Sie ist genauso alt wie der Zollernalbkreis: Die Galerie "Die Schwarze Treppe" in Haigerloch wurde im Dezember 1972, in Haigerloch eröffnet.
Haigerloch - Sie war damit die erste Kunstgalerie in den damaligen Landkreisen Hechingen und Balingen. Gleich in den Anfangsjahren hat sich die kleine Galerie einen großen Namen gemacht.
Galerist Hermann-Joseph Speier wurde nicht unbedingt an der Wiege gesungen, dass er einmal mit Kunstausstellungen Erfolg haben würde. Er habe von Kunst keine Ahnung gehabt, bekennt der gebürtige Fischinger freimütig, aber immer schon gerne die Bilder alter Meister in Kirchen angeschaut. Anfang der 70er Jahre war Speier bei der Stadtverwaltung Haigerloch tätig und künstlerisch eher dem Gesang zugewandt – das ist er als Sänger des Schiedsrichterchores Zollernalb übrigens heute noch.
Erste Ausstellung mit Werken von Karl Hurm
Ein Freund machte ihn ihm Oktober 1972 mit dem Weildorfer Maler Karl Hurm (†) bekannt – und Speier war überwältig von dessen reichem Schaffen, wie er rückblickend erzählt. Die Idee zur ersten Kunstausstellung in den eigenen Räumen war geboren. Speier hatte gerade das Haus am Haigerlocher Viehmarktplatz gekauft, – dort befindet sich die Galerie heute noch. Und dann ging alles ganz schnell. Vom 28. Oktober bis 9. Dezember wurden die unteren Räume und zwei Räume im Obergeschoss und der Flur mit der berühmten Schwarzen Treppe zur Galerie ausgebaut, und am 9. Dezember die erste Kunstausstellung mit Bildern von Karl Hurm eröffnet.
Schwarzwälder Bote dem Galeristen immer gewogen
Die Ausstellung habe gleich eingeschlagen, erinnert sich Hermann-Joseph Speier, und daraus sollte sich eine jahrzehntelange Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Galerist und dem leider am 8. Juni 2019 verstorbenen Künstler entwickeln. Eine Kunstgalerie sei natürlich eine Sensation in so einem kleinen Ort wie Haigerloch gewesen, meint Speier. Er sei von der Öffentlichkeit und der Lokalpolitik stark unterstützt worden, auch die Feuilleton-Chefs des Schwarzwälder Boten, Werner P. Heyd und Wolfgang Hegeler, seien Fans der "Schwarzen Treppe" gewesen. "Anfangs hätte ich sogar von der Galerie leben können", erinnert sich Speier – ein Schritt, den er aber nie gemacht hat.
Ursprüngliche schwarze Treppe verschwindet 1975/76
1975/76 wurde die Galerie ausgebaut und erweitert. In diesem Zug verschwand zwar die ursprüngliche "Schwarze Treppe", welche die Ausstellungsräume im Erdgeschoss mit den Wohnräumen im Obergeschoss verband, der Name und die Erfolgsgeschichte blieben jedoch. Künstler von überall kamen und fragten an, erinnert sich der Galerist. Die ursprüngliche Idee, eine Galerie für naive Kunst zu etablieren, wurde verworfen, stattdessen öffnete sich Speier für alle möglichen Kunstrichtungen und Kunsttechniken. Dennoch war die Schwarze Treppe drei Jahre lang erfolgreicher Lieferant der beliebten Fernsehserie "Die Montagsmaler".
Besucherrekorde bei den Ostereier-Ausstellungen
Sehr gerne erinnert sich Hermann-Joseph Speier an eine Ausstellung mit Sportbildern von Fritz Genkinger im Jahr 1974 zur Fußball-WM. Seit 34 Jahren gibt es die Ostereierausstellung, anfangs die einzige in der Gegend. Zu dieser seien einmal 4800 Besucher gekommen, ein "Katastrophenrekord" für die kleine Galerie die aus lediglich drei kleinen Räumen besteht. schmunzelt Speier.
Die Glanz-Zeiten, in denen auch lokale und regionale Künstler viel Beachtung bekamen, seien zwar vorbei, konstatiert der über 80-Jährige nüchtern, aber er will mit seiner Galerie weitermachen, solange es seine angeschlagene Gesundheit zulässt. Ohne die Unterstützung seiner Frau Elisabeth ginge es gar nicht mehr, betont er. Danach werde es wohl zu Ende gehen mit der Galerie.
Zum Jubiläum eine Austellung 50x50x50
Jetzt wird aber erst Mal der 50. Geburtstag gefeiert, unter anderem mit der Ausstellung 50x50x50. 50 Künstler stellen 50 Bilder im Format 50 x 50 Zentimeter aus. Motiv und Technik waren frei wählbar, nur die schwarze Treppe und die Zahl 50 sollten nicht vorkommen. An der Ausstellung nehmen ganz unterschiedliche Künstler teil, Weggefährten und “neue“ Künstler, darunter drei Franzosen, eine Dänin und eine Schweizerin. Von allen angefragten Künstlern hätten nur zwei abgesagt, freut sich der Galerist. Die Jubiläumsausstellung wird am Samstag, 9. Juli, um 15 Uhr, eröffnet.