Zufriedene Kinder und Eltern sowie ein begeistertes Kita-Team: Mit externer Hilfe eines Experten soll die Zusammenarbeit aller Akteure in der Einrichtung gefördert werden. Besorgt ist derweil der Elternbeirat wegen eines personellen Wechsels.
Am kommenden Freitag steht die Umstrukturierung der Betreuungseinrichtung auf der Agenda des Gemeinderats. „Die Gemeinde Ostelsheim möchte die Kindertagesstätte weiterentwickeln, um die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, der Eltern und insbesondere der Kinder zu steigern“, ist in der Sitzungsvorlage zu lesen. Das vorliegende Angebot von „MorgenDenken³“, eines freiberuflich beratenden Kitaexperten, habe genau dieses Ziel, so die Verwaltung.
Die Kindertagesstätte bietet Platz für 150 Jungen und Mädchen. Sie ist in unterschiedliche Betreuungsbereiche gegliedert. Um die Betreuung weiter zu verbessern, sei es notwendig, „die Bedürfnisse aller Beteiligten – von Elternbeirat, Kita-Team, Kindern und Gemeindeverwaltung – zu berücksichtigen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten“.
Alle Akteure an einem Tisch
„MorgenDenken³“ soll demnach verschiedene Schritte in die Wege leiten, um alle Beteiligten aktiv in den Verbesserungsprozess einzubinden. Etwa den Elternbeirat. In zwei Veranstaltungen soll der Fokus auf die Erwartungen der Mütter und Väter gelegt werden, „um den Elternbeirat in eine unterstützende Rolle zur Weiterentwicklung der Betreuungsangebote einzubinden“.
In persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitern des Kita-Teams soll deren Wahrnehmung der aktuellen Situation erfasst werden – was wiederum dazu beitragen soll, ein positives Arbeitsumfeld zu gestalten und die pädagogische Ausrichtung der Einrichtung zu stärken.
Qualität der Betreuung als Schwerpunkt
Was Kinder und Eltern angeht, sind Hospitationen und Alltagsbegleitungen vorgesehen, um die Zusammenarbeit zwischen Kita-Team und Eltern sowie die Umsetzung pädagogischer Konzepte zu beobachten. Der Schwerpunkt soll dabei auf der Qualität der Betreuung liegen.
Nicht zuletzt die Trägerin der Einrichtung, die Kommune, wird involviert, „um Erwartungen und Wünsche bezüglich der organisatorischen Merkmale sowie der Betreuungssituation zu klären. Dies bildet die Grundlage für eine effiziente Zusammenarbeit“.
Die von „MorgenDenken³“ erarbeiteten Vorschläge basieren laut Sitzungsvorlage auf den gewonnenen Erfahrungen und Rückmeldungen, die dem Gemeinderat zur Diskussion vorgelegt werden. Ziel ist es, Verbesserungen in der Kindertagesstätte anzuregen.
Direkter Draht zum Elternbeirat
Der Fokus liegt auf dem Erzieherteam und den Kindern, denn alle Maßnahmen konzentrieren sich darauf, „die Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden und die Kinder zu verbessern. Durch die aktive Einbeziehung der Mitarbeitenden in den Prozess wird ihr Engagement gefördert, und die Qualität der Betreuung für die Kinder wird gesteigert. Zudem wird der Elternbeirat einbezogen, um die Kommunikation und das Miteinander zu stärken“.
Der Gemeinderat soll am Freitag über das Angebot von „MorgenDenken³“ abstimmen, das mit Kosten von knapp 5900 Euro veranschlagt ist.
Der Elternbeirat der Einrichtung hatte Ende 2024 eine Online-Petition unter dem Motto „Kita Kunterbunt – Personal halten, Bindungen stärken, die Zukunft Ostelsheims fördern!“ gestartet, die sich an Bürgermeister Ryyan Alshebl und die Gemeinderäte gerichtet hatte. „Die Petition wurde vom Petenten zurückgezogen“, ist inzwischen auf der entsprechenden Homepage zu lesen.
