Die EnBW trifft finanzielle Vorsorge für höhere Belastungen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Vor allem die sinkende Ertragskraft von Kohlekraftwerken angesichts verschärfter Klimaschutzmaßnahmen schlägt in der Bilanz des Energieversorgers EnBW zu Buche.

Karlsruhe -

Der Karlsruher Energiekonzern EnBW muss im ersten Halbjahr mit roten Zahlen rechnen. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, müsse man angesichts gestiegener Anforderungen an den Klimaschutz und einer sich verschärfenden Klimagesetzgebung die mittel- bis langfristigen Wirtschaftlichkeitsprognosen anpassen. Dies werde die Ertragskraft vor allem von Kohlekraftwerken sinken lassen. Insgesamt betragen die Sondereffekte – Wertberichtigungen und erhöhte Rückstellungen – demnach rund 1,25 Milliarden Euro.

Die Wertberichtigungen seien aber rein bilanzieller Natur und haben der EnBW zufolge keine Auswirkungen auf das operative Ergebnis. Entsprechend beeinflussten sie auch weder die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr noch die Bemessung der Dividende für das Geschäftsjahr 2021. Beides beruht auf um Sondereffekte bereinigten (adjusted) Werten. Die Ausschüttung sei mithin nicht gefährdet, heißt es in der Börsenmitteilung der EnBW. Unbereinigt aber werden die Korrekturen im Halbjahr zu einem Verlust führen. Seine Halbjahreszahlen wird der Konzern am 29. Juli veröffentlichen.

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Der Wertberichtigungsbedarf betrage insgesamt 950 000 Euro, so die EnBW. Etwa 700 000 Euro davon entfielen auf die Kohlekraftwerke. Derzeit hat der Konzern an fünf Standorten sechs Kohleblöcke in Betrieb. In geringerem Umfang seien auch Windparks im Meer (offshore) betroffen. Hier resultiert die Belastung aus einem besonderen Fördermodell, für das sich die EnBW entschieden hat, das in den ersten Jahren des Betriebs höhere Vergütungen vorsieht als in den späteren. Hinzu kämen neue Erkenntnisse über die Entwicklung der Windverhältnisse sowie die Entwicklung der Strompreise.

Zusätzlich sieht sich die EnBW gezwungen, sogenannte Drohverlustrückstellungen für Strombezugsverträge zu bilden, die nicht mehr kostendeckend sind. Darauf entfallen etwa 300 000 Euro. Dabei geht es um Strom, den die EnBW aus fremden Kraftwerken bezieht. Für diesen gelieferten Strom habe sich der Konzern verpflichtet, den Lieferanten alle Kosten zu ersetzen. Aufgrund der schlechteren Marktsituation drohten Verluste, für die Rückstellungen gebildet werden müssen.

EU- und Bundespläne zum Klimaschutz

Erst Ende Juni war bekannt geworden, dass die EnBW mit dem Programm „Performance im Wachstum“ in den kommenden vier Jahren 180 Millionen Euro einsparen will. Kurz zuvor hatte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit der EnBW um eine Stufe herabgesetzt. Zur Begründung verwies die Ratingagentur auf die Pläne des Energieversorgers, bis 2025 rund zwölf Milliarden Euro in die Verbesserung der Netzinfrastruktur und in erneuerbare Energien zu investieren. Die aktuelle Wertberichtigung dürfe aber die Kreditwürdigkeit des Konzerns nicht negativ beeinflussen.

Mehrere Entscheidungen auf Bundes- und EU-Ebene führen derzeit zu einer Verschärfung der Klimaschutzgesetzgebung. So hat die EU-Kommission am Mittwoch dieser Woche 15 Gesetzentwürfe vorgelegt, mit deren Hilfe die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken sollen. Bereits Ende April war das Bundesverfassungsgericht zu dem Schluss gekommen, das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung von 2019 greife zu kurz, und forderte den Gesetzgeber zu Nachbesserungen auf. Daraufhin novellierte die große Koalition das Gesetz und strebt so die Klimaneutralität Deutschlands für 2045 und damit fünf Jahre früher als bisher vorgesehen an. Für die Energiewirtschaft gehen damit höhere CO2-Minderungsziele einher. Zudem wird erwartet, dass die Preise im CO2-Handel deutlicher steigen als zuvor prognostiziert.