Gut beschirmt von Christoph Hofius nahm Friederike Heinzmann samt Familie Abschied von Pfarrkollegen und der Gemeinde an der Kirchentür sowie beim anschließenden Ständerling im Gemeindehaus. Foto: Fahrland

Erst rollte der Möbelwagen, dann die Tränen: Für Pfarrerin Friederike Heinzmann stand ein emotionaler Abschied nach sieben Jahren an. Sie verlässt die Kirchengemeinde Boll-Bochingen aus familiären Gründen.

 
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Mit einem Gottesdienst sowie einem Stehempfang mit Grußworten wurde die evangelische Pfarrerin Friederike Heinzmann aus der Kirchengemeinde Boll-Bochingen verabschiedet. Eine Woche zuvor war es ihr ein wichtiges Anliegen, sechs Jugendliche zu konfirmieren, die sie seit ihrer Grundschulzeit kannte.

„Zeit, Abschied zu nehmen“

Aus familiären Gründen war Heinzmann mit Ehemann Manuel Schmoll und der gemeinsamen Tochter letzte Woche vom Boller Pfarrhaus ins Pfarrhaus Hechingen umgezogen und tritt nun ihre neue 50-Prozent-Pfarrstelle Hechingen-West an.

„Wir waren sieben Jahre gemeinsam unterwegs. Nun ist es Zeit, Abschied zu nehmen“, wandte sich Heinzmann wehmütig an die Kirchenbesucher. Ihre Tränen seien der Beweis, wie schwer ihr der selbstgewählte Abschied von ihrer ersten Pfarrstelle falle. Dennoch ziehe sie weiter, da sie mehr Zeit für ihre Tochter benötige und der hiesigen 100-Prozent-Stelle nicht mehr gerecht werden könne. Von Vorteil sei die Nähe zu den Angehörigen.

Erinnerungen wie Schätze bewahren

Feierlich umrahmt wurde der Gottesdienst von Annette Hirschmann auf der Violine und Ellenruth Fichtner an der Orgel. Trost und Kraft zog Heinzmann aus den Themen „Alles hat seine Zeit“ und „Vertraut den neuen Wegen“, die sie bei der Lesung, den Gemeindeliedern und ihrer Predigt in den Mittelpunkt stellte. Manche Pläne habe sie aufgrund ihres gebrochenen Sprunggelenks im Frühjahr nicht mehr umsetzen können. Doch nun sei es Zeit loszulassen, Erinnerungen wie Schätze zu bewahren, Veränderung zu wagen und sich auch Zeit für Müßiggang zu nehmen, was man bei einem vollen Terminkalender ebenso gerne vergesse wie die Endlichkeit der irdischen Lebenszeit.

Vor der Entpflichtung ging Administrator und Dekanstellvertreter Christoph Hofius auf ihr Wirken im Kirchenbezirk Sulz sowie in den ABBO-Gemeinden (Aistaig, Boll, Bochingen, Oberndorf) ein.

Nachfolge noch unklar

Auf drei Jahre unständigen Dienst ab März 2016 folgte ihre Bewerbung auf den ständigen Pfarrdienst. Die Investitur fand am 6. Oktober 2019 statt. Auch im Kirchenbezirksausschuss habe Heinzmann „Zeit, Hirnschmalz und Ideen“ eingebracht. Nach der Geburt im Dezember 2020 und einigen Monaten Elternzeit erfüllte sie ab Sommer 2021 einen Dienstauftrag von 25 Prozent und stockte im Februar 2022 auf 50 Prozent auf.

„Gott wird neue Arbeiter im Weinberg finden. Es wird auf jeden Fall weitergehen“, teilte Hofius mit. Nur das „Wann und Wie?“ sei noch unklar, weshalb er trotz Stellenausschreibung hinter die Frage nach einer ständigen Pfarrperson ein Fragezeichen setzte.

Großes Herz für Kinder

Die erste Kirchengemeinderats-Vorsitzende Susanne Widmann blickte auf Heinzmanns beruflich und privat sehr bewegende Zeit in der Gemeinde zurück. Besonders hob sie ihre positive Art sowie ihre Liebe zu Kindern hervor, die sie in den Gottesdiensten für kleine Leute offenbarte. Der Kirchengemeinderat gab der scheidenden Pfarrerin eine Gartenbank und ein Segenslied mit auf den Weg.

Beim anschließenden Stehempfang führte der Kindergarten einen Tüchertanz auf. Etwa ein Dutzend Vertreter des Elternbeirats, der evangelischen und katholischen Gemeinde, des Pastoralteams Oberndorf, der Boller Gruppen und Kreisen, der Stadt, der Ortsverwaltung, des Ortsrings der Vereine sowie der Gutenbergschule Bochingen dankte mit Geschenken für die gute Zusammenarbeit.

Info: Investitur von Friederike Heinzmann am Pfingstsonntag, 28. Mai, um 10 Uhr in der Johanneskirche Hechingen mit Co-Dekanin Dorothee Sauer aus Sigmaringen.