Zu denen, die die Pläne des neunen Gemeindehauses mit Interesse studierten, zählte auch Beinahe-Nachbarin Manuela Früholz. Foto: Raab

Die katholische Kirchengemeinde St Josef in Ebingen will auf dem Gelände des Pfarrgartens südlich der Kirche ein neues Gemeindehaus errichten – das Marienheim hätte dann ausgedient.

Albstadt-Ebingen - Der Kirchengemeinderat hat diesen Plänen zwar bereits zugestimmt, aber bei einem Projekt dieser Größenordnung versichert man sich doch lieber zuvor der Rückendeckung und Unterstützung der Gemeindemitglieder. Aus diesem Grund wurde es am Mittwoch im Rahmen einer Gemeindeversammlung vorgestellt. Es fand die Zustimmung der meisten Anwesenden: "Leget glei los!" – so lautete der Tenor vieler Voten.

Zuvor hatte Pfarrer Uwe Stier geschildert, welche Eindrücke ihm vor viereinhalb Jahren das Marienheim vermittelt habe, als er bei seinem Bewerbungsbesuch zum ersten Mal Gast erblickte. Von außen erschien es ihm wie ein Bürogebäude – und von innen zum Großteil ebenfalls. Die Kirchengemeinde nutzt ja nur den nicht behindertengerecht zugänglichen Gemeindesaal nebst Küche und zwei kleinere Räume im Keller; vor allem aber beherbergt das Gebäude das katholische Verwaltungszentrum Albstadt, zuständig für 27 Kirchengemeinden im Dekanat Balingen, und die Caritas. Beide Institutionen klagen seit geraumer Zeit über Raumnot, der bei der derzeitigen Raumaufteilung nicht abgeholfen werden kann. Die Gemeindeverwaltung selbst befindet sich im Pfarrhaus neben der Kirche, Uwe Stiers Büro im Obergeschoss seiner Wohnung. Um dem Pfarrhaus eine zeitgemäße Infrastruktur zu geben, müsste das Pfarrhaus mit großem finanziellen Aufwand renoviert werden.

Die Toilette – eine Katastrophe

Ein weiterer Posten auf Stiers Mängelliste: die Toilettensituation für Kirchgänger. Die Anlage in St Josef sei schlichtweg eine Katastrophe, ein Container neben der Kirche wäre kostspielig und ließe sich nicht ohne größere Umstände aufstellen. Die Umwandlung des Beichtzimmers in ein WC erscheine nicht sinnvoll, zumal auch das Ministrantenzimmer schon aus dem Raumprogramm entfernt wurde. Der Status quo aber sei letztlich nicht haltbar; schließlich sei die Entfernung zwischen Kirche und Gemeindesaal nicht unerheblich und bereite besonders den älteren Kirchgängern Probleme.

Die Gemeinden werden weiter schrumpfen

Stier nannte aber noch andere Argumente für einen Neubau. Die Gemeinden würden weiter schrumpfen, die Zahl der ausgebildeten Priester ebenfalls; eine Zentralisierung, sprich: Vergrößerung der Seelsorgeeinheiten sei daher unausweichlich. Wenn sich die katholische Kirche nicht ganz aus Albstadt zurückziehe, werde St Josef mit seiner zentralen Lage und der denkmalgeschützten Kirche zweifellos eine wichtige Rolle spielen. Dafür müsse man jedoch gerüstet sein und brauche mithin neben einer Begegnungsstätte bei der Kirche eine moderne Verwaltung.

Eine Planung ohne Schnickschnack

Die Pläne, die Architekt Daniel Hotz vom gleichnamigen Architekturbüro anschließend präsentierte, stießen auf allgemeine Zustimmung. Sie sehen eine Konstruktion aus Holz und Glas auf einem Stahlbeton-Untergeschoss vor, ohne Schnickschnack, mit straffem, zweckorientiertem Raumprogramm und einem vor dem Gemeindesaal weit vorgezogenen Dach. Wichtig war Hotz die Erfüllung zweier Vorgaben: barrierefreie Zugänglichkeit von der Kirchenseite und der Gartenstraße her sowie ein sparsamer Energieverbrauch. Das Haus soll über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage verfügen und gänzlich autark sein. Der der Kirche zugewandte Gemeindesaal bekommt eine große Glasfront, die im Bedarfsfall vollständig geöffnet werden kann.

Fensterputz mit der Stange

Womit auch schon eine der Fragen aus der Versammlung beantwortet war, nämlich die, ob denn der Gemeindesaal mit 100 Quadratmeter nicht zu klein bemessen sei? Es sei, so Pfarrer Stier, nicht bei vielen Veranstaltungen eine gewaltige Zahl von Besuchern zu erwarten; bei wirklich großen Aktivitäten müsse man ohnehin in größere Säle ausweichen – und im Sommer biete sich die Integration des Außenbereichs an.

Wie die Heizung funktioniert? Die Flächenkollektoren, Schläuche mit einer Gesamtlänge von zwei Kilometern, ziehen Energie aus dem Erdreich – "verbuddelt" werden sie freilich nicht, sondern mit Erde bedeckt. Dieses Auffüllen, so Hotz, sei ohnehin notwendig. Im Schwabenland durfte die Frage nicht fehlen, wie die vielen und hohen Fenster geputzt werden sollen. Ganz leicht: Aufklappen und mit der Stange ran!

Die Gretchenfrage: Wer soll das bezahlen?

Wie aber soll das Projekt finanziert werden? Hier kommt der Caritasverband Schwarzwald-Alb-Donau ins Spiel. Dieser, war zu hören, habe durchaus Interesse gezeigt, als ihm das Marienheim zum Kauf angeboten wurde; der Vorteil wäre, dass das Gebäude weiterhin kirchlichen Zwecken dienen würde. In trockenen Tüchern ist noch nichts; die Chancen stehen aber dem Vernehmen nach gut. Käme es allerdings nicht zum Verkauf, dann ließe sich der Neubau trotz Zuschüssen der Diözese und Förderung aus verschiedenen Töpfen wohl nicht mit den Eigenmitteln der Pfarrgemeinde finanzieren. Eine konkrete Kostenaufstellung gibt es noch nicht.

Vor 2025 wird nicht gebaut

Blieb noch eine Frage: Wann kann denn der Aufforderung "Leget glei los!" Folge geleistet werden? Nicht so schnell wie erhofft: Frühestens im Mai 2023 kann das Vorhaben beim Bischöflichen Ordinariat angemeldet und beantragt werden; das Denkmalamt muss wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zur Kirche einbezogen werden. Nach einer intensiven Prüfphase wäre eine Baugenehmigung Ende 2023 zu erwarten, 2024 wäre ein Planungsjahr; der erste Spatenstich würde 2025 oder gar erst Anfang 2026 erfolgen. Gut Ding will eben Weile haben.