Das Team hinter dem Pilotprojekt am Klettergerüst in der Schulgasse Foto: Menzler

Schon seit mehreren Jahren bewegen sich Kinder und Jugendliche zu wenig. Diesem Trend wollen der TSV Calw und die AOK Nordschwarzwald in Kooperation mit verschiedenen Calwer Kindergärten entgegenwirken.

Calw - Seit diesem Schuljahr gibt es das Pilotprojekt "KiTa-Fit". Das Ziel: Kinder gezielt durch Bewegung fördern. Gerade für die Gesundheit ist dies besonders wichtig, weiß Hartmut Keller, Geschäftsführer der AOK Nordschwarzwald. Vor allem in der Stadt sei dies schwierig – durch fehlende Räumlichkeiten zu Hause oder fehlende Gärten. "Aber sie dürfen auch gar nicht mehr so viel", meint Calws Oberbürgermeister Florian Kling. Viele Eltern seien zu ängstlich, ihr Kind draußen allein spielen zu lassen, bestätigt Karin Russ, Leiterin der Kindertageseinrichtung "K.i.d.s" in der Schulgasse: "Es ist zu Hause einfach sicherer."

Doch gerade hier könne auch Bewegung helfen, merkt Keller an: "Kinder, die sich oft bewegen, können sich selbst auch besser schützen." Sei es durch verbesserte Motorik, Aufmerksamkeit oder das Trainieren des natürlichen Reflexes. Und unter anderem aus diesen Gründen wurde das Projekt "KiTa-Fit" ins Leben gerufen – vom Turn- und Sportverein (TSV) Calw und der AOK Nordschwarzwald.

Soziale Kompetenz

Der Grundgedanke: Ein Jahr lang werden vier Kindergärten von mindestens einem Sportlehrer des TSV wöchentlich begleitet. Insgesamt 45 Minuten gibt es für die Kinder verschiedene Sportübungen. Diese sollen Stärken, aber auch Probleme der Kinder aufzeigen und eine gezielte Förderung des Einzelnen ermöglichen. Die Zielgruppe umfasst vor allem die Vier- und Fünfjährigen.

Außerdem wird das Wissen über die Sportübungen an die Erzieherinnen weitergegeben, die in Zukunft diese selbstständig mit den Kindern umsetzen sollen. Lena Siebert, Leiterin der Kindersportschule des TSV, bekräftigt: "Kinder werden durch die Bewegung gefördert, aber sie lernen auch die Zusammenarbeit im Team und sich selbst auch mal zurückzunehmen." Es werde sowohl die motorische als auch die soziale Kompetenz gefördert.

Wenn die Möglichkeit besteht, werden die Sportstunden in einer Turnhalle veranstaltet. "Das ist dann ganz besonders, weil unsere Stadtkinder das sonst gar nicht wirklich kennen", erklärt Russ. Aber die Umsetzung ist auch direkt im Kindergarten möglich. "Bei Bedarf bringen wir Sportgeräte mit, aber wir wollen auch die Sachen aus dem Kindergarten nutzen", erklärt Siebert. Immerhin stehen diese stets zur Verfügung.

In einem Jahr werden vier Kindergärten betreut, die von der AOK mit jeweils 2000 Euro im Jahr gefördert werden. In diesem Schuljahr sind es die "K.i.d.s", der Kommunale Kindergarten in Altburg, der städtische Kindergarten in der Hengstetter Steige in Calw und der Kindergarten "WeSpe" Weltenschwann-Speßhardt. Durch die Anfrage in 25 Kindergärten stehen auch für die darauffolgenden zwei Jahre die Kindergärten schon fest.

Bereits vor Beginn des Projekts werden mit allen Kindern kleine Tests gemacht, um im Voraus die sportlichen Fähigkeiten zu erkennen. Dazu stehen vier bis fünf Übungen an, wie zum Beispiel Balancieren auf verschieden großen Balken oder einfach über eine Linie springen, um die Motorik der Kinder zu beurteilen.

Ein weiterer Aspekt des Projekts: "Jedes Kind kann mitmachen", betont Keller. Keiner soll ausgeschlossen werden. Also dürfen Kinder auch teilweise einfach mit festen Hausschuhen oder barfuß anstelle von Turnschuhen dabei sein. Da die Sportlehrer zudem jede Übung vorführen, kann jedes Kind – auch die, deren Deutsch nicht ihre Muttersprache ist – alles nach- und einfach mitmachen. Russ bestätigt die positive Resonanz auf das Projekts: "Die Kinder kommen nach Hause und sind einfach zufrieden und glücklich."