Leitungswasser ist deutlich billiger als Mineralwasser. Foto: jozsitoeroe - stock.adobe.com

Das Projekt "Klima:Wasser" geht den Fragen des Klimawandels nach. Die Initiatoren haben sich zum Wasserverbrauch und zum Preisgefühl in Bad Wildbad umgehört.

Bad Wildbad - 16 und 300 Liter? Wie hoch ist der Tagesverbrauch an Wasser pro Einwohner? Die Schätzungen der Bürger von Bad Wildbad liegen bei einer nicht repräsentativen Straßenumfrage vom Projekt "Klima:Wasser" recht weit auseinander.

Peter Buhl, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Wildbad, hat den Überblick. "In der gesamtheitlichen Draufsicht verbrauchen alle Einwohner in Bad Wildbad circa 50 Kubikmeter pro Person. Darin ist dann aber auch die Industrie und die Kliniken und die Gastronomie enthalten. Bereinigt sind es dann knapp unter den üblichen 30 Kubikmeter pro Person. Damit liegen wir im bundesweiten Durchschnitt." Da es sich bei diesen Angaben um Jahreswerte handelt, kommt man laut Projektkoordinator Reinhard Kafka umgerechnet auf einen Tagesverbrauch von knapp über 80 Litern pro Tag pro Person.

Besonders sparsam?

Sind Schwaben und besonders die Wildbader besonders sparsam im Umgang mit dem "blauen Gold" Wasser? Das Umweltbundesamt informiert laut Kafka auf seiner Homepage: "Im Schnitt nutzt jede Person in Deutschland täglich knapp 130 Liter Trinkwasser im Haushalt." Ein Passant brachte seine Sparsamkeit auf den Nenner: "Zum Duschen gehe ich in die Vital-Therme. Da verbrauche ich zu Hause weniger Wasser."

Tatsächlich schlägt der Faktor "Körperhygiene" mit 36 Prozent beim privaten Wasserverbrauch (einschließlich Kleingewerbe) besonders zu Buche, 27 Prozent entfallen auf Toilettenspülung, Wäschewaschen zwölf Prozent, Geschirrspülen sechs Prozent. Der Anteil für Raumreinigung, Autopflege und Garten ist mit sechs Prozent noch höher als die vier Prozent für die Verwendungszwecke Essen und Trinken. Oder anders ausgedrückt: 1000 Liter Trinkwasser reichen etwa für 22 Mal Wäsche waschen, 200 Mal Spaghetti kochen oder 2500 Mal Zähne putzen.

Wasser zu billig?

Tobias Maigré, Miteigentümer einer Haustechnik-Firma in Enzklösterle, spricht von ungeahnten Einsparmöglichkeiten. "Zwölf Liter Wasser verbraucht jeder beim Duschen pro Minute, mit einem Sparduschkopf kann der Verbrauch auf sechs Liter verringert werden. Ein solcher Duschkopf ist bereits ab 30 Euro zu haben." Aber für seine Kunden haben Sparduschköpfe oder der Einbau von Regen- oder Grauwassernutzungsanlagen bisher keine hohe Priorität. "Wasser ist für diesen Zweck zu billig", so seine Einschätzung. Bei Heizungsanlagen sei der Kostendruck einfach höher.

Aber wie teuer ist Wasser aus der Wasserleitung eigentlich? In der Straßenumfrage liegt die Spanne wieder weit auseinander. Sehr spontan antwortete ein Passant "30 Cent pro Liter". Stadträtin Ursula Jahn-Zöhrens schätzt den Literpreis auf drei Cent. Peter Buhl, Geschäftsführer der Stadtwerke Bad Wildbad, kann eine genauere Auskunft geben: "Wenn man zum Beispiel einen üblichen Zähler zugrunde legt, kostet bei uns der Liter Wasser 0,8 Cent." Aufgrund von Nachforschungen im Internet ergeben sich auf Landesebene andere Durchschnittswerte. Das statistische Landesamt Baden-Württemberg bezifferte im November 2022 den Durchschnittspreis in Baden-Württemberg auf 4,3 Cent (inklusive Abwasser).

Leitungswasser trinken

Ist in Bad Wildbad Leitungswasser besonders teuer? Kafka empfiehlt den Blick in die aktuelle Verbrauchsabrechnung der Stadtwerke. "Ich persönlich komme einschließlich Abwasser – Niederschlagswasser berücksichtige ich nicht – auf 0,7 Cent pro Liter. Pro Kopf haben wir einen Verbrauch von 33 Kubikmetern und liegen damit im Schnitt. Über zehn Prozent haben wir im letzten Jahr trotz Homeoffice gegenüber dem Vorjahr weniger verbraucht. Da ist mehr drin!"

Mineralwasser aus dem Supermarkt oder dem Getränkehandel kosten nach seiner Rechnung zwischen 19 und 50 Cent pro Liter. Für einen Euro bekomme man also – legt man 0,4 Cent je Liter zugrunde – rund 250 Liter Leitungswasser, aber nur zwei bis fünf Flaschen Mineralwasser. Oder: Ein Kasten stilles Mineralwasser koste im Laden rund fünf Euro. Für denselben Betrag bekomme man durchschnittlich 1750 Liter frisches Wasser aus dem Hahn. Das heißt Trinkwasser für mehr als zweieinhalb Jahre, und das ganz ohne Kistenschleppen.

Herbert Tubach, Mitinhaber eines Getränkehandels, sagt: "Wir haben Mineralwasser für jeden Geschmack und jeden Geldbeutel!" Ein wichtiges Verkaufsargument für ihn ist die Angst von Kunden vor möglichen Gefahren aus der Wasserleitung durch Blei und Legionellen. Diese Sorge ist, so Kafka, nicht von der Hand zu weisen: "Da können sich die Stadtwerke noch so sehr um eine Wasserversorgung mit Trinkwasserqualität bemühen. Wenn die Hausleitungen nicht ordnungsgemäß gewartet werden, dann sind Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen."