Jeder Griff muss sitzen und will genau überlegt sein, um ganz nach oben zu kommen. Foto: Schleeh

Klettern: Jannis Deuring nimmt Herausforderung an. Schwenninger am Samstag bei DM in Darmstadt.

Da will einer hoch hinaus. Jannis Deuring aus Schwenningen stellt sich am Samstag den Konkurrenten, wenn sich die Kletter-Elite zur Deutschen Meisterschaft in Darmstadt trifft. Im DAV-Kletterzentrum findet der Showdown der Saison statt.

70 Teilnehmer werden aus den drei Landesverbänden erwartet, die um den DM-Titel der Frauen und Männer im Seilklettern buhlen. Dazu gehört der 18-jährige Jannis Deuring von der DAV-Sektion Oberer Neckar, die ihren Stützpunkt im "K 5" in Rottweil hat. Um sich in diesem hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld behaupten zu können, waren in den vergangenen Wochen intensive Trainingseinheiten für Deuring angesagt. Nicht nur im "K 5". Von den drei Disziplinen im Klettern, Lead, Boulder und Speed, steht in Darmstadt die Entscheidung im „Lead“ an.

"Beim Klettern ist es wichtig, dass man ganz viele verschiedene Bewegungen kennen lernt, deswegen bin ich vergangene Woche nach Innsbruck gefahren. Dort bestehen einfach geniale und viele schwere Routen an der Kletterwand. Richtig perfekt für die Vorbereitung", so Jannis Deuring. Und wenn man schon solch einen Aufwand betreibt, viele Kilometer abspult, wurde auf dem Rückweg noch in die Kletterhalle in Kempten angesteuert. "Um noch mal ein On-Side-Training zu machen. An Dienstag bin ich noch mal nach Augsburg gefahren, um hier andere Touren zu machen", verdeutlicht der Schwenninger, dass er jede Möglichkeit nutzte, um sich für die DM vorzubereiten. "Das ›K5‹ in Rottweil hat so circa drei Wochen vor der DM nochmal neue Touren im Übergang bekommen, was auch gut für mein Ausdauertraining war", fügt er an.

Da in Darmstadt die Top-Kletterer vertreten sind weiß Jannis Deuring: "Meine Konkurrenz ist auf jedem Fall stark, die meisten konnten schon Erfahrungen an internationalen Wettkämpfen sammeln, was ich noch nicht machen konnte – was allerdings mein Ziel ist." Und doch fährt Deuring mit einem guten Gefühl nach Südhessen, weiß er doch, was er in den vergangenen Wochen in den Trainings geleistet hat. "Der Kopf spielt natürlich eine sehr große Rolle. Wenn einem die Bewegungen liegen die geschraubt sind, macht das auch sehr viel aus. Ich würde mich über eine Ausdauer-Tour freuen, da ich eine gute Ausdauer besitze und gut fighten kann", macht der Schwenninger selbstbewusst deutlich. Und wie schätzt Jannis Deuring seine Chancen bei der DM ein? "Also ins Semifinale kommen ist auf jeden Fall Pflicht. Mein Ziel wäre das Finale und ein Podestplatz ein Traum."

Den DM-Teilnehmern steht ein langer und harter Tag bevor. Bereits um 9.15 Uhr steht die Qualifikation für die Damen und Herren an. Jannis Deuring hat es hier mit 36 Konkurrenten zu tun. Das Halbfinale beginnt um 14 Uhr und wer um 20 Uhr im Finale noch mit dabei ist, hat bereits Großes erreicht. Der Andrang ist riesig: Bereits seit einigen Tagen ist das DAV-Kletterzentrum Darmstadt vollständig ausverkauft. Die Kletterelite tritt also vor einem vollen Haus gegeneinander an – ist ein großartiges Spektakel garantiert.

Die Leidenschaft von Jannis Deuring ist das Klettern. "Das hat mich schon immer fasziniert", so der Schwenninger. Und das spiegelt sich in den Erfolgen der vergangenen beiden Jahren wider. Beim BaWü-Jugendcup der Junioren im "Speed", der am 16. September in Heilbronn stattfand, wurde Deuring Erster. Dazu kamen drei zweite Plätze im "Speed", "Lead" in der Kategorie Jugend A und Junioren. Tags zuvor wurde Jannis Deuring Dritter bei den BaWü-Meisterschaften im "Lead". Bei den Herren reichte es für Platz fünf. Zweiter wurde Deuring im Juni in Offenburg, wo der Junior-Cup im "Bouldern" ausgetragen wurde. Einen Monat zuvor kam Deuring in derselben Kategorie in Stuttgart auf Platz drei und im März wurde er in Tübingen Fünfter im "Bouldern". Seine besten Platzierungen in 2017 waren Vierter beim BaWü-Cup sowie Sechster der BaWü-Meisterschaft, jeweils in der Disziplin "Lead".

Info

Elite aus ganz Deutschland in Darmstadt dabei

Die Meldeliste verspricht bei den Herren einen spannenden Kampf: Titelverteidiger Jan Hojer (DAV Frankfurt/Main) trifft auf den derzeit erfolgreichsten Nachwuchskletterer, Yannick Flohé (DAV Aachen): In diesem Jahr standen sie sich bei Deutschen Meisterschaften schon ein paar Mal im Finale gegenüber: Bei der DM Olympic Combined wurde Hojer Erster und Flohé Zweiter.

Auf der Speed-Meisterschaft revanchierte sich Flohé: Er kletterte auf das oberste Podiumstreppchen, Jan Hojer belegte Platz zwei.

Bei den Damen treten drei der vier besten Athletinnen von der letzten Lead-Meisterschaft gegeneinander an: Hannah Meul (DAV Rheinland-Köln), Frederike Fell (DAV Freising) und Alma Bestvater (DAV Weimar). Sie alle absolvierten eine hervorragende Saison und können viele Erfolge vorweisen.

Doch auch die anderen Athleten des Kaders werden bei der Platzvergabe ein Wörtchen mitreden wollen: Ruben und David Firnenburg (beide DAV Rheinland-Köln), treten zwei ausgesprochene Lead-Experten an. Und aus Bayern und Baden-Württemberg reisen Martin Tekles (DAV Achental) und Sebastian Halenke (DAV Schwäbisch Gmünd) an.

Der Wettkampfmodus bei der Lead-DM entspricht dem des Weltcups: Die Athletinnen und Athleten treten in drei Runden gegeneinander an, wobei es in der Qualifikation zwei Routen gibt, die im Flash-Modus geklettert werden. Im Halbfinale und Finale muss die Route "on sight" bewältigt werden – die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen sich also anders als in der Qualifikation nicht gegenseitig beobachten.