Rudi Nesch stellte sein Projekt auch bereits im Vollmaringer Ortschaftsrat vor. Foto: Steinrode

Was das Klima angeht, läuft es nicht rund, auch nicht in Nagold. Um zu zeigen, wie Klimaschutz vor Ort aussehen kann, wurden dem Nagolder Klimaschutzbeirat zwei Leuchtturmprojekte vorgestellt.

Nagold - Klimaschutz geht alle an. Dementsprechend war der große Saal im Nagolder Rathaus gut gefüllt, als sich der Klimaschutzbeirat der Stadt zur Sitzung versammelte. Kevin Mack, der neue Klimaschutzmanager der Stadt, der seine Arbeit erst vor wenigen Monaten aufgenommen hatte, stellte unter anderem auch zwei Leuchtturmprojekte vor, also Vorhaben mit Signalwirkung, aus der Nagolder Umgebung, die aufzeigten, wie Klimaschutz auf lokaler Ebene funktionieren kann.

Das erste der beiden vorgestellten Projekte war die gemeinschaftliche Photovoltaikanlage auf dem Dach des Vereinsschuppens in Vollmaringen. Der Verein zur Förderung des Vereins- und Dorflebens in Nagold-Vollmaringen, der ursprünglich gegründet wurde, um den Wunsch der Vollmaringer nach einer eigenen Halle zu verwirklichen und mittlerweile als Zusammenschluss der Vollmaringer Vereine und Institutionen fungiert, hatte die Photovoltaikanlage auf dem Schuppen im Sommer vergangenen Jahres montiert.

Zusätzliche Einnahmen

Geplant wurde die Anlage von Michael Mast und Andreas Graf, die auch in der Sitzung das mittlerweile abgeschlossene Projekt vorstellten. Pro Jahr soll die Anlage Strom im Wert mehrerer tausend Euro produzieren, zusätzliche Einnahmen, die allen Vereinen in Vollmaringen zugute kommen. Die insgesamt 80 Photovoltaikmodule der Anlage wurden zu je 300 Euro von Sponsoren mitfinanziert, unter anderem lokale Unternehmen, Bewohner des Ortes und Unterstützer aus Nachbargemeinden. Der Erfolg der Photovoltaikanlage auf dem Dach des Vereinsschuppens kann aufzeigen, wie die Energiewende gemeinschaftlich und erfolgreich vorwärts kommen kann.

Das zweite Leuchtturmprojekt ist die regenerative Landwirtschaft und das damit verbundene, klimaschützende Humusaufbauprojekt des ebenfalls aus Vollmaringen stammenden Biolandwirts Rudi Nesch. Rudi Nesch ist als Landwirt von der Organisation CarboCert zertifiziert. Neben anderen, ähnlichen Betrieben bietet CarboCert die Möglichkeit, den eigenen CO-Fußabdruck lokal zu kompensieren. Möglich ist das durch zertifizierte Bauern. Durch landwirtschaftliche Betriebe – wie der von Rudi Nesch – die regenerativ arbeiten, wird soviel Treibhausgas eingespart, dass es möglich ist, für andere Betriebe mitzukompensieren.

Regenerative Landwirtschaft

Rudi Nesch erklärte die Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft – die er selbst in einem mehrtägigen Seminar erlernt hat und mittlerweile auf seinem Hof lebt – bis ins Detail in der Sitzung und stellte vor, dass Bauern wie er nicht nur CO2 einsparen können, sondern sogar helfen können, das Treibhausgas abzubauen. Zentral ist in der regenerativen Landwirtschaft das Gleichgewicht. Nährstoffe im Boden müssen ins Gleichgewicht gebracht werden, der Unterboden gelockert und mit Wurzeln stabilisiert werden, die Böden müssen langfristig – mindestens elf Monate im Jahr – und möglichst vielfältig begrünt sein.

Positiv ist das letztlich vor allem, indem die regenerative Landwirtschaft stabile Erträge verspricht, auch wenn die klimatischen Bedingungen nicht ideal sind. Für Rudi Nesch ist das Projekt, dass er präsentierte, die Zukunft: "Wenn wir auf allen Flächen dieser Erde regenerative Landwirtschaft einsetzen würden, wären wir in ein paar Jahren mit dem CO2-Problem auf Null."

Die Hoffnung des Klimaschutzbeirates und des Klimaschutzmanagers ist, dass Projekte wie die der Vollmaringer Vereine oder die von Rudi Nesch dazu ermutigen, selbst Hand anzulegen. Die Klimakrise könne nur gelöst werden, wenn alle zusammenarbeiteten. Mit mehr Vorhaben, wie den Leuchtturmprojekten, die vorgestellt wurden, wäre schon einiges erreicht.