Das Versandhaus Klingel mit seinem Hauptsitz in Pforzheim hat Insolvenz beantragt. Rund 1800 Menschen sind bei dem Unternehmen angestellt. Hohe Kosten für den Katalogdruck sind nicht der einzige Grund für die Probleme.
Das Versandhaus Klingel hat Insolvenz angemeldet. Nach Informationen unserer Redaktion hat sich die Geschäftsleitung vor wenigen Minuten an die Mitarbeiter gewandt. Das Unternehmen wurde 1923 gegründet und hat seinen Sitz in Pforzheim.
Rund 1800 Beschäftigte betroffen
Von der Insolvenz betroffen sind laut einer Mitteilung des Unternehmens neben der K – Mail Order GmbH & Co. KG als Hauptgesellschaft der Gruppe die Hamburger Tochtergesellschaften Impressionen Versand GmbH und die Schneider GmbH & Co. KG. Die drei Gesellschaften befinden sich in einem Eigenverwaltungsverfahren. In den drei Unternehmen arbeiten rund 1800 Beschäftigte. Die weiteren Gesellschaften der Firmengruppe, in denen insgesamt mehr als 250 Beschäftigte arbeiten, sind von den Maßnahmen laut der Mitteilung nicht betroffen.
Geschäftsbetrieb läuft weiter
Der Geschäftsbetrieb der drei Gesellschaften läuft laut Unternehmen vollumfänglich weiter. „Ursachen der aktuellen Lage sind die schwierigen Marktbedingungen, unter anderem bedingt durch die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, signifikant gestiegene Kosten sowie die hohe Inflation“, heißt es. Hinzu kämen eine hohe Liquiditätsbindung im Warenlager infolge von Verzögerungen in den Lieferketten während der Corona-Pandemie. „Beispiele sind die signifikante Verteuerung von Katalogproduktion und -versand sowie gestiegene Kosten durch höhere Logistikpreise“, wie es weiter heißt. Allein im Jahr 2022 habe sich der Papierpreis verdoppelt; auch bei den Fracht- und Containerpreisen habe es erhebliche Steigerungen gegeben, heißt es in der Mitteilung.
Mehr als 3,3 Millionen Kunden
Zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger bestellt. „Die Eigenverwaltung ist ein wirksames Instrument, um Unternehmen gewissenhaft zu sanieren. Wir werden die drei Verfahren bestmöglich im Sinne der Gläubiger begleiten“, so Mucha. Das Unternehmen wolle sich auf starke Produkt- sowie Vertriebsmarken konzentrieren und den Fokus auf den Online-Handel legen, neben dem traditionellen Print-Geschäft, also den Katalogangeboten. Marcus Katholing von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta soll den Prozess unterstützen. „Die Kundinnen und Kunden können ihre Bestellungen aufgeben und erhalten wie gewohnt ihre Ware. Auch die Abwicklung von Retouren und alle sonstigen Serviceleistungen sind sichergestellt“, so Katholing. Mehr als 3,3 Millionen Kunden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren kaufen laut der Mitteilung bei den Klingel-Marken.