Hingebungsvoll dirigiert Karsten Dönneweg das Schwarzwald Kammerorchester, das adäquat reagiert. Foto: Kouba

Mahlers Vierte wurde zum grandiosen Abschluss des Bergstadtsommers. Als Cellist bewies Karsten Dönneweg dieser Tage schon sein Können. Als Dirigent des Schwarzwald Kammerorchesters lief er zur Hochform auf und wirkte interpretatorisch.

St. Georgen - Gustav Mahlers vierte Sinfonie, ein G-Dur-Werk, weist einige Eigenheiten auf. Das Orchester ist reduziert und das Finale ist einer Sängerin vorbehalten. Der Musikwissenschaftler Kurt Pahlen bezeichnete die Vierte als "Mahlers sonnigste, glücklichste und wohl beglückendste Komposition".

Man meint, da sitzt einer bequem auf dem Sofa, sehnt sich nach Ruhe, will von den gigantischen vorangegangenen Werken Abstand gewinnen und betrachtet Himmel und Erde aus einer besonderen Warte. Nur – die Idylle wird immer wieder unterbrochen. Schon die Satzbezeichnungen geben Entschleunigung vor, ein Begriff, den man allerdings vor hundert Jahren noch nicht kannte. Das heitere Moment wird im vierten Satz unterstrichen mit dem pastoral-schlichten, volkstümlich-bayerischen Kinderlied "Wir genießen die himmlischen Freuden, drum tun wir das Irdische meiden", das einen Blick in ein glückseliges, fernes Schlaraffenland öffnet.

Lustige Liedchen und Orchesterdonner

Von daher ist die gesamte Sinfonie zu betrachten, die engagiert durch das Orchester vermittelt wurde. Die Leistung gerade der Solisten war bewundernswert, egal ob erstes Horn, Oboe, Harfe oder Konzertmeisterin, die teils mit vorgeschrieben umgestimmter Geige ihren eigenen Beitrag lieferte. Der Kopfsatz wurde "bedächtig, nicht übereilt" wiedergegeben und ließ den schelmischen Charakter in einem lustigen Liedchen erkennen, der jedoch im Orchesterdonner aufgehen konnte.

Jede Gruppe leistete ihren Teil der einzelnen Szenen einer "Humoreske". "Mystisch, verworren und unheimlich" kommentierte Mahler seinen zweiten Satz bei "In gemächlicher Bewegung; ohne Hast". Er ließ "Freund Hein" durch die erste Geigerin aufspielen, ein irreales Zwischenspiel des Instruments mit Scordatur. War es der Sensenmann, der die ländliche Harmonie mit lustiger Klarinette, höfischer Harfe und frühlingshaften Flöten störte?

Christina Landshamer übernimmt Sopranpart

Ruhe ließ Dirigent Karsten Dönneweg in der Pause zum dritten Satz und gefasst reagierten die Musiker, die mit Bratschen und Celli beim Pizzicato der Bässe den Gesang eröffneten, der durch die Violinen fortgeführt wurde, wie ein Gruß aus weiter Ferne. Harmonie pur wurde durch das Gesamtorchester geboten, aber abgelöst bis zur gesteigerten Dramatik.

Und dann kam der erwartete Moment: der Auftritt der Sopranistin, die die Geschichte von Heiligen und Engeln erzählte, die sich außerhalb der Galaxien kulinarischen Genüssen hingeben – unverbogen, klar und ausdrucksvoll durch Christina Landshamer wiedergegeben. Das Orchester hätte mehr Mezzoforte bieten dürfen.