Die Haiducken im Festspielhaus Simmersfeld. Foto: Stadler

Nach ihrem letztjährigen Auftritt beim sommerlichen Feuernachts-Traum der Kulturwerkstatt Simmersfeld waren "Die Haiducken" erneut Gast im Festspielhaus.

Simmersfeld - Mit typischer Klezmermusik, Rundtänzen und Balkanstücken vor bebildertem Hintergrund, vermittelten sie eine faszinierende Stimmung mit abwechslungsreichen Arrangements. Die Gäste an den Bistrotischen genossen den musikalischen Abend, auch wenn die Aufforderung zum Tanzen verhallte.

Mystisch und zu jedem Lied passend, zauberte der Bühnenhintergrund mit wechselnden Bildmotiven die jeweils passende Stimmung in den Saal. In der Besetzung mit Andreas Kinzelmann (Klarinette und Didgeridoo), Jörg Reinhardt (Akkordeon), Matthias Kombrink (Gitarre), Christian Armin (Kontrabass) und Beuz Thiombane (Percussion) zelebrierte die Band vorwiegend Instrumentalstücke.

Die Klezmermusik, eine weltlich und nichtliturgisch geprägte Volksmusiktradition war bis zu den 1970er-Jahren unter dem Namen "jiddische Musik" bekannt. Sie reicht zurück bis in biblische Zeiten. Das Repertoire dieses musikalischen Genres umfasst vor allem Stücke, die zu Festen und Hochzeiten erklingen und auch ohne Gesang an die menschliche Stimme erinnern.

Zum Auftakt des Abends im Festspielhaus ließ Andreas Kinzelmann sein Didgeridoo mit traditioneller und tanzbarer Hochzeitsmusik erklingen. Er lud die Konzertgäste ausdrücklich zum Tanzen auf dem nichtbestuhlten Raum vor der Bühne ein.

Gitarrensolo von Matthias Kombrink

Das nächste Lied war ein rasantes Balkanstück im 7/8-Takt mit Gitarrensolo von Matthias Kombrink. Nach dem Hinweis der Band, dass an diesem Abend primär Instrumentalstücke erklingen werden, folgte eines der wenigen gesungenen Lieder über ein Roma-Mädchen. Bei "Odessa Bulgar", einem Rundtanz, in dem Passagen von Johann Sebastian Bach versteckt waren, übernahmen Klarinette und Akkordeon die Singstimmen.

In einer Eigenkomposition vertonten "Die Haiducken" das Gedicht von Rainer Maria Rilke "Engellieder", während im Bühnenhintergrund Schmetterlinge zu sehen waren. Das Stück spielten sie auf ihrer aktuellen Tour in Simmersfeld erst zum zweiten Mal. Auf die Zeit der Prohibition der 1920er Jahre in den Vereinigten Staaten mit Verboten der Alkoholproduktion und des -verkaufs spielte das von Bravo-Rufen begleitete Stück an, bei dem im Hintergrund ein Bild mit Alkoholflaschen gezeigt wurde.

Jedes Lied spricht eigene Sprache

Dass jedes der von den Haiducken gespielte Lied seine eigene Sprache spricht, zeigte auch das typische Klezmerstück "Die goldene Hochzeit".

Zum Träumen lud das von Matze (Matthias Kombrink) komponierte ruhige und Seelen berührende Stück "Sei gesund" ein. Zu Beginn der Bandgeschichte waren die Freiburger noch mit einem Geiger unterwegs, dem die Entwicklung der Musik zu "partytauglich" erschien.

Dass Lieder wie "Lebendige Füßchen" mit den leichtfüßigen, flotten und rhythmisch galoppierenden Klängen, die im Verlauf ein rasantes Tempo erreichen, beim Publikum gut ankommen, war auch im Simmersfelder Festspielhaus deutlich zu spüren.

Mit "Lakere Bala" beklagte sich ein Mann darüber, dass die ihm versprochene Frau blondes Haar trägt. Dazwischen fanden sich auch Stücke aus anderen Bereichen, wie "Misirlu" aus Pulp Fiction und von Astor Piazzolla im Konzertprogramm.

Zum Schluss noch mal Vollgas

Mit "A Heimisher Bulgar" gaben die fünf Musiker noch mal richtig Vollgas und spielten zum Abschluss des Abends die Bandkomposition von Gitarrist Mario Hamann, der an diesem Abend nicht dabei sein konnte. Mit "Macht’s gut und danke für den Fisch" oder "Nem Zikh in Akht Un a Dank Far di Fish", vielen bekannt aus dem Film "Per Anhalter durch die Galaxis", steuerte das Konzert auf sein Finale zu.

Neben einem Gitarren-Solo hatte das lebendige Metronom in Gestalt von Beuz Thiombane, einen gewaltigen Solopart an den Percussions, gefolgt von einem unendlich wirkenden Schlusston auf der Klarinette von Andreas Kinzelmann. Auch die letzte Gelegenheit zum Tanzen ließ das Publikum bei der Zugabe des Stückes "Araber Tantz" ungenutzt verstreichen. "Die Haiducken" wurden mit viel Beifall vom Simmersfelder Publikum verabschiedet.