Pflegekräfte fehlen – Fachpersonal aus dem Ausland sollen helfen Foto: Sigerist

Ausländische Fachkräfte sollen die Personallücken in deutschen Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeheimen schließen. Doch bei der Anerkennung gibt es oft Probleme. Das liegt an der Qualifikation mancher Bewerber, aber auch am Personalmangel.

Stuttgart - Zuletzt hat es im Stuttgarter Gemeinderat ein paar Irritationen gegeben. Die Landeshauptstadt ist wie viele Kommunen und Unternehmen in die Anwerbung ausländischer Fachkräfte eingestiegen. In diesem Fall in Rumänien. Das Gerücht, einige der acht Erzieherinnen, die in einem ersten Schritt an den Neckar gekommen sind, seien bereits wieder weg, hat sich nicht bestätigt. Allerdings hat das Regierungspräsidium nur bei vier Kandidatinnen den Berufsabschluss akzeptiert. Die andere Hälfte muss für eine Anerkennung nacharbeiten. Für künftige Anwerberunden will man deshalb das Verfahren verfeinern. Ein klärendes Gespräch unter den Beteiligten soll aufzeigen, worauf dabei zu achten ist.

Doch wie sich jetzt zeigt, steht die Landeshauptstadt mit dieser Fünfzig-Prozent-Quote gar nicht schlecht da. Denn die meisten Fachkräfte aus dem Ausland werden nicht auf Anhieb anerkannt. Die mit Abstand meisten Bewerber kommen aus den Bereichen Erziehung und Pflege. In diesem Jahr sind es bis Ende November landesweit bereits 1913 gewesen. Nur etwa ein Fünftel von ihnen ist schon nach der ersten Überprüfung von den Regierungspräsidien anerkannt worden. Etwa zwei Drittel erhalten die Anerkennung nach Fortbildungen, Lehrgängen oder weiteren Prüfungen.

Rund 15 Prozent der Anträge gehen überhaupt nicht durch. Die Bewerber können in diesen Fällen keine ausreichende Qualifikation vorweisen und sie auch nicht nacharbeiten. Nimmt man nur die Erzieherinnen und Erzieher, ist die Durchfallquote besonders hoch: Ein Viertel der Kandidaten, die vorstellig geworden sind, haben in diesem Jahr keine Anerkennung bekommen.

Diese Hürde hält die Betroffenen aber nicht ab. Die Anwerbungen im Ausland laufen gut. Deshalb steigt die Zahl der Anerkennungsanträge seit Jahren massiv. Die gut 1900 Menschen in diesem Jahr sind bereits jetzt rund 30 Prozent mehr als 2012. Das Regierungspräsidium Stuttgart etwa hat vor drei Jahren noch 217 Anträge von Pflegekräften aus dem Ausland verzeichnet. In diesem Jahr sind es bis heute schon 510. Der Anstieg ist enorm.

Was damit nicht Schritt hält, ist die Personalausstattung in den zuständigen Behörden. „Wir haben jeden Monat allein bis zu 500 telefonische Voranfragen“, sagt Clemens Homoth-Kuhs vom Regierungspräsidium Stuttgart. Die Arbeitsbelastung sei „sehr hoch“. Obwohl die Antragszahlen seit Jahren explodieren, habe man nicht mehr Personal für die Aufgabe zur Verfügung. „Eigentlich müsste man aufstocken“, so Homoth-Kuhs. Das aber erscheint angesichts der Sparzwänge unwahrscheinlich.

Die Region Stuttgart ist bei den Neuankömmlingen mit Abstand die beliebteste im Land. Doch die Belastung der Behörden sieht auch im restlichen Baden-Württemberg nicht viel besser aus. „Die Antragszahlen wie auch die Komplexität der Verfahren nehmen zu“, sagt Joachim Fischer, Sprecher des Regierungspräsidiums in Karlsruhe. Der umfassende Beratungsbedarf der Betroffenen bringe die Mitarbeiter an Grenzen. In Freiburg ist gar nur eine einzige Mitarbeiterin neben anderen Dingen auch für die Anerkennung der ausländischen Fachkräfte zuständig. Die Arbeitsbelastung sei erheblich angewachsen – was sich noch steigern werde, wenn Anfang nächsten Jahres eine Verschärfung der Anerkennungsordnung in Kraft tritt.

Als Folge steigen die Bearbeitungszeiten der Anträge erheblich. „Sie beträgt aktuell mindestens zehn bis zwölf Wochen“, sagt Homoth-Kuhs und erinnert sich, dass es früher nur vier Wochen gewesen sind. „Im Einzelfall kann sich ein Anerkennungsverfahren über Monate oder gar Jahre hinziehen, bis die erforderlichen Nachweise erbracht sind“, sagt ein Sprecher in Tübingen.

Dass eine sorgfältige Prüfung der Anträge notwendig ist, zeigen die Zahl der fälligen Nachqualifizierungen und die Durchfallquote. Deutschland holt sich dringend benötigte Fachkräfte im Ausland – das Personal für dessen Anerkennung gibt es allerdings nicht. Für Behörden wie Bewerber nicht die beste Startvoraussetzung.