Pfarrer Bernhard Jaeckel (am Mikrofon) und Jan Kamphorst (am Laptop), Vorsitzender des Kirchengemeinderats, stellten bei der Gemeindeversammlung die Pläne für künftige Entwicklung der evangelischen Kirchengemeinde Bad Dürrheim vor. Foto: Rainer Bombardi

Auf die evangelische Kirche kommen einige Veränderungen zu. Sie muss Gotteshäuser in Bad Dürrheim schließen und mit weniger Pfarrern als bisher auskommen. Die anstehenden Veränderungen standen jetzt im Mittelpunkt einer Versammlung.

Das Gemeindeleben in den evangelischen Kirchengemeinden Bad Dürrheim konzentriert sich im Jahr 2032 noch auf die Gemeindehäuser in Bad Dürrheim und Oberbaldingen. In welchen der Kirchen in Bad Dürrheim, Oberbaldingen und Öfingen noch Gottesdienste sind, ist fraglich, und die Kirche in Bisingen wird ohnehin verkauft.

 

Mit dieser bitteren Erkenntnis konfrontierten Pfarrer Bernhard Jaeckel und der Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Jan Kamphorst, in einer Gemeindeversammlung die Anwesenden. Die Redimensionierung ist eine Folge des Mitgliederrückgangs von mehr als 25 Prozent und macht auch vor einem Personalrückgang nicht halt, der bis 2032 in der Gesamtstadt unter anderem noch 1,5 Pfarrstellen vorsieht.

Landeskirche hat Strategieprozess angestoßen

Die einschneidenden Veränderungen, vor denen die evangelische Kirchengemeinde Bad Dürrheim steht, sind die Folge eines Strategieprozesses der evangelischen Landeskirche Baden (eikba). Er steht unter dem Motto „Kirche Zukunft Gestalten“ und fordert über alle Bereiche hinweg den Verzicht auf ein Drittel des bisherigen Besitzstandes.

„Der Prozess könnte so weit gehen, dass es in der kompletten Regio Süd mit Donaueschingen, Hüfingen, Bräunlingen und Blumberg nur noch einen Kirchengemeinderat gibt“, plädierte Jäckel für eine Kooperation auf städtischem Gebiet Weitreichendere Kooperationen bezeichnete er als problematisch. „Es ist schmerzlicher, sich von bestehenden Strukturen und Besitzständen zu trennen, als sie wieder aufzubauen“, ergänzte Jaeckel, dass in Zukunft von den Mitgliedern eine größere Selbstverantwortung erforderlich sein wird.

Gebäude unter energetischem Aspekt begutachtet

„Wir müssen für das kämpfen, was wir wollen, den Glauben in der Gemeinschaft aller Christinnen und Christen leben, die Anzahl der Gottesdienste dem Bedarf anpassen und zukünftigen regionalen Begegnungen positiv gegenüberstehen“, fasste Jaeckel zusammen. Jan Kamphorst verwies darauf, dass der Kirchengemeinderat gefordert war, die Gebäude auch unter dem energetischen Aspekt gemäß einem Ampelsystem zu beurteilen. Die mit der Farbe Grün gekennzeichneten Gebäude sollen auf jeden Fall erhalten bleiben, bei roten ist eine Trennung unumgänglich. Bei Gelb ist die Zukunft noch unklar. Im Fall der Johanneskirche in Bad Dürrheim könnte der Denkmalschutz ausschlaggebend sein, dass das Gebäude auf alle Fälle im Bestand bleibt. „Wir haben uns für den Erhalt der Gemeindezentren in der Kernstadt und Oberbaldingen entschieden, da hier der überwiegende Teil des Gemeindelebens mit all seinen Angeboten stattfindet“, hält Jaeckel dort auch die Feier von Gottesdiensten für möglich.

Langfristig wird mit maximal vier Pfarrhäusern im Kooperationsraum Süd kalkuliert, was zumindest für die Zukunft des Pfarrgemeindehauses in der Ludwigstraße das Aus bedeuten könnte. Nicht tangiert sind Bad Dürrheims evangelische Gemeinden von der Reduktion von drei auf zwei Bezirkskantorate. Bis zum 16. Oktober erwartet der Bezirkskirchenrat eine Rückmeldung zur Einschätzung des künftigen Gebäudebestands. Noch vor Gründung der neuen Dienstgruppe Regio Süd am 1. Januar 2024 sollen konkrete Entscheidungen hinsichtlich Pfarrstellen und Pfarrhäuser fallen. Damit einhergehend ist die Entwicklung neuer Gemeindestrukturen und Rechtsformen.

Entwicklung

Mitgliederzahlen
In den evangelischen Kirchengemeinden auf Stadtgebiet soll gemäß einer Hochrechnung für das Jahr 2032 die Zahl der Mitglieder bei 1770 in Bad Dürrheim, 270 in Öfingen und 890 Mitglieder in Oberbaldingen liegt.