Dorothea von Kalckstein ist Pfarrerin in der evangelischen Stadtgemeinde im Bezirk Lukas in Villingen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt sie von ihrer Berufung, den Herausforderungen der Gemeinde und ihrer persönlichen Sicht auf Ostern und die Fastenzeit.
Dass Dorothea von Kalckstein heute Pfarrerin ist, war ihre Berufung. Davon ist die Pfarrerin der evangelischen Stadtgemeinde im Bezirk Lukas fest überzeugt. „Für mich gibt es nichts Besseres“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion über ihren Beruf – eine Entscheidung, die für sie nie infrage stand.
Seit drei Jahren leitet sie nun den Bezirk Lukas in Villingen und blickt auf einen herausfordernden Start zurück. Zuvor war sie als Pfarrerin in Rielasingen am Bodensee tätig – der Wechsel nach Villingen-Schwenningen bedeutete für sie eine Umstellung.
Besonders der geplante Verkauf der Lukaskirche stellte die Gemeinde vor eine schwierige Phase. „Die Leute waren anfangs sehr verunsichert“, erinnert sie sich. Unter diesen Umständen sei es ihr zu Beginn nicht leichtgefallen, die noch unbekannten Gemeindemitglieder kennenzulernen.
Doch der Start in Villingen wurde ihr durch das Kollegenteam erleichtert. „Es war von Anfang an eine tolle Arbeit im Team“, lobt sie die Zusammenarbeit. „Ich bin auf ein sehr nettes Team gestoßen, in dem wir uns in unserer Unterschiedlichkeit voll und ganz akzeptieren.“ Besonders ihre erste Begegnung mit dem Dekan sei ihr in positiver Erinnerung geblieben. So fiel es ihr nicht schwer, den Schritt zu wagen und in den Schwarzwald zu ziehen. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, zieht die Pfarrerin ihr Fazit.
Pfarrerin gewährt einen Einblick in ihren Alltag
Mittlerweile ist die Lukaskirche entwidmet und kann nicht länger als Gotteshaus genutzt werden. Der geplante Verkauf an den Caritasverband, der vergangenen Jahres stattfinden sollte, ist gescheitert. Eine endgültige Lösung für das Gebäude wird weiterhin gesucht.
In der Stadtgemeinde selbst sei inzwischen jedoch Ruhe eingekehrt. Die Gottesdienststruktur wurde unter anderem überarbeitet und biete nun eine feste und verlässliche Grundlage für das Gemeindeleben.
Im Gespräch mit unserer Redaktion gewährt Dorothea von Kalckstein auch einen Einblick in ihren Arbeitsalltag – wobei sie gleich klarstellt: Einen „typischen“ Tag gibt es für eine Pfarrerin nicht. Ihr ursprünglicher Plan, sich den Montag als freien Tag freizuhalten, scheitert meist, sagt sie und lacht.
Viele Gespräche mit den Gemeindemitgliedern
Struktur geben ihrem Alltag regelmäßige Besprechungen mit den Kolleginnen und Kollegen der Gemeinde. Zudem stehen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen an. Ein großer Teil ihrer Arbeit besteht auch aus persönlichen Gesprächen mit Gemeindemitgliedern. „Ich kenne es eigentlich nicht, dass ich acht Stunden am Tag in meinem Büro sitze“, erzählt sie.
Natürlich müssen auch die Sonntagsgottesdienste vorbereitet werden – die besten Ideen für ihre Predigten kommen ihr dabei oft beim Spazierengehen. Auch in ihrer Freizeit ist sie eng mit der Natur verbunden: Durch ihr Pferd und ihren Hund verbringt sie viel Zeit draußen.
Nachdem die langjährige Pfarrerin Bettina von Kienle vergangenen Jahres die Matthäusgemeinde in Marbach verlassen hat, übernimmt Dorothea von Kalckstein seitdem die Vakanzvertretung. Die Pfarrstelle der evangelischen Matthäusgemeinde ist ausgeschrieben, doch es fehlte bislang an Bewerbungen – auch aufgrund der geringen Absolventenzahl.
Dorothea von Kalckstein blickt auf das Osterfest
Dass die Kirche inzwischen an Selbstverständlichkeit verloren hat, sieht auch die Pfarrerin des Lukasbezirks. „Wir geben unser Bestes und versuchen, attraktiv zu sein“, sagt Dorothea von Kalckstein. Trotzdem findet sie auch, dass der Mensch für seinen Glauben eigentlich gar nicht viel braucht: Gottes Wort, Gemeinschaft und die Feier des Gottesdienstes. Ihre Aufgabe sieht sie darin, das Wort Gottes zu verkünden und die Gemeinde zu leiten.
Jetzt blickt die Pfarrerin auf das Osterfest, das in wenigen Wochen ansteht und für sie das wichtigste Fest im christlichen Glauben ist. Vor allem der Zusammenhang zwischen Tod und dem Glauben findet die Pfarrerin sehr spannend. „Wenn man diese drei Tage bewusst erlebt, dann ist das schon sehr berührend“, schildert sie ihre Erfahrungen. Die Angebote der Gemeinde um die Osterzeit seien in den vergangenen Jahren stark besucht worden, freut sie sich über den Zuspruch, vermutet aber auch, dass es auch daran liegt, dass das Osterfest als Hoffnungsträger in den aktuellen Zeiten relevanter denn je ist. „Das Fest gibt einem einfach ein gutes Gefühl.“
Bis dahin übt auch sie sich während der Fastenzeit noch im Verzicht – und fastet in diesem Jahr Social Media. Ihre erste Erkenntnis: Man hat tatsächlich mehr Zeit für andere Dinge.
Das Fasten habe in den letzten Jahren eine richtige Renaissance erlebt und sei zu einem Lifestyle geworden, so die Pfarrerin. „Und das ist schon ganz cool“, meint sie – auch wenn sie es schade findet, dass der eigentliche christliche Gedanke dabei oft in den Hintergrund rückt.