Der 39-jährige Rolf Blase ist neuer Pfarrer der Kirchengemeinde Binzen-Rümmingen: ein langer Weg vom römisch-katholischen Glauben zur evangelischen badischen Landeskirche.
„Ich bin in Binzen und Rümmingen herzlich aufgenommen worden“, sagt Rolf Blase der seit anderthalb Monaten das Amt als Pfarrer der Pfarrgemeinde Binzen-Rümmingen bekleidet. Der Pfarrer im Probedienst wohnt mit seiner Frau und seiner Tochter in Fischingen direkt am Rand der Reben. „Die malerische Gegend gefällt uns sehr gut“, erklärt er gut gelaunt im Gespräch mit unserer Zeitung.
Es scheint als wäre er im Markgräflerland gut angekommen. „Ich war 18 Jahre lang auf der Suche, wo mein Platz ist“, sagt der 39-Jährige. Mit Platz meint er jedoch keinen geografischen Ort, sondern die Konfession. Aufgewachsen ist er in Greiz, im ostthüringischen Vogtland. Von Haus aus sei er römisch-katholisch, habe aber durch Schulfreunde immer auch Kontakt zu evangelischen Jugendgruppen gehabt, berichtet er.
Studienaufenthalt in Jerusalem
Nach dem Abitur trat er in Fulda ins Priesterseminar ein und studierte katholische Theologie. Dort habe er gemerkt, dass er doch eher evangelisch sozialisiert sei und er habe zum ersten Mal überlegt, die Konfession zu wechseln. Es folgten weitere fünf Jahre Studium der katholischen Theologie in Erfurt und anschließend ein einjähriger Studienaufenthalt in Jerusalem. Während des Studiums habe er sich immer sowohl in katholischen und evangelischen Studentengemeinden engagiert und während des Aufenthalts in Israel war er in der dortigen evangelischen deutschen Gemeinde aktiv. Hier sei ihm zum zweiten Mal der Gedanke gekommen, die Konfession zu wechseln.
Liberale Weltanschauung
Er habe lange versucht, an seinen katholischen Wurzeln fest zu halten. „Ich bin eher liberal“, sagt er und nennt die Themen Frauen im Priesteramt, Zölibat, Hierarchie, Sexualmoral und die Ablehnung von Homosexualität in der katholischen Kirche, die seinem liberalen Weltbild widersprechen.
Mit dem altkatholischen Glauben habe er im Jahr 2012 zunächst einen Mittelweg gefunden. Unabhängig von der römisch-katholischen Kirche seien die Altkatholiken bei vielen Themen schon weiter, erklärte er und verweist auf Frauen im Priesteramt, die Priesterehe sowie den Umgang mit Homosexualität.
Zwei Master-Abschlüsse
Zurück in Deutschland folgte ein Master-Studiengang „jüdische Studien“ in Potsdam, wo er seine Frau kennenlernte. Es folgte ein weiterer Master-Studiengang „Altkatholische Theologie“ an der Universität Bonn. Parallel dazu arbeitete er an seiner Promotion über jiddische Literatur. Da eine wissenschaftliche Karriere an einer Hochschule wirtschaftlich zu unsicher ist, hat er sich letztlich für das Priesteramt entschieden. „Die Uni ist zu verkopft, die Gemeindearbeit ist dann doch näher am Menschen“, betont er. Von 2021 bis 2025 folgte ein Vikariat in der Altkatholischen Gemeinde in Mannheim wo er zum Diakon und am Ende zum Priester geweiht wurde.
Wechsel zur badischen Landeskirche
Am Ende entschied er sich letztendlich doch dafür, evangelischer Pfarrer zu werden. „Die badische Landeskirche ist da unkompliziert“, antwortet er auf die Frage ob das so einfach geht. Nach einem halben Jahr Probedienst in Mannheim ist er seit 1. September Pfarrer für Binzen und Rümmingen.
Die Doppelgemeinde sei aktuell nicht von Umstrukturierungen betroffen. Was die Gemeinde aktuell beschäftige sei die Gebäudefrage. Seitens der Landeskirche werden künftig nicht mehr alle Gebäude bezuschusst, was beim Gebäudeunterhalt Mehrkosten für die Gemeinde bedeutet. In der Gemeinde gibt es aktuell fünf Gebäude: Kirche, Gemeindehaus und Pfarrhaus in Binzen sowie Kirche und Gemeindehaus in Rümmingen. Als Pfarrer im Probedienst sei er bei diesem Thema nur theologisch beratend tätig und stehe nicht in der Verantwortung, sagt er, und die Erleichterung ist ihm anzumerken. Es brauche neue Nutzungen für Gemeindehäuser und am Ende werde auch die Frage im Raum stehen, ob man ein Gebäude abstoßen müsse.
Aktive Kirchengemeinde
„Für mich ist wichtig erst einmal alle Gruppen vor Ort kennen zu lernen und mit den Leuten zusammen Visionen zu entwickeln“, sagt er. Die Gemeinde Binzen-Rümmingen sei eine sehr aktive Gemeinde, stellt er fest. Die Ehrenamtlichen hätten während der Vakanz die Gemeinde am Leben gehalten. Blase nennt hier den aktiven Kirchengemeinderat, die Teams von Kinder- und Familiengottesdienst, aber auch den Posaunen- und Kirchenchor.
Ökumene und interreligiöser Dialog
Was ihm besonders am Herzen liege, sei die Ökumene. „Für mich ist das der Weg in die Zukunft: wenn Christen immer weniger werden, mehr zusammenzurücken“, sagt der Pfarrer. Ebenso wichtig sei ihm der interreligiöse Dialog. Vor allem mit dem Judentum, aber auch allen anderen abrahamitischen Religionen. Er selbst habe sich viel mit anderen Religionen befasst. Auch das Thema Erwachsenenbildung liege ihm am Herzen. „Ich fände es spannend hier Bildungsangebote zu machen.“