Pfarrer Hermann Barth segnet den neu gestalteten Kirchplatz, und Isolde Kramer gibt einen hochinformativen Rückblick auf den langen Weg der Lösungsfindung und die Umsetzung (linkes Bild). Musikalisch umrahmt vom Musikverein, wird die gelungene Neugestaltung des Kirchplatzes von der Einwohnerschaft gefeiert; bei Essen und Getränken lässt es sich gut aushalten. Foto: Fotos: Riedlinger

Feierlich wurde am Sonntag in Villingendorf nach dem Gottesdienst der neu gestaltete Kirchplatz eingeweiht. Dies ging einher mit dem Patrozinium und einem Orgelkonzert am Nachmittag, mit dem zusätzlich das 40. Jubiläum der Orgel gefeiert wurde.

Villingendorf - Mit sichtbarer Freude begrüßte Pfarrer Hermann Barth eine große Anzahl von Gläubigen nach dem Gottesdienst, um mit ihnen unter der musikalischen Untermalung des Musikvereins die gelungene Umsetzung des Kirchplatzes zwischen Kirche, Gemeindehaus und katholischem Pfarramt zu würdigen. Zum Schmunzeln der zahlreichen Gäste schloss er seine Einführung mit den Worten: "... und bleibet hier in Frieden." Er ermunterte damit die Bürger, nicht gleich zu gehen.

Seit 2010 ein Thema

Isolde Kramer hatte interessanterweise mit dem Leitbild "Was lange währt, wird endlich gut" exakt dieselben Worte gewählt wie Pfarrer Barth, versicherte aber lachend, dies sei nicht abgesprochen gewesen.

Bereits 2010, als sie zum ersten Mal in den Kirchengemeinderat gewählt worden sei, habe man über einen barrierefreien Zugang zur Kirche nachgedacht und dies auf der Tagesordnung gehabt. Zum einen wegen der älteren Menschen, die einen Rollator oder Rollstuhl nutzen, zum anderen aber auch wegen jungen Familien, die mit einem Kinderwagen kommen.

Bernhard Kimmig und Sabine Gaiselmann ließen über einen langen Zeitraum in dieser Sache nicht locker. Von den drei zur Verfügung stehenden Eingängen blieb als Anbindung nach verschiedenen Abwägungen die Seitentür zum Kirchplatz übrig. Eine Rampe sollte die Lösung darstellen. Auch nach der ersten Amtsperiode des Kirchengemeinderats dauerten Überlegungen und Planungen noch an.

Sabine Gaiselmann, nun als gewählte Vorsitzende, und ihr Stellvertreter, Martin Schwellinger, trieben weiterhin das Projekt "Barrierefreier Zugang" voran. Mit Harald Ganter habe man einen kreativen und vor allem geduldigen Architekten gewinnen können.

Nachdem im Herbst 2015 mit einer langen Rampe entlang der Kirchenseite und einem elektrischen Türöffner die anscheinend beste aller Möglichkeiten ausgelotet worden war, erwartete man, bestens vorbereitet, den Architekten der Diözese Rottenburg, um von ihm die Zustimmung einzuholen. Mit einer Begehung des Kirchplatzes und einem vorbereiteten Modell müsste es doch ein leichtes sein?

Die Idee aus Rottenburg

Doch Diözesanbaumeister Heiner Giese (Diözese Rottenburg-Stuttgart) hatte eine andere Idee. Wie aus den positiven Erfahrungen in einer anderen Gemeinde regte er an, den ganzen Kirchplatz in seinem Niveau um rund einen Meter anzuheben. Das sei für die Beteiligten wie Monopoly gewesen, sagte Isolde Kramer: "Gehen Sie zurück auf Start." Doch die Vorteile waren nachvollziehbar: Auch das Gemeindehaus wäre barrierefrei erreichbar.

Für Architekt Ganter habe dies geheißen, neue Pläne und neue Modelle zu erstellen. Die Gemeinde musste mit den Bürgermeistern Karl-Heinz Bucher und nach 2019 Marcus Türk mit ins Boot genommen werden, weil die Anbindung zum Gehweg zu steil geworden wäre und neu gezeichnet werden musste. Anträge an das Förderprogramm der EU, Leader, mussten gestellt werden und wurden im zweiten Anlauf auch bewilligt.

Und pünktlich zur Einweihung seien die Gelder eine Woche zuvor eingegangen, schloss Isolde Kramer ihren intensiven Rückblick. So wurde durch die Hartnäckigkeit aller Beteiligten nach etwas mehr als einem Jahrzehnt eine tolle Lösung gefunden, die Kirche, Gemeindehaus und katholisches Pfarramt barrierefrei zu einer schönen Einheit zusammenfasst und ganz nebenbei einen wunderbaren Festplatz ergibt.

Die Sonne scheint

Der wurde bei der Einweihung gleich ausgiebig mit Bewirtung und Verköstigung ausprobiert. Gegen Mittag stellte sich der ersehnte Sonnenschein ein und lud die Einwohner zu einem schönen Herbsttag ein.