So präsentiert sich die "Schwarzwaldkathedrale" in Zwerenberg heute. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Zuvor waren der Friedhof verlegt und ein Schulhaus gebaut worden / Neues Bild für die Ortsmitte

Alt ist die Kirche in Zwerenberg, die auch als "Schwarzwaldkathedrale" bekannt ist. Ein Blick in die Geschichte eines heute ortsbildprägenden Gebäudes.

Lange ist es her, dass die Kirche in Zwerenberg eingeweiht wurde. Vor 180 Jahren pilgerten erstmals die Gläubigen zum Gotteshaus, das auch auf Betreiben des Pfarrers Friedrich August Steinheil errichtet worden war. Heute ist sie ortsbildprägend.

Neuweiler-Zwerenberg. Die Zwerenberger Kirche ist auch als "Schwarzwaldkathedrale" bekannt. Vor gut 180 Jahren, am 14. Mai 1840, wurde sie eingeweiht und prägt seither die Dorfmitte. Normal heißt ein Gotteshaus nur am Sitz von einem Bischof Kathedrale – und den gab es hier nie. Aber immerhin handelt es sich um eine geräumige Kirche, deren seit 532 Jahren eigenständiges Pfarramt ein weites, einst noch größeres Einzugsgebiet besitzt.

In der Oberamtsbeschreibung von 1860 ist zu lesen, dass die Pfarrkirche 1838/39 mit einem Aufwand von 30 000 Gulden errichtet wurde. Um einen Gulden musste ein Taglöhner damals etwa zwei Tage oder mehr arbeiten. Weiter sagt das alte Dokument, dass – wie heute – die "Unterhaltung dem Staat zusteht". Die Hintergründe dazu und die Einweihung sind ausführlich dokumentiert.

Die Dinge entscheidend vorangetrieben hat Pfarrer Friedrich August Steinheil (1800 bis 1864). Er wirkte von 1833 bis 1843 in Zwerenberg und hat durch seine Nachforschungen den Bau überhaupt möglich gemacht und geprägt. Wesentliches – auch zur Heimatgeschichte Erforschtes – hat er in einem mehr als 90 Seiten umfassenden, in Stuttgart erschienenen kleinen Buch 1841 festgehalten. Für jene Zeit oft üblich, trägt es einen umfangreichen Titel: "Einweihungs-Feier der neuen Kirche in Zwerenberg Ober-Amts Calw – Nebst einem Anhang über die kirchliche Baulast der Protestanten und über den Aufenthalt des württembergischen Reformators Brenz zu Hornberg bei Bulach." Daraus geht auch hervor, dass die Gemeinde 5000 Gulden einbrachte, aber die künftige Baulast abgeben konnte.

Genannt ist mit Brenz ein bedeutender Zwerenberger Gottesdienstbesucher. Steinheil hat viele Argumente gesammelt, die gegen Meinungen stehen, mit denen gelegentlich das heute südbadische Hornberg anstelle des Altensteiger Stadtteils dessen Aufenthalt für sich reklamiert.

Dazu gehören recht klare Nachweise über Brenz‘ Verbindung zu den von Gültlingen in Berneck, sein vielfach urkundlich belegter Aufenthalt auf seiner Burg Neubulach oder seine Belehnung durch den Herzog mit der nahen Fautsburg, die er von 1561 bis kurz vor seinem Tod 1570 als Lehen besaß.

Renommierter Historiker blickt zurück

Natürlich hatte Zwerenberg schon vor 1841 eine Kirche. In dem voriges Jahr erschienenen Buch, "Die evangelischen Kirchen in Neuweiler", führt der Historiker Jeff Klotz aus, dass in der sogenannten "Hornberger Urkunde" für Zwerenberg wie für Neuweiler schon 1342 ein "Leutpriester" nachgewiesen ist und wohl jeweils Kapellen bestanden.

Allen Beschreibungen nach muss aber das Sakralgebäude Zwerenbergs Anfang des 19. Jahrhunderts und lange davor in einem sehr schlechten Zustand gewesen sein. Der Schwamm saß im Holz und der Regen drang durchs Dach bis in den Predigtraum.

Diesen Zustand wollte der in Stuttgart geborene Steinheil ändern, als er mit 33 Jahren aus Weilheim kommend aufzog. Wie immer spielte die Kostentragung eine Rolle. Er fand heraus, dass quasi als Nachfolger der früher für den Bau zuständigen Komturei Rohrdorf jetzt wohl das Königshaus Württemberg in der Pflicht sei. Mit Nachdruck die Dinge verfolgend erreichte er, dass die Finanzierung im Wesentlichen Stuttgart trug.

Neues Schulgebäude 100 Jahre später errichtet

Wegen des Neubaus wurde 1835 der zuvor um die Kirche gelegene Friedhof an seinen heutigen Platz an den Ortsrand auf die Markung Gaugenwald verlegt. Im gleichen Jahr wurde auch "zunächst der Kirche" ein Schul- und Rathaus errichtet, das heute als Kindergarten und Wohngebäude dient.

Der Bau des "neuen Schulhauses" folgte 100 Jahre später. Dieses wurde durch die Kirchengemeinde von der bürgerlichen Gemeinde 1981 erworben und ist heute, durch einen Anbau aus den 1990er-Jahren erweitert, evangelisches Gemeindehaus.

Bis zum Sommer 1999 war dort durch die Gemeinde eine Kindergartengruppe untergebracht, die geschlossen wurde, weil der Bedarf für zwei Gruppen für die hier das "Schüle" besuchenden Kinder aus dem Ort, Gaugenwald und seinerzeit Hofstett in den Räumen des einstigen Zwerenberger Rathauses ausreichte.

Der Kindergarten war 1974 von den damals noch selbstständigen Gemeinden Gaugenwald, Zwerenberg und Martinsmoos im älteren Teil des heutigen evangelischen Gemeindehauses eröffnet und 1990 von der Gemeinde Neuweiler im ehemaligen Rathaus erweitert worden.