Das Klärwerk in Hausach besteht seit 50 Jahren, der Abwasserzweckverband hat inzwischen sechs Mitgliedsgemeinden. Foto: Fischer

Toilettenspülung, Dusche und Wasserhahn – das, was wir täglich das Abflussrohr hinunterspülen, landet von den meisten Gemeinden im Kinzigtal in der Kläranlage in Hausach. Seit 50 Jahren gibt es den Abwasserzweckverband.

Hausach/Mittleres Kinzigtal - Jeden Tag lässt der Kinzigtäler im Schnitt rund 120 Liter Wasser und Abwasser durch das Rohr laufen – doch was passiert mit dem Wasser, nachdem es im Rohr verschwunden ist? All das Abwasser der Mitgliedsgemeinden landet zentral in Hausach, genauer gesagt im Klärwerk des Abwasserzweckverbands Hausach-Hornberg. Vor 50 Jahren hat alles mit den Gemeinden Hausach, Hornberg, Gutach und Kirnbach angefangen, inzwischen sind ganz Wolfach und Oberwolfach sowie Gutach und Bad Rippoldsau-Schapbach am Klärwerk gegenüber vom Hechtsberg mit angebunden.

Wolfach hatte lange Zeit eigenes Klärwerk

"Nur Wolfach hatte damals bereits ein eigenes Klärwerk und war in Sachen Abwasserversorgung anfangs fortschrittlicher, bis die Anlage in die Jahre gekommen war. Ansonsten landete zuvor noch vieles einfach im Bach", berichtet Leiter André Niederberger. "Vor dem Bau des Klärwerks, das um 1980 rum fertig wurde, sollte und wollte sicher niemand in der Kinzig baden, das Wasser war wirklich sehr dreckig."

Dabei schufen bereits die alten Römer im dritten Jahrhundert vor Christus mit ihren Aquädukten zur Wasserversorgung und Kanälen die Voraussetzungen für die moderne Abwasserentsorgung.

Seuchen haben sich schnell verbreitet

Mit Seuchen wie Cholera, Typhus und der Pest, die sich durch verunreinigtes Trinkwasser viel schneller verbreitete, stellten die Behörden im 17. Jahrhundert fest, dass die Selbstreinigung der Flüsse nicht schnell genug ist und entwickelten nach und nach Alternativen, erläuterte Falk Schönherr von der Hochschule Rhein-Main in seinem Vortrag.

Neben der Geschichte der Abwasserentsorgung ging er beim Fest an der Hausacher Kläranlage auch auf aktuelle Probleme ein: "Der Abrieb von Schuhsohlen setzt viel mehr Mikroplastik frei als in Kosmetika vorhanden sind. Auf Platz eins stehen aber immer noch die Autoreifen", so Schönherr.

Das Herausfiltern des Mikroplastiks aus Duschgel, Waschmittel und Seife ist aber nicht das einzige Problem, das die Kläranlagen in den kommenden Jahren sicher beschäftigen wird: "Wir merken schon, dass das Mikroplastik im Wasser über die Jahre zunimmt, aber wir können es in unserer Anlage nicht messen, weil die Teilchen zu klein sind", erklärt Leiter Niederberger. Bemerkbar mache sich das aber anhand des Mülls, den der Rechen in dem ersten Becken herausfischt. "Da landet auch viel in der Toilette und im Waschbecken, was eigentlich in den Mülleimer gehört."

Nahezu täglich fallen Reparaturen an

Niederberger und seine vier Kollegen, die tagtäglich im Klärwerk zu tun haben, reparieren zu 80 Prozent alle Defekte bei den rund 100 Maschinen selbst – und da falle nahezu täglich etwas an, denn die Anlage laufe schließlich auch 365 Tage im Jahr durchgehend.

Das Abwasser der rund 40.000 Einwohner, das durch die Rohre nach Hausach läuft, wird im ersten Schritt vom Rechen grob vom Müll befreit, im Sandfang werden im Folgeschritt grobe, absetzbare Verunreinigungen wie eben kleine Glassplitter oder Steine aus dem Abwasser entfernt. Im Vorklärbecken wird das Wasser von ungelösten, organischen Stoffen wie zum Beispiel Toilettenpapier und Fäkalien getrennt. Diese wandern separat in den sogenannten Faulturm und werden später als Trockenschlamm entsorgt. "Der Trockenschlamm wird mit Containern an die Zementwerke geliefert, die diesen ähnlich wie Blockheizkraftwerke zur Energiegewinnung nutzen. Das Rechengut wird separat auf einer Mülldeponie entsorgt und verbrannt", erklärt Niederberger.

Die Entsorgungskosten für den Trockenschlamm seien aber immens, pro Tonne müsse das Hausacher Klärwerk rund 100 Euro bezahlen. Im Jahr fallen rund 1500 Tonnen Schlamm an.

Das im Nachklärbecken weiter gereinigte Wasser ist später zu 98 Prozent gereinigt und läuft nach diesem aufwendigen Prozess wieder in die Kinzig ab und tritt somit wieder in den Wasserkreislauf ein.

Energie sparen

Das Abwasser der sechs Mitgliedsgemeinden des Zweckverbands Hausach-Hornberg fließt in die Kläranlage in Hausach. Rund 2,5 Millionen Kubikmeter im Jahr fließen durch die Becken der Anlage. Dabei gehe die Abwassermenge dank energiesparender Geräte wieder leicht zurück, berichtet der Klärwerksleiter André Niederberger.