Hier geht’s lang zum Grammy: Steffen Kühn aus Kirchzarten hat sich den begehrten Musikpreis in der Kategorie "Bestes Tropical Latin Album" geholt. Foto: Buck

"Oscar der Musik" kommt in den Schwarzwald. Auszeichnung für die beste Latin-Platte des Jahres.

Kirchzarten - Jubel in Kirchzarten: Bei der Verleihung der Grammys in Los Angeles, die auch als "Oscars der Musik" bezeichnet werden, in der Nacht zum Montag, wurde der aus Kirchzarten stammende Steffen Kühn mit einer der begehrten Trophäen ausgezeichnet. Kühn ist einer der beiden Leiter des "Pacific Mambo Orchestra" (PMO), das den "Grammy" für die beste Latin-Platte des Jahres einsacken konnte.

Die Hoffnungen, das goldfarbene Grammophon künftig im Osten der Stadt Freiburg besichtigen zu können, sind jedoch gering: Der 48-jährige Kühn, der im zarten Alter von acht Jahren mit dem Trompetespielen begonnen hat, lebt mittlerweile in San Francisco und spricht seinen Namen "Steffen Kjuen" aus, wenn er Englisch redet. Das PMO leitet er zusammen mit dem Pianisten Christian Tuymalan aus Mexiko. Beide zeigten sich nach der Preisvergabe überwältigt, waren sie doch vorher eher so etwas wie ein Geheimtipp.

Die Platte, mit der das PMO sich in Los Angeles unter anderem gegen Weltstar Marc Anthony durchsetzte, ist schließlich gerade einmal das unabhängig produzierte und finanzierte Debutalbum der erst 2011 gegründeten 19-köpfigen Spitzenformation.

Im vergangenen Jahr war die Big Band erstmals in den USA auf großer Tournee. Mit dabei waren unter anderem der Percussionist Tito Puente Jr. und die beiden Grammy-Preisträger Marlow Rosado und Willy Torres, die selbst große Stars in ihrem Genre sind.

Einladung zum Zeltmusikfestival

In der Latin-Szene hat das PMO einen kometenhaften Aufstieg hingelegt. PMO-Mitglieder wie Bassist Jorge Pomar oder Percussionist Karl Perazzo haben mit Weltstars wie Herbie Hancock, Mariah Carey oder Taj Mahal musiziert, bevor sie zu Steffen Kühn und Christian Tuymalan stießen.

Kühns musikalische Vision für die Band ist es, den Mambo in die Moderne zu transportieren und gleichzeitig die Tradition lateinamerikanischer Big Bands aus der Zeit um die Mitte des 20. Jahrhunderts zu wahren. Der »Grammy« als Anerkennung für dieses Erfolgskonzept sei "der Hammer", so der Musiker nach der Verleihung im Interview. "Jetzt gehen wir erst mal einen heben", sagte Kühn schließlich mit südbadischem Akzent.

Der Trompeter ist Ende der 80er-Jahre zum Jazzstudium nach Texas in die USA gegangen. 1993 machte er seinen Abschluss, und schon damals wurde er als Musiker mehrfach ausgezeichnet. Nach Engagements auf Kreuzfahrtschiffen und einem dreijährigen Aufenthalt in München in den Neunzigern zog es Kühn zurück in die USA, dieses Mal nach Kalifornien in die Gegend von San Francisco, wo er 2002 mit dem Album »Now Or Later« für Aufsehen in der Jazzszene sorgte. Auch "Trumpop" von 2008 brachte ihm gute Kritiken ein.

Kühns musikalische Wurzeln im Schwarzwald umfassten einst die "BBB Big Band" und die Funk-Band "What’s Up" in Freiburg, mit der er als junger Musiker einmal beim Zeltmusikfestival ZMF aufgetreten ist. Für Festival-Gründer Alex Heisler ein guter Grund, den Musiker nun nach Freiburg zur Zeltmusikfestival ZMF-Gala im Juli einzuladen: "Die steht dieses Jahr ganz passend zur Fußball-WM nämlich unter dem Motto der lateinamerikanischen Musik". Ob Steffen Kühn Heislers Ruf erhören und zum Festival kommen wird, kann man derzeit jedoch noch nicht sagen.