch im Pflegebereich zunehmend schwieriger. „Wir können inzwischen auf ausländische Fachkräfte nicht mehr verzichten“, wird Pflegedirektorin Renate Merkl zitiert.

Doch diese zu gewinnen, ist mit einigem Aufwand verbunden – für das Klinikum wie für die Fachkräfte, die gerne nach Deutschland kommen möchten, heißt es weiter. Viele Papiere müssten erbracht werden. Die Fachkräfteanwärter haben alle in ihren Heimatländern bereits eine Ausbildung im Pflegebereich absolviert. Doch die Abschlüsse würden in Deutschland selten vollumfänglich anerkannt werden.

Kompetenznachweise müssen erbracht werden

Der Weg des Anerkennungsverfahrens beginne deshalb damit, dass das Regierungspräsidium einen Defizitbescheid erlässt, in dem aufgeführt wird, wo Qualifikationslücken gesehen werden. In einem sogenannten Anpassungslehrgang oder im Rahmen einer Kenntnisprüfung werden die Kandidaten anschließend für einige Monate zur Weiterbildung auf den entsprechenden Stationen des Klinikums Freudenstadt eingesetzt, bis die entsprechenden Kompetenznachweise erbracht werden können und die Prüfung abgelegt werden kann, schreibt das Klinikum weiter.

Das Klinikum habe für diesen Prozess eigene Kompetenz- und Beurteilungsbögen entwickelt, welche die Kandidaten nach jedem Stationseinsatz erhalten. Zusätzlich zu den Kompetenznachweisen müssen die Fachkräfteanwärter noch das Sprachzertifikat B2, ein polizeiliches Führungszeugnis sowohl des Heimatlands als auch aus Deutschland sowie ein ärztliches Attest erbringen. „Alle Dokumente schicken wir dann an das Regierungspräsidium und warten“, so Christina Fritza, die am Klinikum Freudenstadt die Anerkennungsverfahren mitbetreut.

Recruiting-Agentur lädt ausländische Fachkräfte ein

Der Kontakt zu den ausländischen Fachkräften entstehe über eine Recruiting-Agentur, die mehrmals im Jahr Kandidaten nach Deutschland einlädt, um dort Bewerbungsgespräche mit interessierten Arbeitgebern zu führen. Wohnraum zu finden, sei die letzte Hürde.

„Umso größer war die Freude, als nach einem rund einjährigen Prozess schließlich die Anerkennungszertifikate für die fünf neuen Pflegefachkräfte ausgestellt wurden“, so das Klinikum in seiner Pressemitteilung.

Wohnraum finden stellt große Hürde dar

Jetzt müsse noch die letzte Hürde genommen werden: Wohnraum finden. Auch hier stehe das Klinikum vor einem Problem, das viele teilen. „In Freudenstadt ist die Wohnungssituation gerade schwierig“, sagt Fritza. Die eigenen Kapazitäten im Wohnheim des Klinikums seien bereits ausgeschöpft.

Am Klinikum hoffe man daher, dass auch für diese letzte Hürde bald eine passende Lösung gefunden werde. Die nächste Runde an Anerkennungslehrgängen am Klinikum läuft bereits.