Im Konflikt um das geplante Vereinsheim des Treffpunkts Lahrer Kulturen in Mietersheim hat sich der Interkulturelle Beirat klar für einen entsprechenden Neubau ausgesprochen. Die Mitglieder beklagen zudem rassistische Äußerungen.
Die derzeitigen Räumlichkeiten im Stiftsschaffneigebäude am Urteilsplatz, die der Verein seit 2006 von der Stadt Lahr angemietet hat, sind mittlerweile viel zu klein für die insgesamt rund 180 Mitglieder, betont der Beirat in einer Mitteilung. Aus Brandschutzgründen wurde die Zahl der Personen, die die Räume zeitgleich nutzen dürfen, nunmehr auf 20 begrenzt – viel zu wenig etwa für das Freitagsgebet, das seither in mehrere Blöcke aufgeteilt werden muss.
Nun ist jedoch endlich eine Lösung in Sicht: In Mietersheim, zwischen Tankstelle, Autowaschanlage und Penny-Markt, hat der Verein jüngst aus privater Hand ein 700 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, auf dem ein neues Vereinsheim mit Gebetsraum entstehen soll.
Doch bei den Anwohnenden regt sich Widerstand: Eine Unterschriftensammlung gegen den Bau haben 161 Personen unterzeichnet, ein Anwalt wurde eingeschaltet (wir berichteten). Darüber hinaus sahen sich einige der Vereinsmitglieder vor Ort mit rassistischen Beschimpfungen konfrontiert, stellt der Interkulturelle Beirat schockiert fest.
Verein leistet seit 25 Jahren Integrationsarbeit
Der Beirat hebt die Bedeutung des Treffpunkts Lahrer Kulturen hervor. „Seit mehr als 25 Jahren leistet der Verein wichtige Integrationsarbeit und ist mit seinen Angeboten zu einer zentralen Anlaufstelle für viele arabischsprachige Muslime in Lahr geworden“, betonen die neu gewählten Sprecherinnen des Beirats, Sana Ahmad Hussein Alyaaqubi, Lina Sayed-Ahmad und Sonya Shamsani.
Den Vereinsvorsitzenden Benotmane Adda, ebenfalls Mitglied im Beirat, schätzen sie neben seinem vielfältigen Engagement auch für seine hilfsbereite und menschliche Art. „Er ist eine Vertrauensperson, jemand, mit dem man über alles reden kann“, sagt Shamsani.
Vorgeblich geht es den Kritikern des Vereinsheims der Mitteilung zufolge vor allem um zu befürchtende Verkehrs- und Lärmbelastungen. „Der Bau soll mit allen Mitteln verhindert werden, ohne dass jemals ein Dialog mit Vereinsvertretern stattgefunden hat“, beurteilt der Verein die Einstellung.
Die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Anwohnenden stößt beim Interkulturellen Beirat auf wenig Verständnis, heißt es weiter. In und um die Räumlichkeiten am Urteilsplatz habe es keinerlei Probleme gegeben, daher könnten im direkten Kontakt mit dem Verein sicherlich viele Befürchtungen ausgeräumt werden, ist sich Sprecherin Lina Sayed-Ahmad sicher. „So ließe sich die Grundlage für ein gutes nachbarschaftliches Miteinander schaffen.“
Ihre Kollegin Sonya Shamsani stellt klar: „In Lahr gibt es keinen Platz für Rassismus. Herr Adda lebt seit fünfzig Jahren in Deutschland, hat sich vorbildlich integriert und ist Teil unserer Gesellschaft. Die Anfeindungen gegen ihn und seinen Verein verurteilen wir aufs Schärfste.“
Bauvorhaben ist rechtskonform
Rechtlich gesehen steht einem entsprechenden Bauvorhaben auf dem Grundstück in Mietersheim nichts im Weg, betont der Beirat: Der Bebauungsplan setzt dort ein Mischgebiet fest, auf dem Anlagen für kirchliche, kulturelle und soziale Zwecke grundsätzlich zulässig sind. Einen Bauantrag hat der Verein noch nicht gestellt, die Unterstützung des Interkulturellen Beirats für das Vorhaben ist ihm indes bereits gewiss: „Seit 25 Jahren ist die räumliche Situation des Vereins nicht zufriedenstellend“, sagt Sprecherin Sana Ahmad Hussein Alqaaqubi. „Wir freuen uns sehr, dass es nun endlich eine nachhaltige Lösung für den Verein geben soll.“
Über den Beirat
Teil des Beirats, den es in Lahr seit 2004 gibt, sind 18 sogenannte „Sachkundige Mitglieder“, sechs Stadträte, einer von jeder Fraktion, und ein Mitglied des Jugendgemeinderats. Die Mitglieder beraten den Gemeinderat und die Stadtverwaltung zu Themen der Zuwanderung und Integration. Dabei vertreten sie die Belange von Menschen mit Zuwanderungshintergrund und setzen sich für deren gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen der Stadtgesellschaft ein.