Unklare Beweggründe
Weiter heißt es dort: „Noch vor Ende der Zeichnungsfrist dieser Petition erlangten wir Kenntnis über eine personelle Maßnahme, welche für die Kita gravierende Änderungen mit sich bringen wird. Man informierte uns darüber, dass die bisherige Leitung der Kita die Stelle der künftigen Leitung der Naturkita übernehmen wird und das Haus somit mittelfristig verlassen wird. Welche Beweggründe zu dieser Änderung geführt haben, welche Informationen zwischen Kita, Gemeinderat und Gemeindeverwaltung sowie Bürgermeister geflossen sind, entziehen sich unserer Kenntnis“.
Möglichst hohe Kontinuität beim Personal
Das sorge für Unruhe und Ungewissheit, was die weitere Leitung in der Einrichtung angehe. „Der Elternbeirat entschließt sich zum jetzigen Zeitpunkt dazu, die Forderung nach dem Einsatz einer externen Instanz zur Aufklärung der hohen Fluktuation auszusetzen. Im Sinne der MitarbeiterInnen und unserer Kinder streben wir nach möglichst hoher Kontinuität, Stabilität und danach, pädagogisch hochwertige Betreuung gewährleisten zu können. Wir wollen hier nicht zusätzlich destruktive Stimmung erzeugen und den Fokus der MitarbeiterInnen nicht unnötig von der alltäglichen wichtigen Arbeit ablenken. Der Fokus und das Ziel der Petition war zu jeder Zeit die Stärkung der Kita und die konstante gute Betreuung der Kinder, die Aufklärung der hohen Fluktuation zur künftigen Vermeidung ständigen personellen Wechsels, um ein sicheres Bindungsverhalten bei unseren Kindern manifestieren zu können“, heißt es vonseiten der Elternvertreter Ende Januar weiter.
„Wir werden gehört und beachtet“
Es sei nicht das Ansinnen des Elternbeirats, den Ruf der Kita oder Ostelsheim als Arbeitgeber zu schädigen. Es hätten Gespräche mit dem Bürgermeister stattgefunden, „die uns das Gefühl vermittelt haben, gehört und beachtet zu werden. Wir legen Hoffnung in eine gemeinsame Ausgestaltung des weiteren Weges der Kita...“. Der Elternbeirat stehe jederzeit für die offene Kommunikation zwischen allen Parteien zur Verfügung und sei gerne bereit, sich aktiv am kommenden Entstehungsprozess zu beteiligen.
Bürgermeister reagiert auf Warnsignal
„Eine Petition ist eine Warnsignal. Mann muss handeln“, sagte Bürgermeister Ryyan Alshebl am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Jetzt einen externen Experten für die Weiterentwicklung der Kita einzuschalten, sei ohnedies unabdingbar, gibt es er zu bedenken –weil Kleinträger wie die Gemeinde Ostelsheim immer wieder mit denselben Problemen in der Kleinkindbetreuung konfrontiert seien, vor allem dem Personalmangel.
„Ich erwarte keine Wunder“
Er erwarte sich „keine Wunder“ durch das Projekt. Der Experte könne die Gemeinde aber fachgerecht und unabhängig beraten. Der Anspruch sei, unter den schwierigen (gesetzlichen) Rahmenbedingungen das Angebot so zuverlässig wie möglich zu gestalten. „Die Kinderbetreuung ist in allen Kommunen Thema und aus Ressourcengründen kaum nachhaltig zu betreiben. Gemeinden, die die Ganztagsbetreuung stabil halten können, beneide ich. Das ist die Ausnahme“, äußerte sich Alshebl weiter. Jetzt gelte es jedenfalls, die Strukturen in der Kita „Kunterbunt“ im Sinne der Mitarbeiter zu optimieren, um sie halten und neue hinzugewinnen zu können. Die Suche nach einer neuen Leitung für die Kita „Kunterbunt“ laufe noch.