Applaus der Sieger: Als Bürgermeister Pascal Weber (rechts) verkündet, dass die Ringsheimer das neue Feuerwehrhaus an der Kahlenberghalle sehen wollen, klatschen Kommandant Christian Feist und seine Kameraden im Hintergrund Beifall. Foto: Bender

Ringsheim - Es ist beschlossen: Das neue Ringsheimer Gerätehaus wird südlich der Kahlenberghalle gebaut. Das ist das Ergebnis des Bürgerentscheids am Sonntag. Bei Gemeinde und Feuerwehr herrscht Erleichterung, bei der Bürgerinitiative "kein Frust".

Punkt 18.41 Uhr verkündete Bürgermeister Pascal Weber auf dem Rathausplatz: "Die Würfel zum Standort des neuen Feuerwehrhauses sind gefallen." Und zwar mit folgendem Ergebnis: 734 Ringsheimer (71,1 Prozent der Wähler) wollen das geplante Gerätehaus neben der Kahlenberg sehen, 299 (28,9 Prozent) stimmten für den Grasweg. Ein eindeutiges Votum.

Von 1910 Wahlberechtigten gaben 1038 ihre Stimme ab, was einer Beteiligung von 54,3 Prozent entspricht. Demnach wurde das sogenannte Quorum (20 Prozent), das es braucht, damit ein Bürgerentscheid wirksam wird, locker übertroffen. Das war so zu erwarten, schließlich lag die Quote der Briefwähler schon Tage vor der Wahl bei etwa einem Fünftel der Wahlberechtigten gelegen. Am Ende hatten 455 aus der Ferne abgestimmt.

Unter den knapp 100 interessierten Bürgern, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten, um das Ergebnis live und direkt zu erfahren, brandete spontaner Jubel auf. Am lautesten hallte der Applaus aus der Ecke, in der rund drei Dutzend Uniformierte standen – Vertreter der Feuerwehr. Diese hatte wie die Gemeindeverwaltung und der Großteil des Gemeinderats einen Neubau des Gerätehauses auf der Wiese südlich der Kahlenberghalle favorisiert. Der klare Beschluss des Gemeinderats vor einem Jahr mit nur einer Gegenstimme fand aber auch Gegner im Ort.

Rathauschef Weber mit selbstkritischen Worten

Eine Bürgerinitiative (BI) um Joachim Pfeffer hatte Stimmen für einen Neubau auf einem Gemeindegrundstück im nördlichen Grasweg gesammelt. Dort war bereits einmal ein "Blaulichtzentrum" mit Feuerwehr, Bauhof und DRK geplant. Der Gemeinderat kassierte seine Pläne von 2015 jedoch, jetzt soll dort nur noch der Bauhof ein neues Zuhause finden.

"Wir werden den geäußerten Bürgerwillen selbstverständlich konsequent Schritt für Schritt umsetzen", erklärte Bürgermeister Pascal Weber nach der Bekanntgabe des Ergebnisses. "Ich hoffe und erwarte, dass nun alle das Ergebnis respektieren. Auch das gehört zu einer gelebten Demokratie." Glaubt man den Worten von BI-Mann Pfeffer, der am Sonntag wie angekündigt nicht auf den Rathausplatz gekommen war, können die Ringsheimer nun tatsächlich nach vorne blicken. "Die Bürger haben gesprochen. Ich bin ein Demokrat und werde das klare Votum akzeptieren", erklärte er am Abend gegenüber der LZ.

Die Bürgerinitiative hatte im Vorfeld unter anderem die aus ihrer Sicht gefährliche Verkehrssituation, die höheren Bau- und Planungskosten sowie die Belastung der Anwohner am Standort Kahlenberghalle kritisiert.

Man werde das Ergebnis am heutigen Montag "in Ruhe bilanzieren und analysieren", sagte Pfeffer. Er sei "nicht frustriert, sondern nehme mit, dass sich viele Ringsheimer von der Politik eben nicht mitgenommen fühlen. Ich hoffe, das ist dem Gemeinderat für künftige Großprojekte eine Lehre".

"Erleichtert" ob des Ergebnisses zeigte sich Feuerwehrkommandant Christian Feist: "Ich wünsche mir, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt und wir uns auf unsere eigentliche Arbeit konzentrieren können." Den Ringsheimern dankte er "dafür, dass sie sich hinter ihre Feuerwehr gestellt haben und wir jetzt alle erst einmal gehörig durchschnaufen können".

In den Wochen vor dem Bürgerentscheid war es immer wieder zu gegenseitigen Attacken der Parteien gekommen. Zuletzt meldete sich sogar eine "B2I" zu Wort: Unbekannte hatten am Wochenende Flyer in den Ringsheimer Haushalten verteilt – und sich "gegen die Bürgerinitiative Feuerwehrhaus und damit für ehrliche Tatsachendarstellung sowie faktenbasierte Einscheidungsfindung" ausgesprochen.

Rathauschef Weber fand in der Stunde des Wahltriumphs auch (selbst-)kritische Worte: Mehr als sieben Jahre sei es nicht gelungen, einen Standort mit einem breiten Konsens in der Bevölkerung zu finden. "Das Bild, das unser Ort in den letzten Monaten in der Außenwirkung abgegeben hat, war nicht gerade positiv." Er wolle "die Bürger wieder bestmöglich zusammenzuführen und weiterhin die Hand in fast alle Richtungen zum konstruktiven Dialog ausstrecken", so Weber.

Info - Jetzt geht's ins Detail

Mit dem Bürgerentscheid pro Standort Kahlenberghalle im Rücken will die Gemeinde den Neubau des Feuerwehrhauses nun "weiter vorantreiben", so Bürgermeister Pascal Weber auf LZ-Nachfrage: "Als Nächstes geht’s in die Detailplanung für die Zu- und Abfahrt. Auch die Gebäudeplanung steht auf der Agenda. Parallel dazu läuft die notwendige Änderung des Bebauungsplans." Einen Zuschussantrag für das Millionen-Projekt hat die Gemeinde bereits auf den Weg gebracht. Einen (Wunsch-)Termin für den Baubeginn gibt es laut Weber noch nicht.