Die Kosten für den Neubau der Kita Wolfswiesen mit angeschlossenem Familienzentrum sorgten in der jüngsten Sitzung des Gechinger Gemeinderats erneut für eine heftige Diskussion. Foto: akira - stock.adobe.com

Die ersten sieben Gewerke sind vergeben und damit ist der Baustart in Sicht. Ende des Monats rollen die Handwerker an, um mit den Bauarbeiten für die neue Gechinger Kita Wolfswiesen samt integriertem Familienzentrum zu beginnen. Vor der Vergabe der Rohbau-Gewerke in der jüngsten Gemeinderatssitzung sorgten einmal mehr die steigenden Kosten für eine längere, kontroverse Diskussion.

Gechingen - "Über viele Jahre brauchten wir zwar keine Kindergarten-Gruppen schließen, aber das Angebot auch nicht erweitern", sagte Bürgermeister Jens Häußler. Das habe sich geändert, was erfreulich sei. Der Bedarf sei stark gewachsen und es musste nun reagiert werden. Das finanzielle Volumen liege bei mehr als fünf Millionen Euro, "von der absoluten Zahl her haben wir das in der Gemeinde beim Hochbau noch nicht gehabt". 507 000 Euro Bundeszuschuss und 613 000 Euro Förderung für energiesparendes Bauen sind zugesagt, was die Kasse etwas entlastet. Der angefragte ELR-Zuschuss wurde nicht gewährt, ihn gibt es schwerpunktmäßig für Wohnbauten.

Fertigstellung Ende Juni 2023 geplant

"Die Baugenehmigung liegt seit Ende November 2021 vor", berichtete Stefan Oberdörfer vom planenden Büro Panzer und Oberdörfer aus Tübingen, der die Ausschreibungen erläuterte. "Die Fertigstellung der Kita ist für Ende Juni 2023 anvisiert." Ob das klappt, sei derzeit fraglich wegen der Rohstoffsituation. "Durch Corona war es möglich, die Ausschreibungen beschränkt für die Rohbau-relevanten Gewerke (sieben an der Zahl von insgesamt 23) durchzuführen." Die Fachplaner für die Haustechnik seien soweit, dass diese Gewerke Ende März ebenfalls noch beschränkt ausgeschrieben werden können. Beschränkt heißt hier, Planer und Bauherr wählen die anzufragenden Firmen aus. "Die Überschreitung der Kostenrechnungen liegen bei den sieben Gewerken bei durchschnittlich 6,5 Prozent", sagte der Planer, "und wir hoffen, dass bei den Haustechnik-Ausschreibungen keine höheren Ausreißer dabei sind".

Teilweise enorme Steigerungen

Weshalb nicht gleich alle Gewerke, also auch die Haustechnik, ausgeschrieben wurden, fragte Konstantin Böttinger (Bürgerunion BU). "Die Firmen können derzeit nicht kalkulieren für Arbeiten, die im kommenden Jahr auszuführen sind", so Oberdörfer. "Sie bekommen dafür von den Lieferanten heute noch keine Preise." Wolfgang Premm (Freie Wähler) fragte den Planer nach den Erfahrungen mit der Kostenentwicklung bei seinen anderen Projekten. "Die Steigerungen sind teilweise enorm", räumte er ein. Zum Glück bleibt das Architektenhonorar fix, erfuhr Premm auf weitere Nachfrage.

Mit 2,5 Millionen Euro gestartet

Frank Schöninger (FW) rollte dann das Kostenfeld noch einmal von der ersten Schätzung an auf. "Wir sind gestartet mit 2,5 Millionen Euro. Vor einem Jahr lagen wir bei 5,1 Millionen, damals hab ich schon vorhergesagt, dass wir am Ende bei sieben Millionen landen werden. Dafür wurde ich gescholten, obwohl das noch konservativ von mir gerechnet war." Seiner Berechnung nach liegt die Preissteigerung bei den vorgelegten Angeboten nicht bei 6,5 Prozent, sondern bei elf Prozent. "Uns allen sollte klar sein: Die Vergabe-Beschlüsse heute sind der Point of no return."

Jürgen Groß (BU) fand zwar richtig, was der Kollege sagte, "aber hast du eine Lösung oder einen Vorschlag, wie wir verfahren sollen?" Ihm tue das auch weh, egal ob sechs oder zehn Prozent Steigerung, wobei das noch moderat sei, wenn man die allgemeine Marktentwicklung sieht. "Bei einer Steigerung der Gesamtkosten bis jetzt um 110 Prozent, von 2,6 Millionen Euro auf 5,5 Millionen Euro ist doch die einzige Frage: Wollen und können wir uns das leisten?", fragte Schöninger in die Runde. Wollen ja, gab er selber die Antwort, aber können? "Wir sollten es jedenfalls nicht unbesprochen lassen." Hier hakte der Schultes ein: "Die 2,6 Millionen müssen relativiert werden." Das tat dann Kämmerer Andreas Bastl, denn "die waren damals die erste Schätzung nur für die Kita, ohne Familienzentrum. Es gab eine lange Diskussion darum und für das Familienzentrum muss eine Million drauf gerechnet werden."

Fördermittel könnten verfallen

Häußler warb vehement dafür, jetzt nicht "rom on nom" zu machen, "ich hab die große Bitte, lassen Sie uns weitermachen!" Der Bedarf an Kita-Plätzen sei sehr groß, eine zeitliche Verzögerung könne man sich nicht leisten, auch weil die Gefahr bestehe, dass die zugesagten Fördermittel verfallen. "Wenn wir jetzt zögern, sehe ich schwarz, wollen Sie dafür die Verantwortung, zum Beispiel den Eltern gegenüber, übernehmen?", richtete er sich an Schöninger. Es müsse ausgesprochen werden, dass die Freien Wähler schon früh die Kostensteigerungen haben kommen sehen, betonte dieser noch einmal. "Wenn wir unter fünf Millionen Euro kommen, kann ich mitgehen", beharrte auch Wolfgang Premm, "aber bei den vorgelegten Preisen bin ich dagegen". Er komme da auch auf mehr als sieben Millionen Euro Gesamtkosten.

Mit Gegenstimmen der Freien Wähler

Die einzelnen Gewerke wurden schließlich jeweils mehrheitlich, gegen die Stimmen von Premm, Schöninger und Claus Schaible (alle FW) wie folgt vergeben: die Erd-, Beton- und Stahlbauarbeiten zum Brutto-Angebotspreis von 419 754 Euro, die Holzarbeiten für 984 964 Euro, die Dachklempnerarbeiten für 93 304 Euro und die Trockenbauarbeiten für 279 702 Euro. Weitere vergebene Gewerke waren Gerüstbau (62 061 Euro), Einbau von Holz-Alu-Fenstern (242 018 Euro) und Aufzugsanlage (34 603 Euro).