Der Wald muss fit für den Klimawandel gemacht werden. Auf Hilfe vom Bund will die Stadt Neubulach wegen vieler Unwägbarkeiten aber verzichten. Foto: © haveseen - stock.adobe.com

Der Bund hat ein Förderprogramm zum klimagerechten Umbau des Waldes aufgelegt. Viele Kommunen in der Region haben bereits ihr Interesse bekundet und wollen die Zuschüsse nutzen. Es gibt aber auch Skepsis. Der Stadtrat von Neubulach hat sich in seiner Sitzung am Mittwochabend mit großer Mehrheit dagegen entschieden, denn die Sache hat ihre Haken.

Beim Förderprogramm des Bundes zum klimaangepassten Umbau des Waldes gilt das Windhundprinzip. Das bedeutet: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das hat die Stadtverwaltung von Neubulach schon mal dazu bewogen, einen Antrag für das Förderprogramm zu stellen. Der Gemeinderat könne dann immer noch entscheiden, ob sich die Stadt um die Fördergelder bemühen will oder nicht. Nach ausgiebiger Diskussion entschied sich das Gremium am Mittwochabend mit großer Mehrheit gegen die Förderung.

Kriterien Zuvor stellte Inge Hormel, Leiterin der Abteilung Forstbetrieb und Jagd beim Landratsamt Calw, den Stadträten das Förderprogramm vor. Elf Kriterien müssten für zehn, ein zwölftes für 20 Jahre erfüllt werden. Einen Großteil der Bedingungen erfülle Neubulach mit seiner Waldbewirtschaftung bereits, sagte Hormel. So setzt die Stadt in ihren Wäldern ohnehin auf die Naturverjüngung. Beim Pflanzen von Bäumen orientiert sie sich an den Empfehlungen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg. Unklar ist, was als standortheimisch durchgehen kann. Das wird ebenfalls gefordert.

Kein Problem wiederum ist die Bedingung, dass ein Bestand mindestens fünf bis sieben Jahre alt sein muss, bevor er geräumt wird. Anders sieht es mit der Bedingung aus, auf Schadflächen bis 0,3 Hektar nichts anzupflanzen. Bisher sind kleine Flächen oft bepflanzt worden. Außerdem sollen keine Freiflächen geschaffen werden, die größer als 0,3 Hektar sind. Bis jetzt sind größere Freiflächen möglich gewesen, machte Hormel deutlich. Auf die Erweiterung der Artenvielfalt achtet der Forst dagegen schon jetzt.

Ein Problem ist die Erhöhung der Totholzmenge. Hormel räumte ein, dass diese Forderung in manchen Bereichen die Waldwirtschaft erschwert. Vom Borkenkäfer befallene Bäume aber dürften, ja müssten sogar entfernt werden. Das gelte auch dann, wenn Gefahr im Verzug sei.

Die Bedingungen für Rückegassen dagegen werden schon jetzt erfüllt. Beim Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel ist bislang unklar, ob auch das Kalken der Wälder dazuzählt.

Bei den Maßnahmen zur Wasserrückhaltung gibt es einen bunten Strauß an Möglichkeiten. Da sind zum Beispiel Tümpel möglich.

Ziemlich aufwendig ist die Bedingung, innerhalb von zwei Jahren mindestens fünf Habitatbäume je Hektar zu kennzeichnen und zu erhalten. Habitatbäume sind Lebensräume für andere Pflanzen und Tiere. Neubulach müsste 4800 Bäume kennzeichnen lassen. Hormel empfahl, wegen des Aufwands dies extern zu vergeben.

Während die bislang genannten Bedingungen zehn Jahre lang erfüllt werden müssen, gilt das Kriterium, die natürliche Waldentwicklung auf fünf Prozent der Fläche auszuweiten, für 20 Jahre. In Neubulach sind bereits 2,8 Prozent (28 Hektar) stillgelegt. Das würde bedeuten, dass die Stadt weitere 20 Hektar stilllegen müsste. Neubulach hat rund 1000 Hektar Waldfläche.

Aufwand Hormel errechnete für die ersten zehn Jahre eine jährliche Fördersumme von 76 000 Euro. Für die nächsten zehn Jahre wären es noch einmal 2000 Euro pro Jahr. Der kalkulierte Aufwand läge aufgrund der Holzpreisschwankungen in den 20 Jahren zwischen 120 000 und 230 000 Euro. Nicht abschätzen kann sie den erhöhten Aufwand für die Wasserrückhaltung und die Revierleitung. Der zuständige Revierleiter Thomas Walz stellte jedoch klar, dass der Aufwand tendenziell zunehme.

Diskussion Stadtrat Andreas Kubesch räumte ein, dass er sich schwer tue, wie das Programm einzuschätzen ist. Den ökologischen Mehrwert hält er für relativ klein.

Norman Schroth und Andreas Blaurock sehen den Wald auch als Rohstofflieferant und das Förderprogramm deshalb kritisch. Lars Dannenmann verwies auf den erhöhten Aufwand. Hans Georg Ruß dagegen glaubt, dass Altholz sogar gut gegen die Waldbrandgefahr sei.

Bürgermeisterin Petra Schupp räumte ein, dass Doppelförderungen nicht möglich sind. Der Wald als Ganzes werde bei der Förderung berücksichtigt. Als Ausgleichsfläche für Eingriffe in die Natur an anderer Stelle könne der Wald dann nicht mehr dienen.

Keine Empfehlung Hormel und der zuständige Revierleiter Thomas Walz gaben keine Empfehlung ab, ob sich das Gremium für oder gegen das Programm entscheiden soll. „Ich bin mir selber unschlüssig“, so Walz. Das Gremium entschied sich mit großer Mehrheit gegen das Förderprogramm.