Eine Abordnung der Katholischen Landjugendbewegung ließ es sich nach dem Festgottesdienst im lauschigen "Hexe Gaarde" des Vereinsheims der Sulzbachhexen gutgehen. Foto: Kern

Das Vereinspatrozinium in Hausach ist einzigartig in der Region – vermutlich sogar überregional. Dieses Jahr war alles etwas anders als gewohnt. Das Treffen fand an einem anderen Ort und erstmals unter der Regie der Sulzbachhexen statt.

Hausach - Der Festgottesdienst am Freitag wurde in der St. Mauritius-Kirche statt beim "Klösterle" abgehalten. Für Pfarrer Jürgen Grabetz war der Gottesdienst eine Premiere. "Ein Vereinspatrozinium habe ich noch nie erlebt und finde es sehr schön", so der Pfarrer. Ohne Menschen der Vergangenheit gäbe es das heutige Vereinsgeschehen nicht. Es nutze nichts, alleine zu tanzen und erst gemeinsam werde dies zu einem schönen Erlebnis. "Die Gemeinschaft ist die Grundlage unseres menschlichen Daseins und unser Land hat einen riesengroßen Schatz durch die Arbeit vieler Vereine", stellte der Geistliche heraus.

Es habe sich vieles gewandelt in der Vereinslandschaft und die Arbeit sei nicht leichter geworden. Es sei wichtig und notwendig, weiterzumachen, sich gegenseitig zu tragen und zu unterstützen. Nur so könne ein Gemeinwesen wie Stadt und Land weiter existieren und miteinander das Leben gestaltet werden. Dazu gehöre unter anderem, mit Konflikten umgehen zu können.

Auch in Vereinen sei nicht alles "Friede, Freude, Eierkuchen", wie der Pfarrer ausführte. So wichtig Gemeinschaft für alle ist, so schwierig könne es manchmal sein. "Da knirscht es manchmal gewaltig und das Miteinander will und muss neu erfahren werden, damit sich entfalten kann, was wir alle wollen: Frieden", machte Grabetz deutlich. Verschiedene Meinungen und Ansichten unter einen Hut zu bringen, sei eine Aufgabe der Vereinsarbeit – und dies gelte auch für die Kirche. Bevor in stillem Gebet der Verstorbenen der Vereine gedacht wurde, wünschte der Pfarrer den Verantwortlichen viel Kraft, Ausdauer und Geduld für das weitere Schaffen.

Ortswechsel auf Wunsch der Anwohner?

Angesichts der mehr als 80 Vereine in Hausach war der Besuch des Gottesdienstes überschaubar. Abordnungen der Burgwache, der Dorfer Erzbrüder und der Trachten- und Volkstanzgruppe waren in der jeweiligen Tracht erschienen. Eine wirklich nachvollziehbare Erklärung für den verhaltenen Besuch hatte Vereinssprecher Reinhold Reichenauer nicht: "Vielleicht wird die Tradition als solche nicht mehr so angenommen."

Neu war dieses Jahr auch der Ort für das sich dem Festgottesdienst anschließende gesellige Beisammensein der Vereinsvertreter im nahe gelegenen lauschigen "Hexe Gaarde" der Sulzbachhexen. Umgeben von Weinranken, Blumenpracht und idyllischer Beleuchtung konnten Getränke und Vesper bei Geplauder genossen werden. Traditionell lädt die Stadt Hausach und eine der örtlichen Banken, dieses Jahr die Volksbank Mittlerer Schwarzwald, dazu ein. "Das gibt’s jetzt aber nicht nach jedem Gottesdienst", scherzte Pfarrer Grabetz, der sich zu dem Umtrunk gesellte.

Auf Nachfrage des Schwabo zu den Ortswechseln des traditionellen Vereinspatroziniums, deutete Reichenauer an, dass dies zum Teil auf Wunsch der Anwohner beim Klösterle St. Sixt geschehen sei. Dort wurde seit fast 50 Jahren der Festgottesdienst abgehalten. Die 1966 auf Initiative des Hausacher Ehrenbürgers Kurt Klein gegründete örtliche Vereinsgemeinschaft hatte 1973 für das sakrale Kleinod den Glockenturm gestiftet. Auf der Homepage der Stadt Hausach wird darüber informiert, dass der Gottesdienst wegen des schadhaften Daches nicht wie gewohnt auf dem Vorplatz des Klösterles stattfinden konnte. Seit der Pandemie stehe auch das Feuerwehrgerätehaus nicht mehr für den sich anschließenden Umtrunk zur Verfügung. Deshalb sei in das nahegelegene Vereinslokal der Sulzbachhexen ausgewichen worden, das zudem auch viel näher am eigentlichen Geschehen sei.

Kommendes Jahr können die Hausacher zum 50. Mal das Vereinspatrozinium feiern. Es wurde 1973 auf Initiative von Ehrenbürger und ehemaligen Vereinssprecher Kurt Klein ins Leben gerufen. Ihm ist auch die 1966 gegründete Hausacher Vereinsgemeinschaft zu verdanken, die sich mit vielen Aktionen wie unter anderem der Restaurierung der Kreuzbergkapelle sowie der Erhaltung des Herrenhauses und des Historischen Kellers um das Gemeinwesen der Stadt verdient gemacht hat.