Spatenstich mit Livemusik und Luftschlangen: Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Mitte) war am Dienstag in die Ortenau gekommen. Foto: Ortenau-Klinikum

Es ist die größte Einzelinvestition der Kreisgeschichte: Für 615 Millionen Euro entsteht bis Anfang 2030 auf der grünen Wiese am Offenburger Stadtrand ein neues Klinikum mit 724 Betten. Sozialminister Manfred Lucha kam zum Spatenstich in die Ortenau.

Mit Knalleffekten, rotem Teppich, Luftballons und Live-Musik feierten Kreis, Land und Klinikum am Montag in Offenburg den Spatenstich des künftigen Groß-Klinikums.

 

„Es ist ein Projekt der Superlative“, stellte Landrat Frank Scherer fest. Tatsächlich handelt es sich um den größten der im Zuge der Klinikreform vorgesehenen Neubauten. Fast die Hälfte der vorgesehen rund 1,3 Milliarden Euro Agenda-Investitionen – konkret 615 Millionen Euro – fließen in den Standort.

In den kommenden sechs Jahren wird auf dem 20 Hektar großen Gelände am Standort „Holderstock“ eine Klinik der höchsten Versorgungsstufe entstehen – „auf universitärem Niveau“, betonte Scherer.

Klinikum wird mehr als 3000 Zimmer umfassen

Für Offenburgs OB Marco Steffens stand fest, dass in seiner Stadt das „leistungsstärkste und größte Haus“ zwischen Freiburg und Karlsruhe entstehe. In Betrieb gehen soll die neue Klinik Anfang 2030, die ersten Arbeiten sollen im Herbst beginnen.

Die Ausmaße des künftigen Klinikums machte Architekt Maximilian Ludes deutlich: Mit 220 Metern Länge werde es mehr als 3000 Räume umfassen. Im Offenburger Norden entstehe dabei nicht nur ein Krankenhaus, sondern „ein kleines Stadtviertel“. Denn neben der Klinik werden auf dem Klinikcampus ein zentrales Logistikzentrum für das gesamte Ortenau-Klinikum, ein Funktions- sowie ein Verwaltungsgebäude gebaut.

Den Weg dorthin nannte Scherer steinig und mühsam, sprach auch von „Anfeindungen und Drohungen“. Er betonte, dass die Gründe für die Agenda 2030 nicht primär finanzieller Natur – also das wachsende Defizit des Klinikbetriebs – gewesen seien. Der Kreistag habe 2018 mit der Entscheidung für die Schließung von fünf Krankenhäusern die Weichen für eine „erstklassige Versorgung“ und für „optimale Arbeitsbedingungen“ gestellt.

Viel Holz und viel Tageslicht: So soll das neue Ortenau-Klinikum in Offenburg einmal aussehen. Foto: Ludes-Architekten

Der Spatenstich knapp sechs Jahre nach der Grundsatzentscheidung zeige, dass die Kommunalpolitik liefere und zwar in „Ortenau-Geschwindigkeit“. Nachdem im September der Start für den Klinik-Neubau in Achern und nun der in Offenburg erfolgte, zeigte sich Scherer zuversichtlich, dass es auch „bald schon in Lahr“ so weit sein werde. Möglich sei das unter anderem, wegen der Unterstützung von Gesundheitsminister Manfred Lucha.

Dieser stellte die Ortenauer Klinikreform erneut als „Leuchtturmprojekt“ heraus und lobte das Engagement des Kreises „komplexe Herausforderungen in schwierigen Zeiten“ angegangen zu sein. „Der Ortenaukreis und das Ortenau-Klinikum können bei anstehenden Krankenhausbaumaßnahmen künftig auf weitere Unterstützung durch das Land vertrauen“, versicherte Lucha.

Kritik an Bundesminister Karl Lauterbach wird laut

Der Landesminister forderte den Bund auf, die ungenügende „Finanzierungsstruktur“ der Kliniken auf stabilere Füße zu stellen. Das neue Gesetz von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, das eigentlich Besserung bringen sollte, sah Lucha kritisch. Von Lauterbach und der Bundesregierung forderte er „mehr Drive“, um „ambitionierte und mutige Klinikträger nicht im Regen stehen zu lassen“.

Auch Keller nutzte den Spatenstich des „Herzstücks der Agenda 2030“ für Kritik an Lauterbach. Dieser habe auch zwei Jahre nach Ankündigung seiner Gesundheitsreform noch kein Konzept vorgelegt – das sorge für Unsicherheit. Für Lucha hatte Keller derweil viel Lob übrig, denn dieser kenne sich in der Materie aus, sei gar „der fähigste Minister“. Keller zeigte sich in Sachen Klinikreform jedenfalls zuversichtlich: „Ab 2030 wird die Ortenau zu den Regionen in Deutschland zählen, die die modernsten Klinikstrukturen haben“, betonte er.

200 000 Patienten im Jahr

In dem modernen Klinik-Neubau sollen nach der Inbetriebnahme 2030 mehr als 200 000 vollstationäre, tagesklinische und ambulante Patienten pro Jahr versorgt werden. Als Maximalversorger wird das neue Klinikum Offenburg durch seine Vielzahl an Fachabteilungen breit aufgestellt sein. Die zentrale Notaufnahme wird gemäß den Anforderungen als überregionales Traumazentrum geplant. Zudem wird es den höchsten Gebäudeeffizienzstandards entsprechen.