Das Land steckt viel Geld in die frühkindliche Bildung. Aber wie viele Fachkräfte da wirklich im Einsatz sind, weiß das zuständige Ministerium nicht.
Obwohl das Land Millionen in die frühkindliche Betreuung steckt, hat das zuständige Kultusministerium keinen aktuellen Überblick über die Personalsituation in den Kitas im Land. „Ein Datenaustausch zur Personalstatistik findet zwischen dem KVJS und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport nicht statt“, heißt es in einer Antwort des Kultusministeriums auf einen Antrag von SPD und FDP. Vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS), der als Landesjugendamt die Aufsicht über die Kita-Träger im Land hat, heißt es, es gebe keinen „regelhaften“ Datenaustausch. „Das bedeutet, wir geben Zahlen dann an das Kultusministerium weiter, wenn wir angefragt werden“, teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit.
Quote der Fachkräfte in Kitas sinkt
Nach Angaben des Kultusministeriums arbeiteten 2024 rund 103 000 pädagogische Fachkräfte in baden-württembergischen Kitas. Die Zahl war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Doch angesichts des Ausbaus an Kitaplätzen sinkt gleichzeitig die Quote der ausgebildeten Fachkräfte in Kitas, wie das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung aufzeigt. Laut KVJS sind im Land inzwischen 10 910 Menschen mit der Funktion „Zusatzkraft“ gemeldet.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Kita-Fachkräfte. Die Landesregierung hatte im Januar Millionen für die Sprachförderung in Kitas und Grundschulen freigegeben. In den Kitas sollen eben die auch für die Regelversorgung dringend benötigten Kitafachkräfte mit Fortbildungen dafür fit gemacht werden. Es werde kein Spaziergang, genügend Fachkräfte zu bekommen, räumte Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) schon vergangenes Jahr ein.
SPD hält die Datenlücke für einen Skandal
Umso wichtiger wäre es, zu wissen, wie die tatsächliche Personalsituation in den Kitas aussieht, sagt Daniel Born, Sprecher für frühkindliche Bildung der SPD-Landtagsfraktion. „Dass kein Datenaustausch zwischen dem Kommunalverband Jugend und Soziales (KVJS) und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport stattfindet, ist ein Skandal“, sagt er. So sei eine seriöse Planung des Personalbedarfs nicht möglich. Der FDP-Landtagsabgeordnete Dennis Birnstock kritisierte, das Kultusministerium stelle sich blind und taub „bei kritischen Fragen zu Quoten des Erreichens von Personal- und Mindestpersonalschlüssel, Diskrepanzen zwischen offizieller Personalmeldung und tatsächlicher Realität“.
Sind fehlende Meldungen das Problem?
Doch selbst die beim KVJS verfügbaren Daten könnten kein wirklich verlässliches Bild geben, vermutet der Verband Kita Fachkräfte in Baden-Württemberg. „Wir haben den Verdacht, dass viele Träger Personaldaten nicht zuverlässig melden, sodass der KVJS gar nicht mit den richtigen Zahlen arbeitet“, sagt Anja Braekow, die Vorsitzende des Verbands. Das deckt sich mit dem Ergebnis einer aktuellen Umfrage des Verbands Bildung und Erziehung. Darin gab fast jede zweite Kitaleitung (45 Prozent) an, ihre Kita habe infolge des Personalmangels in den vergangenen zwölf Monaten in mehr als 20 Prozent der Zeit unter Gefährdung der Aufsichtspflicht gearbeitet. Außerdem gaben fast alle Kitaleitungen an, die hohe Arbeitsbelastung führe zu höheren Fehlzeiten und mehr Krankschreibungen.