Denny Richter ist Erzieher in Spielberg und hat jüngst sein Studium in „Soziale Arbeit“ abgeschlossen. Für seine Abschlussarbeit hat er vor Ort erforscht, was Erzieher motiviert, lange auf ihrer Stelle zu bleiben: Teamgeist und gute Führung sind zwei wichtige Faktoren. Im Gemeinderatsausschuss berichtete er, wie es um die Mitarbeiterzufriedenheit in Altensteiger Kitas bestellt ist.
Für seinen Studiumsabschluss in „Soziale Arbeit“ hat der Spielberger Erzieher Denny Richter 63 Altensteiger Kitamitarbeiterinnen befragt und seine Ergebnisse unter dem etwas sperrigen Titel „Professionalisierte Team-Arbeit in Kindertageseinrichtungen zur Handhabung von Fluktuation in Zeiten des Fachkräftemangels“. „Ist halt eine Bachelor-Arbeit“, kommentiert Richter zum langen, fachwörterreichen Titel.
Er wollte herausfinden: Warum verlassen Erzieher ihre Stellen – und wie kann damit umgegangen werden? Schon zu Anfang seiner Arbeit wurde ihm deutlich gemacht: Verhindern kann man Wechsel beim Personal, die „Fluktuation“ nicht. „Dass Menschen ihren Arbeitsplatz verlassen, das kann man nicht steuern, man kann es aber händelbar machen“, erklärt er. „Ich kann sie ja nicht zwingen, dort zu bleiben.“ Deshalb ging es in seiner Arbeit darum, wie Mitarbeiterabgänge handhabbar werden – und woran sie liegen.
Die gute Nachricht für Altensteig: In seiner Einrichtung sind die Abgänge durch Eigenkündigung relativ gering im Vergleich zu anderen Kitas.
Geld ist nicht die Motivation
Fest steht für Richter: Es ist nicht das Geld, das Menschen zum Bleiben bewegt. Wird das Gehalt erhöht, ist das am Anfang natürlich schön und ein positives Erlebnis für Mitarbeiter – aber es wird schließlich normal, die höhere Summe zur Verfügung zu haben. Viel wichtiger seien „das Teamklima, die Führungsqualität und der Rückhalt vom Träger“, erläutert Richter. Die „Selbstwirksamkeit“, also etwa die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, spielen eine große Rolle.
Er plädiert für eine ausgereifte Feedback-Kultur. Er stellt den „SAG-ES“-Ablauf vor. Die eigene Sichtweise erläutern, die damit verbundenen Gefühle benennen und schließlich eine Schlussfolgerung ziehen, welche praktischen Konsequenzen sich aus diesen Gefühlen ergeben.
Teamklima bewerten die meisten als positiv
Auch, wenn 70 Prozent der Mitarbeiter in Altensteig das Teamklima als positiv ansahen – 30 Prozent hatten innerhalb von zwölf Monaten Kündigungsgedanken. Über diese Zahl stolperten sowohl Richter als auch Hauptamtsleiter Thomas Bräuning. Da habe man sich gefragt: „30 Prozent – liegt das an uns? Aber die Kündigungsgedanken hängen nicht mit der Stadt Altensteig zusammen, das hat alles gepasst, sondern tatsächlich mit den Herausforderungen des Berufsbilds.“ Das äußere sich etwa in mehr Anfragen nach Teilzeit. „Diese 30 Prozent sagen aber auch: Der Beruf ist echt heftig!“
Es bedeutet aber auch: Dieses Drittel ist dennoch geblieben. Das weist auf eine gute Bindung hin. Für Bräuning bedeutet das, darauf hinzuarbeiten, dass das Personal in einem ohnehin schon vom Fachkräftemangel gebeutelten Beruf diesen nicht auch noch verlässt.
Die Wertschätzung, die für das Halten der Mitarbeiter wesentlich ist, sieht Stadtrat Fabian Müller (FDP) schon in der Studie an sich. Damit werde den Mitarbeiterinnen gezeigt: „Wir hören euch.“
AfD-Stadtrat Marcus Lotzin fragt an, ob sich das Vorgehen im Kindergarten auch auf andere städtische Bereiche ausweiten ließe. Bürgermeister Oliver Valha stimmt zu. „Das war auch unser Gedanke. Denn es ist immer günstiger einen Mitarbeiter zu halten, als einen neuen zu suchen.“ Denn: „Der Fachkräftemangel wird immer gravierender“ und deshalb müsse es Altensteigs Ziel sein, attraktiv für Mitarbeiter zu bleiben.