Die Kitzretter holen die jungen Rehe aus dem hohen Gras. Nach der Mahd werden sie zurückgesetzt. Foto: Ceceba Kitzrettung

Wenn die Landwirte im Frühsommer die Wiesen mähen, sind die Ehrenamtlichen der Ceceba Kitzrettung im Einsatz, um neugeborene Rehe vor dem Tod durch das scharfe Mähwerk zu retten.

Wenn im Mai und Juni die Wiesen zur Heuernte gemäht werden, fallen den riesigen Maschinen bundesweit jährlich mehr als 100 000 Rehkitze zum Opfer. Die Jungtiere werden von ihren Müttern zum Schutz im hohen Gras versteckt und sind somit schwer zu finden. Besonders Wiesen in Waldnähe werden dabei bevorzugt ausgewählt. In den ersten beiden Lebenswochen haben sie noch keinen Fluchtinstinkt entwickelt, sondern drücken sich bei Gefahr flach auf den Boden.

 

Deswegen hat Jürgen Schäfer, Geschäftsführer der Ceceba Group, im Jahr 2021 die Ceceba Kitzrettung gegründet. Mit Hilfe einer Wärmebild-Drohne werden die Wiesen vor der Mahd nach Rehkitzen abgesucht. Bis zum Vorabend können Landwirte oder Jagdpächter im Zollernalbkreis einen Einsatz bei den Kitzrettern anmelden. Kosten entstehen für sie keine, die Kitzrettung arbeitet rein ehrenamtlich.

Seit Mitte Mai werden die Drohnenflieger, unter anderem die Helfer der Balinger Kitzrettung, zu Einsätzen gerufen. Während der heißen Sommertage – bestes Wetter für die Heuernte – sind die Kitzretter fast jeden Morgen im Einsatz.

Gut versteckt liegen die Rehkitze im hohen Gras. Foto: Marschal

Die Einsätze starten am frühen Morgen bei Dämmerung, wenn die Bodentemperatur noch kalt genug ist, um die kleinen Körper in der Wärmebildkamera zu erkennen. Die Wärmebild-Drohne scannt die Wiese aus rund 90 Metern Höhe nach Hinweisen auf Rehe ab. Wird eines lokalisiert, kommen die freiwilligen Helfer zum Einsatz. Ist das Rehkitz gefunden, legen sie es behutsam in eine Box und bringen diese verschlossen zum Wiesenrand. Handschuhe und Grasbüschel stellen sicher, dass die Tiere keinen Menschengeruch annehmen – „Dann würde es nämlich von der Mutter verstoßen werden, was den sicheren Tod bedeuten würde“, erklärt Jürgen Schäfer. Erst wenn alle Tiere aus der Wiese geholt sind, ist diese für das Mähwerk freigegeben.

Mutter holt das Rehkitz ab

In der Box wartet das Tier, bis der Landwirt seine Arbeit auf der Wiese verrichtet hat. Im Anschluss werden die Tiere wieder freigelassen. Dabei wird sichergegangen, dass die Mutter das junge Reh abholt. „Oft wartet die Rehgeiß bereits in der Nähe“, weiß Jürgen Schäfer.

Im Jahr 2023 haben die Ehrenamtlichen 120 Rehkitzen das Leben gerettet. Im vergangenen Jahr waren es 41, da wegen des regenreichen Frühjahrs erst später mit der Heuernte begonnen werden konnte. In diesem Jahr wurden bisher 15 Tiere gesichert – und jeden Tag werden es mehr.

Ein Teil der freiwilligen Helfer der Ceceba Kitzrettung Foto: privat

Gegen Ende Juni werden die Jungtiere selbstständiger und entwickeln einen Fluchtinstinkt, sodass sie sich rechtzeitig vor den herannahenden Mähwerken in Sicherheit bringen können. Dann endet auch die Arbeit der Kitzretter bis zum nächsten Frühjahr.