Die Folgen des Klimawandels sind immer mehr zu spüren. Und das gilt nicht nur für das Ahrtal, das von einer Katastrophe heimgesucht wurde. Auch im Kreis Calw will man sich nun auf solche Ereignisse bestmöglich vorbereiten.
Ausgetrocknete Bäche, Überschwemmungen, Hitzewelle mit massiven Folgen für die ohnehin geschwächten Bewohner des Landkreises, Waldbrände – schon jetzt hat der Landkreis Calw einiges von den Folgen des Klimawandels abbekommen. Und damit dürfte das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht sein. Das weiß man im Calwer Landratsamt und besonders im jungen und kleinen Klimaschutzteam nur zu genau. Deswegen hat man nun eine Strategie entwickelt, die helfen soll, die Folgen des Klimawandels vor Ort einzudämmen.
Dabei geht es um Fragen wie: Was kann auf welchem Feld getan werden, wer kann etwas tun und wer kann mit wem zusammenarbeiten? Acht Handlungsfelder hat das Klimaschutzteam herausgearbeitet. Leonie Roth und Fabian Traub stellten die Grundzüge der Strategie nun im Umweltausschuss des Kreistags vor. Drei Gebiete haben dabei Priorität: das Extremwetter-Management, der Hitze-Aktionsplan und die Klimaagentur.
Extremwetter-Management:
Dabei geht es vor allem um einen Einsatzplan für Starkregenereignisse. Dazu zählt etwa die Abfrage bei den Feuerwehren, welche geeigneten Geräte wo vorhanden sind. Eine gleiche Abfrage soll bei Betrieben gestartet werden, die Hilfsmittel wie etwa Bagger, zur Verfügung stellen könnten. Zudem will man herausfinden und zusammenstellen, welche Firmen wassersensible Stoffe lagern und mit ihnen arbeiten und wie man diese schützen kann. Man will gefährdete Objekte – zum Beispiel Pflegeeinrichtungen – zusammentragen und für diese Evakuierungspläne erstellen. Darüber hinaus geht es darum, herausfinden, welche Menschen aus gesundheitlichen Gründen auf Stromversorgung angewiesen sind, etwa für die Dialyse. Und nicht zuletzt will man die Frage klären, wann und wie die Bevölkerung vor solchen Ereignissen gewarnt werden kann und soll. Das Ganze soll natürlich nicht an den Landkreisgrenzen enden. Deshalb ist eine Kooperation mit allen Kreisen des Nordschwarzwalds angedacht.
Hitze-Aktionsplan:
Wie kann man die Gesundheit der Menschen vor Ort bei Hitzewellen besser schützen? Wie kann man langfristig die Hitzebelastung mindern? Welche Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet? Auch solche Fragen enthält die Strategie. Dem Klimateam geht es dabei darum, nicht irgendeinen Maßnahmenplan vorzugeben, sondern einen solchen in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und der Bevölkerung zu erarbeiten. Unter anderem geht es dabei auch um das Thema Waldbrände.
Klima-Agentur:
Dabei geht es darum, den vorhandenen Verein der Energieberater hin zu einer Klimaagentur weiterzuentwickeln. Deren Aufgabe soll vor allem die Beratung sein: die Beratung von Privatpersonen, Firmen und Kommunen in Fragen von Klimaschutz, Klimaneutralität oder Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Geklärt werden soll auch die Organisation einer solchen Agentur. Ein Beispiel oder Vorbild könnte dabei die Energieagentur im Ostalbkreis sein.
Weitere Handlungsfelder:
Aktiv werden will man auch bei der Bauleitplanung. Ziel ist dabei die Begrünung von Dächern und Fassaden, die Vermeidung von Versiegelung und mehr helle Oberflächen. Weiteres Handlungsfeld ist die „grün-blaue Infrastruktur“: Dabei geht es um Entsiegelung, Beschattung, mehr Wasserflächen und Frischluftschneisen. Schaffen will man auch mehr „coole Orte“ – öffentlich zugängliche kühle und gekühlte Orte. Dabei soll auch die Tourismus GmbH ihr Know-how einbringen. Auch die Wasserverfügbarkeit in Trockenperioden will man verbessern und zugleich vor Überschwemmungen schützen. Stichworte: Regenwasserspeicherung, Retentionsflächen, das Prinzip der Schwammstadt.
Reaktionen:
Vizelandrat Frank Wiehe betonte, dass ein Großteil der in der Strategie aufgeführten Maßnahmen wahrscheinlich von den Kommunen umgesetzt werden müssten und der Landkreis vornehmlich in beratender Funktion daran beteiligt sein werde. Und deshalb „wollen wir die Kommunen in dieser Sache auch nicht drängen“.
Die Mitglieder des Ausschusses äußerten sich zunächst zurückhaltend angesichts der vorgestellten Pläne. Andreas Kubesch von den Grünen konstatierte die Wichtigkeit einer solchen Strategie – besonders weil man jetzt wisse, was der Schutz vor den Folgen des Klimawandels koste: „Gut, dass da jetzt ein Preisschild dran ist.“