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Nach anderthalb Jahren corona-bedingter Pause gibt die Haigerlocher Galerie "Die Schwarze Treppe" mit der Ausstellung. "Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus" ein starkes Lebenszeichen von sich.

Nach anderthalb Jahren corona-bedingter Pause gibt die Galerie "Die Schwarze Treppe" ein starkes Lebenszeichen von sich. "Der Sonnengesang des Heiligen Franziskus" hat 25 Künstler und Künstlerinnen zu kleinformatigen Bildern inspiriert. Sie sind seit Samstag in den drei Räumen der kleinen Galerie zu sehen.

Haigerloch. Galerist Hermann-Joseph Speier beweist sich immer wieder als findiger Geist, wenn er auf der Suche nach Themen für spannende Ausstellungen ist. Das ist auch diesmal wieder der Fall gewesen. Die Ordensgemeinschaft der Franziskaner feiert dieses Jahr ihr 800-jähriges Bestehen in Deutschland. Was lag da näher, als das bekannteste Gebet des berühmten Ordensgründers Franz von Assisi (1181 bis 1226) als Leitmotiv auszuwählen?

Der vom Heiligen Franziskus im 13. Jahrhundert auf altitalienisch verfasste Sonnengesang ("Il cantico delle Creature"), gilt als ältestes Zeugnis italienischer Literatur. Der Sonnengesang – Lyrik und Gebet zugleich – ist ein Lobpreis auf Gott als Schöpfer und die Schöpfung selbst. Und im 21. Jahrhundert und in Zeiten des Klimawandels ist er aktueller denn je: aus seinen Zeilen ist der Ruf des Franziskus zur Demut vor den Geschöpfen und zur Achtsamkeit im Umgang mit der Natur deutlich zu hören.

Ähnlich empfinden das auch Galerist Hermann-Joseph Speier und Kunsthistorikerin Ramona König, die bei der Ausstellungseröffnung am Samstag sprachen. Diese fand corona-bedingt vor der kleinen Galerie statt, was bei dem herrlichen Herbstwetter überhaupt kein Manko war. Der Platz war voll mit Künstler, Künstlerinnen und interessiertem Publikum.

Franz von Assisi, so Speier in seinen Begrüßungsworten, sei ein Visionär gewesen, kein anderer Heiliger passe so gut in die heutige Zeit wie er. Speier freute sich auch, dass er so viele Künstler und Künstlerinnen für seine thematische Ausstellung gewinnen konnte. Alle durften übrigens Zyklen von je acht Bildern (entsprechend der acht Strophen im Sonnengesang) im Format 15 mal 15 Zentimeter beisteuern, was in Summe 200 Bilder ausmacht. Die unterschiedlichen Interpretationen der Künstler der Lobpreisungen von Sonne, Mond, Wind, Wasser, Feuer, Erde, Krankheit, Tod macht aus Sicht des Galeristen die Ausstellung vielseitig und interessant.

Ramona König zeichnete zunächst den Lebensweg des Heiligen Franziskus nach. Als Giovanni wurde er am 24. Juni 1181 oder 1182 – ganz sicher ist man sich da nicht – in eine wohlhabende Tuchhändlerfamilie hineingeboren. Doch es waren unruhige Zeiten und in einer kleinen Kirche unterhalb von Assisi hat Franziskus sozusagen sein Erweckungserlebnis, als er den armen Christus nackt am Kreuze entdeckt.

Dies mündet in einer völligen Lossagung von der eigenen Familie und in ein Leben als Bußprediger in Armut. Viele folgen seinem Beispiel, es entstehen Bruderschaft und letztendlich kommt es zur Gründung eines Ordens, der zum größten der Welt werden sollte. Am 3. Oktober 1226 stirbt der schwer kranke Franziskus in der Portiuncula-Kapelle bei Assisi, zwei Jahre später wird er von Papst Gregor IX. heilig gesprochen.

Ramona König grifft anhand einzelner Beispiele auch heraus, wie eindrucksvoll die beteiligten Künstlerinnen und Künstler den Lobpreis der von Gott geschaffenen Natur umgesetzt haben. Auch Arbeiten lokaler Künstler wie Pernille Jörgensen aus Haigerloch oder Rainer Müller und Cordula Kohle aus Gruol finden sich in der Ausstellung.

Umrahmt wurde die Vernissage von Antje Perktold (Gitarre) und Margarete Schon (Flöte) mit Musik, die zum Teil aus der Zeit des Heiligen Franziskus stammt. Danach überreicht Galerist Hermann-Joseph Speier jedem der beteiligten Aussteller als kleines Dankeschön eine Sonnenblume.