30 Planbetten aus dem Bereich der Neurologie wurden vor Jahren nach Calw verlegt. Wie geht es weiter? Foto: © Peakstock - stock.adobe.com

Vor rund 15 Jahren wurden 30 Betten des Klinikums Nordschwarzwald ans Calwer Krankenhaus verlegt. Der Kooperationsvertrag legt nahe, dass das so bleiben muss. Der Klinikverbund zeigt sich zuversichtlich, Lösungen zu finden. Gute Nachrichten für Calw gibt es indes in Sachen Kardiologie.

Dass die Neurologie vom Calwer ins Nagolder Krankenhaus umziehen soll, ist eigentlich ein alter Hut. Dies war bereits im Zuge des „alten“ Medizinkonzeptes 2021 geplant gewesen.

 

Das neue, in diesem Sommer vorgestellte Medizinkonzept 2030 sorgt nun sogar dafür, dass die Verlagerung wohl später kommen wird als vorgesehen. Der Grund: Da durch das neue Konzept auch die Geburtshilfe – voraussichtlich bereits im kommenden Jahr – umziehen soll, werden dafür in Nagold die Räume gebraucht, die dort eigentlich für die Neurologie eingeplant waren.

Rund 14,5 Millionen Euro Kosten

Umgekehrt muss in Calw umgebaut werden, damit dort, wo die Geburtshilfe einziehen sollte, die Neurologie ihren Platz findet. Für Letztere waren hier nämlich gar keine Räume mehr vorgesehen.

Rund 14,5 Millionen Euro sollen für beide Baumaßnahmen fällig werden.

Mittelfristig – sobald in Nagold wiederum die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind – soll dann aber auch die Neurologie dorthin verlegt werden. Doch ist das überhaupt rechtlich möglich?

Der Kooperationsvertrag Um dieser Frage näherzukommen, ist ein Blick ins Jahr 2008 notwendig. Damals schlossen der Klinikverbund samt seiner Klinikgesellschaften in den Kreisen Calw und Böblingen einen Kooperationsvertrag mit dem Klinikum Nordschwarzwald – dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) in Hirsau.

Ein Vertrag, in dem unter anderem festgeschrieben wurde, 30 Planbetten aus dem Bereich Neurologie vom Klinikum Nordschwarzwald an das Kreiskrankenhaus Calw zu verlagern. Und genannt wird dabei explizit das Calwer Haus – nicht die Kreiskliniken.

Handelt es sich bei der geplanten, perspektivischen Verlegung der Neurologie von Calw nach Nagold also möglicherweise gar um einen Vertragsbruch?

Das sagt der Klinikverbund Der Klinikverbund Südwest schreibt dazu auf Anfrage: „Die Klinik für Neurologie wird aufgrund der baulichen Situation des Standortes Nagold in den kommenden Jahren zunächst in Calw verbleiben. Diese Zeit werden wir nutzen, um direkt mit dem ZfP Klinikum Nordschwarzwald die Details und Ausgestaltung der weiteren Zusammenarbeit zu besprechen.“

Beschlüsse am Montag

Erste Gespräche, so heißt es ferner, seien bereits aufgenommen worden. Für weitere Details müssten zunächst die finalen Beschlüsse der Gremien vorliegen. Gemeint sind die Entscheidungen der Kreistage Calw und Böblingen zur Medizinkonzeption 2030 und zur Klinikfusion, die am kommenden Montag, 18. Dezember, fallen sollen.

Die Kreiskliniken Calw-Nagold seien „selbstverständlich an einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem ZfP auf dem Gesundheitscampus Calw interessiert“, schreibt der Klinikverbund weiter. Auch das ZfP baut derzeit ein Gebäude für etwa 20 Millionen Euro am Campus, um Teile der psychiatrischen Versorgung nach Calw zu verlagern.

Rund 500 stationäre Patienten

Und: „Wir sind sicher, dass wir auch in Zukunft Lösungen für kommende Herausforderungen finden, die für alle Beteiligten zufriedenstellend sind und den Campus im Interesse der Bevölkerung zu einem Erfolg führen“, erklärt der Klinikverbund abschließend.

Vonseiten des ZfP war das Medizinkonzept 2030 zuletzt äußerst kritisch bewertet worden, insbesondere, weil das ZfP mit seinen rund 500 stationären Patienten ein möglichst gut ausgestattetes Krankenhaus in unmittelbarer Nähe brauche – einschließlich Kardiologie und Neurologie.

Das sagt das ZfP Was also sagt das ZfP zur rechtlichen Situation und zum bestehenden Vertrag? Geschäftsführer Michael Eichhorst äußert sich zurückhaltend. „Unseres Wissens – hierzu gab es in den vergangenen Wochen Gespräche – bleibt die Neurologie zumindest fünf Jahre noch in Calw“, so Eichhorst. Was dann passiere, müsse man sehen. Das ZfP werde „aber weiterhin selbstverständlich für die Neurologie am Standort Calw einstehen“.

Ganze Kardiologie bleibt Zumindest in Sachen Kardiologie gibt es indes – nicht zuletzt für das ZfP – gute Nachrichten. Denn nicht nur der Linksherzkatheter wird am Standort Calw bleiben, solange die Krankenkasse dafür aufkommt. Das wäre, so erklärte jüngst ein Mediziner gegenüber unserer Redaktion, ohne kardiologische Abteilung auch kaum möglich oder zulässig.

Wird mit umziehen

Und so berichtet der Klinikverbund: „Die Fachabteilung der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie, die aktuell an den Kliniken Calw besteht und auch das interventionelle Leistungsspektrum abdeckt, wird mit in den Neubau in Calw umziehen.“

Erst, wenn die Krankenkassen die Kosten nicht mehr übernehmen, würden die Leistungen der Kardiologie nach Nagold verlagert. „Langfristig wird am Standort Calw eine Allgemeine Innere Medizin vorgehalten mit dem Schwerpunkt der Altersmedizin, die auch weiterhin basiskardiologische Fälle versorgen kann“, so der Klinikverbund.