Die Kirche in Neuweiler bleibt stehen, das Pfarrhaus hingegen wird neu gebaut. (Archiv) Foto: Fritsch

Die Kirchengemeinde Neuweiler steht vor einem Kraftakt. In diesem Jahr soll noch mit dem Bau eines neuen Pfarrhauses begonnen werden. Die Sanierung des alten Gebäudes wäre ein Ding der Unmöglichkeit, jetzt gaben sowohl kirchliche wie kommunale Gremien grünes Licht für die Baumaßnahme.

Neuweiler - Es war eine Überraschung, die da vor geraumer Zeit im Neuweiler Gemeinderat inmitten der Baugesuche auftauchte. Denn dort war zu lesen, dass die evangelische Kirchengemeinde Neuweiler plant, ein neues Pfarrhaus zu errichten. Das Gremium stimmte dem Vorhaben zu, Bürgermeister Martin Buchwald betonte dann noch, dass es grundsätzlich von entscheidender Bedeutung sei, auch in diesem Bereich gut aufgestellt zu sein, falle doch die Besetzung von Pfarrstellen in Baden-Württemberg immer schwerer.

Bau wird von der Kirchengemeinde finanziert

Doch aktuell hat Neuweiler mit Tobias Lehmann noch einen aktiven Pfarrer und braucht auf absehbare Zeit auch keinen neuen Geistlichen mit einem schmucken Pfarrhaus anlocken, zumal der Bau von der Kirchengemeinde und nicht von der Gemeinde finanziert wird. Über die Hintergründe des geplanten Neubaus klärt daher auch Pfarrer Lehmann im Gespräch mit unserer Redaktion auf.

Keine einfache Erklärung

Doch den einen einfachen Erklärsatz gibt es nicht, wie schnell klar wird. "Im Rahmen der Fusion der Kirchengemeinden Neuweiler und Breitenberg-Oberkollwangen wurde vom Oberkirchenrat geprüft, ob das kirchengemeindeeigene Pfarrhaus in Breitenberg als zukünftiger Pfarrsitz sinnvoll wäre. Doch die Investitionen für eine Renovierung wäre im höheren sechsstelligen Betrag", sagt Lehmann und erklärt weiter: "Darum hat der Oberkirchenrat den Neubau eines Pfarrhaus in Neuweiler genehmigt."

Historische Verpflichtung zum Unterhalt

Doch all das ging nur, weil das alte staatliche Pfarrhaus in Neuweiler vom Land Baden-Württemberg abgelöst worden ist. "Das heißt, sie haben sich von der historisch vertraglichen Verpflichtung zur Unterhaltung des Pfarrhauses freigekauft", ordnet der Geistliche aus Neuweiler ein. Dadurch fiel das Gebäude an die Kirchengemeinde zurück, die das alte Pfarrhaus verkaufte.

Kosten von knapp 800.000 Euro kalkuliert

Jetzt soll also in Neuweiler ein neues entstehen. Das Pfarramt und die Pfarrwohnung kommen in den Neubau. Der wird laut Lehmann rund 800 000 Euro kosten. Dennoch ist es der Kirchengemeinde möglich, das Bauvorhaben "fast schuldenfrei" zu stemmen. Denn das alte Neuweiler Pfarrhaus wurde bereits verkauft, das in Breitenberg soll ebenfalls veräußert werden – die Hälfte dieses Erlöses fließt dann in den Neubau.

Erst nach der Fertigstellung wird umgezogen

Allerdings erst rückwirkend, denn aktuell wohnt Lehmann noch im Breitenberger Pfarrhaus, zieht dann nach Fertigstellung des neuen Gebäudes um. Doch bis es soweit ist dauert es noch eine Weile. Immerhin will man noch in diesem Jahr mit dem Bauen anfangen. "Der Einzug ist dann für September 2023 angedacht", stellt Lehmann in Aussicht, wohl wissend, dass diverse Turbulenzen im Bausektor die Pläne wieder durcheinanderwirbeln können. Doch egal wie lange es am Ende dauert, aus reinen Betriebskostengründen macht der Neubau allemal Sinn, denn "gegenwärtig benötigt das alte Pfarrhaus 4500 Liter Heizöl im Jahr", sagt Lehmann. Nicht nur finanziell ungut, sondern auch umwelttechnisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Im neuen soll dann mittels Erdwärme geheizt werden. Es ist "damit ökologisch und schöpfungstheologisch nachhaltig und eine gute Investition", schließt Lehmann.