Die Kläranlage Glatt liegt zwischen Neckarhausen und Glatt. Foto: Kupferschmidt

Eine Summe in Höhe von 600 000 Euro – und das für eine Kläranlage? Der Bürgermeister und der leitende Ingenieur erklären, was es damit auf sich hat.

Sulz-Glatt - Die pralle Sonne scheint vom Himmel, einige Bauarbeiter sind fleißig zu Gange. Bis Oktober sollen die Arbeiten an der Kläranlage Glatt fertig sein. Aber was wird hier überhaupt gemacht – und warum?

Es geht zum einen um eine Baumaßnahme zur Phosphatelimination, zum anderem um die Modernisierung der Messtechnik der Kläranlage. "Wir haben hier etwas Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung", räumt Bürgermeister der Stadt Dornhan, Markus Huber ein. Er ist auch der Vorsitzende des Abwasserzweckverbands Unteres Glatttal, der die Kläranlage schon seit 40 Jahren betreibt.

Gewässerqualität in Baden-Württemberg soll sich verbessern

Phosphat – das ist eigentlich ein Dünger, der in Gewässern zum Algenwachstum beiträgt, erklärt Ingenieur und Projektleiter Martin Schaible von der Ingenieurgesellschaft dreher und stetter, der die Baumaßnahme begleitet. Der Anteil von Phosphat soll in allen Gewässern in Baden-Württemberg – also auch in Kläranlagen – verringert werden. Im Gewässer führt ein hoher Phosphatgehalt zu einer Überdüngung. "Das Ziel des Landes Baden-Württemberg ist es, dass alle Gewässer bis Ende des Jahrzehntes eine gute Wasserqualität haben", berichtet Schaible unserer Redaktion vor Ort. Die Phosphatelimination in der Kläranlage trägt also zum Umweltschutz bei.

Arbeitserleichterung für Gewässerwart

"Bis jetzt befindet sich die Kläranlage unterhalb der Grenze vom Phosphatgehalt", so Huber. Allerdings sollen die Regelungen in Zukunft verschärft werden, weshalb die Baumaßnahme notwendig ist. "Es ist keine kleine Maßnahme", sagt Huber. Der Ingenieur berichtet, dass bis Ende Oktober eine Doppelsiloanlage entstehen soll, die das Phosphat eliminiert und Messungen automatisch durchführt. Diese neue Dosierstation sei "relativ teuer", so der Bürgermeister. Aber diese Investition gewährleiste nicht nur eine höhe Betriebssicherheit, sondern auch eine große Arbeitserleichterung für den Gewässerwart. Aktuell müssen Abwassermeister Roland Wößner und sein Kollege Matthias Sattelberger, sein zukünftiger Nachfolger, alle Werte manuell messen. Dafür gehe zweimal pro Woche schon mal ein halber Arbeitstag drauf, erzählt Sattelberger. Viele Kalkulationen basieren aktuell auf den Erfahrungen des Gewässerwarts, so Schaible – das solle sich mit der Modernisierung ändern.

Maßnahme soll bis Oktober fertig sein

Worauf der Bürgermeister bereits jetzt sehr stolz ist: Das Klärgas, das hier entsteht, wird auch verwendet. "Wir erzeugen damit selber Strom und Wärme", sagt Huber. Das sei schon etwas Besonderes – und auch sehr wichtig. "Die Anlage muss immer mit Strom versorgt sein, schließlich muss sie 365 Tage im Jahr laufen."

Die Baumaßnahme zur Neukonzeption läuft derzeit auf Hochtouren: "Wir haben uns schon im Jahr 2020 mit dem Projekt befasst", sagt Huber. Aktuell wird seit drei Wochen an der Kläranlage in Glatt gebaut. Müssen sich die Arbeiter Sorgen machen, dass es zu Lieferschwierigkeiten kommt? "Wir haben das Glück, dass wir bereits Anfang des Jahres alle Firmen beauftragt haben", sagt der Ingenieur. "Deshalb müssten wir in der Reihenfolge bei Lieferungen relativ weit oben sein." Schaible ist optimistisch, dass die Maßnahme bis Oktober fertig gestellt ist.

Info: Gesamtkosten der Maßnahme

Insgesamt kostet die Neukonzeption Phosphatelimination und Messtechnik 605 504 Euro. Davon werden 250 700 Euro gefördert, an Eigenmitteln müssen 354 804 Euro aufgebracht werden. Die Stadt Dornhan hat Anteile an den Kosten mit 308 625 Euro, Sulz mit 138 720,97 Euro, Horb mit 117 891,63 Euro und Loßburg mit 40 266,02 Euro.