Das Energie- und Klimaschutzkonzept des Zollernalbkreises. Primäres Ziel ist die regionale Wertschöpfung durch den Ausbau erneuerbarer Energien. Foto: Steffen Maier/Steffen Maier

Der Kreistag hat für die Fortschreibung des Klimaschutzkonzepts gestimmt. Was verbirgt sich dahinter? Und kann ein Landkreis etwas für den Klimaschutz tun? Wie geht man mit Häme um? Einer muss es wissen: Klimaschutzmanager Hartwig Alber im Interview.

Hartwig Alber geht immer gern zur Arbeit. Was den Klimaschutzmanager motiviert? „Jeden Tag einen kleinen Beitrag leisten zu können getreu dem Motto ’Heute für Morgen!’“, um Kindern – auch seinen dreien – eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen.

 

Sie sind der Klimaschutzmanager des Zollernalbkreises, Herr Alber – und somit der Macher des Klimaschutzkonzepts, korrekt?

Das sogenannte Energie- und Klimaschutzkonzept ist eine Gemeinschaftsleistung. Es wurde von der Landkreisverwaltung in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Zollernalb erstellt. Sowohl beim Beteiligungsprozess als auch bei der Aufstellung des Maßnahmenkatalogs waren alle Bürger, politische Akteure – etwa Mitglieder des Kreistags – sowie die Bürgermeister, Verwaltungen und das „European Energy Award“-Energieteam der Kreisverwaltung eingebunden.

Was sind die wichtigsten Themen darin?

Zentrale Aspekte sind die regionale Wertschöpfung durch den Ausbau erneuerbarer Energien, die Energie- und Mobilitätswende sowie die damit verbundene Dekarbonisierung auf Kreisebene und auf Ebene der Kreisverwaltung.

Hartwig Alber Foto: Maier

Was waren dabei die besonderen Herausforderungen?

Die Ermittlung der Potenziale und die Einbindung aller relevanten Träger öffentlicher Belange sowie die Umsetzung der Impulse in konkrete und wirksame Maßnahmen. Das waren die wesentlichen Herausforderungen.

Was kann der kleine Zollernalbkreis beim Klimaschutz ausrichten, wenn so viele andere Staaten der Welt das Thema abtun oder gar belächeln?

Mit dem Konzept wurde ein Fahrplan mit Maßnahmen vorgestellt, wie der Zollernalbkreis durch den Ausbau erneuerbarer Energien vor Ort in allererster Linie monetär profitieren kann. Primäres Ziel war die regionale Wertschöpfung. Im Jahr 2022 hat der Kreis rund 90 Prozent der vor Ort verbrauchten Energie in Form von fossilen Energieträgern importiert. Dafür flossen rund 135 Millionen Euro aus dem Landkreis ab. Das Energie- und Klimaschutzkonzept beschäftigt sich damit, wie ein Teil dieser Mittel in der Region – sprich im Landkreis – gehalten werden kann. Erneuerbare Energiequellen im Kreis sind das Mittel der Wahl für eine unabhängigere Energieversorgung. Potenzial ist vorhanden. Durch den stetigen Ausbau erneuerbarer Energien, verbunden mit einer Elektrifizierung der Sektoren Wärme und Mobilität, sinkt der Verbrauch an fossilen Energieträgern – und somit der Ausstoß an klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Durch diesen „Synergieeffekt“ leisten Bürger, Unternehmen und Kommunen einen Beitrag, um dem Klimawandel zu begegnen. Auch die gesetzlichen Verpflichtungen, etwa die klimaneutrale Kommunalverwaltung 2040, sind in dem Maßnahmenkatalog aufgegriffen worden.

Wie gehen sie mit Spott um, den es hin und wieder sogar aus einer Ecke des Kreistags zu hören gibt?

Das Konzept und die Maßnahmen wurden vor dem Hintergrund des aktuellen Standes der Wissenschaft und Praxis erarbeitet. Quellen und Informationen sind für alle einsehbar – also für jeden frei zugänglich. Die auf globaler, nationaler und regionaler Ebene angestoßene Transformation des Energie-, Industrie-, Mobilitäts- und Gebäudesektors ist ein hochkomplexer Prozess, der uns als Gesellschaft vor zahlreiche Herausforderungen stellt. Die können durchaus kontrovers diskutiert werden. Wir streben stets einen sachlich und wissenschaftlich fundierten Dialog an und sind offen für zielführende Impulse und Maßnahmenvorschläge, die in erster Linie den Zollernalbkreis voranbringen. Dennoch ist uns natürlich bewusst, dass wir immer mit kontroversen Diskussion konfrontiert sein werden.

Was motiviert sie jeden Tag aufs Neue?

Als Familienvater von drei Kindern sehe ich mich verpflichtet, das Hier und das Jetzt so mitzugestalten, dass meinen Kindern eine lebenswerte und chancenreiche Zukunft ermöglicht wird. Ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit, und ich freue mich im Rahmen meiner Tätigkeit, einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können – getreu dem Motto „Heute für Morgen!“